Eine Strecke, die Bahnhistorie geschrieben hat, feiert Ende Juni Geburtstag. Wer in Geislingen Bahnfeeling von einst erleben will, hat die Auswahl - auch direkt von Stuttgart aus.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Die Dampflokomotive, die am 28. und 29. Juni zum 175. Streckenjubiläum zusammen mit anderen Dampfloks die Geislinger Steige hinauf und hinunter schnaufen wird, hat echte Steilstrecken-Kompetenz. Die nur vier Maschinen der Baureihe 97 wurden in den Jahren 1922 bis 1925 für eine Zahnradbahn gebaut – die inzwischen stillgelegte Strecke zwischen Honau und Lichtenstein auf der Schwäbischen Alb.

 

Legende für Bahnfans

Ganz so steil geht es auf den 5,6 Kilometern zwischen Geislingen und Amstetten zwar nicht nach oben. Aber für Bahnfans ist „die Steige“ eine Legende. Sie ist zwar in Deutschland nicht die steilste, aber in Europa eine der am meisten befahrenen Bergstrecken. Zu sehen sind dort im Alltagsbetrieb alle Arten von Zügen, vom ICE über den Regionalexpress bis hin zu Güterzügen, auch wenn viele Fernzüge inzwischen eine 2022 eröffnete, neue Schnelltrasse über die Alb nutzen.

Dementsprechend bunt ist das am letzten Juniwochenende geplante Jubiläumsprogramm (https://steigenjubilaeum.de/). Rund um den Bahnhof Geislingen gibt es umfangreiche Veranstaltungen wie eine Modellbahnausstellung, Stellwerksbesichtigungen, eine Buchvorstellung und Filmpremiere, eine Podiumsdiskussion, viel Musik und am Sonntag auch ein Oldtimertreffen. Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) kommt am Samstag zu einer Zugtaufe.

Dampfzüge auf der Steilstrecke

Der Höhepunkt sind aber die in Kooperation mit Museumsvereinen angebotenen historischen Fahrten. Sieben dieser von Ehrenamtlichen getragenen Organisationen sind involviert, etwa die Dampfnostalgie Karlsruhe oder die Fans der Zahnradbahn Honau-Lichtenstein. Koordiniert wird das Ganze von der UEF Eisenbahn-Verkehrsgesellschaft der Ulmer Eisenbahnfreunde.

Am Samstag und am Sonntag werden jeweils sechs Rundfahrten zwischen Geislingen und Amstetten mit Dampfloks und einer schiebenden E-Lok der Baureihe 194 („Deutsches Krokodil“) angeboten, für die man die Tickets schon im voraus online buchen kann. Sie kosten hin und zurück 10 Euro, für Kinder fünf und für Familien 25 Euro. Um 11.45 Uhr verkehren an beiden Tagen sogar zwei Dampfzüge parallel auf die Alb hinauf, um für ein besonderes Spektakel zu sorgen.

Direkte historische Fahrten von Stuttgart aus

Es gibt noch andere Fahrtmöglichkeiten, etwa mit einem historischen Fernschnellzug von Stuttgart über die Geislinger Steige bis Ulm und dann wieder zurück – mit Zwischenhalten in Plochingen und Geislingen. Diese Züge fahren an beiden Jubiläumstagen je einmal vormittags und nachmittags, das erste Mal am Samstag um 8.55 Uhr vom Hauptbahnhof Stuttgart. Gezogen werden sie von der inzwischen ausgemusterten, elektrischen Intercity-Lok der Baureihe 103. Bei diesem Angebot, das in Kooperation mit der Deutschen Bahn von der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) bestellt wurde, gelten normale Nahverkehrsfahrkarten, also auch das Deutschlandticket. Man kann ohne Aufpreis in Wagen der 1. Klasse des einstigen Luxusschnellzuges „Rheingold“ sitzen.

Zu denselben Konditionen fährt ein klassischer roter Schienenbus am Samstag um 8.19 Uhr von Tübingen nach Geislingen und anschließend nur an diesem Tag zwischen Göppingen und Geislingen hin und her. Auch auf der Albhochfläche zwischen Amstetten und Gerstetten fahren am ganzen Wochenende auf der dortigen Lokalbahn einige Züge. Der detaillierte Fahrplan der Sonderzüge, die mit regulären Tickets zu nutzen sind, findet sich auf der Internet-Veranstaltungsseite zum Jubiläum. Dort ganz ans Ende zu „Anreise“ scrollen und den Link „Anreise mit historischen Zügen“ öffnen. Die Zeiten stehen aber auch in der normalen Fahrplanauskunft etwa der DB. Im übrigen gelten am Jubiläumswochenende generell VVS-Fahrkarten für die Tarifzone Geislingen auch bis hinauf nach Amstetten.