Die Straße von Affalterbach nach Remseck-Hochdorf wird ab Herbst ausgebaut, aber nur auf eine Breite von sechs Metern. Die Frage ist, ob das die Pläne konterkariert, dort künftig Busse verkehren zu lassen.
Die Sanierung der als Holperpiste verrufenen Straße zwischen Affalterbach und Remseck-Hochdorf ist ausgemachte Sache. Im September sollen die Bagger anrücken, verkündet Andreas Fritz, Pressesprecher des Landratsamts. Der Weg dahin war allerdings steinig. Das Kreishaus musste sich erst die benötigten Grundstücke für einen Ausbau sichern, zudem stellten die Anrainerkommunen klar, dass auf der Strecke weiter keine Lastwagen rollen sollen. Statt auf 6,50 Meter wird die Trasse deshalb nur auf 6 Meter verbreitert. Die Frage ist nun allerdings, ob sich Affalterbach und Remseck damit nicht selbst ein Ei gelegt haben – im Hinblick auf den ÖPNV.
Affalterbach hätte Anschluss an die Stadtbahn
Insbesondere der Affalterbacher Gemeinderat hatte sich zuletzt dafür starkgemacht, nach der Sanierung der Straße dort Busse fahren zu lassen. Für die Affalterbacher hätte das den Vorteil, zur Stadtbahn in Remseck pendeln zu können. In umgekehrter Richtung würde vor allem eine ÖPNV-Verbindung zu den tausenden Arbeitsplätzen in der Gemeinde am Apfelbach geschaffen, in der AMG zuhause ist. Aber lassen sich diese Vorstellungen überhaupt mit der nur sechs Meter breiten Trasse in Einklang bringen? Und können Busse dort fahren, wo es für Laster zu eng wird? Zunächst könnte man meinen: nein. Denn die Richtlinien dazu sagen, dass im Linienverkehr „die Verkehrsräume von sich begegnenden Bussen in der Regel eine Breite von 6,50 Meter“ haben sollten. Das ist allerdings nicht der Todesstoß.
Lastwagen seien auf der Route zwar tabu, konstatiert Andreas Fritz. Omnibusse seien von dem Verbot jedoch ausgenommen. Die Fahrbahnbreite von sechs Metern reiche aus, damit sie und Autos sich nicht ins Gehege kommen. Und auf Lastwagen können die Busse ja sowieso nicht treffen. Angesichts dieser Gemengelage könne der „Busverkehr auch auf einem sechs Meter breiten Querschnitt durchgeführt werden, da der Fall, dass sich zwei Busse begegnen, selten vorkommt beziehungsweise durch den Fahrplan ausgeschlossen werden kann“, so Fritz.
Das ist auch von den Richtlinien gedeckt. Dort sind für die 6,50-Meter-Regel nämlich Ausnahmen verankert. In Fällen mit „geringer Fahrzeugfolge, untergeordneter Rolle des ÖPNV, geringer Begegnungshäufigkeit und Ausweichmöglichkeiten“ könne das Maß auf sechs Meter reduziert werden.
Kommunen müssten sich an der Busverbindung finanziell beteiligen
Da es sich bei der Verlängerung der Linie 402 nach Affalterbach formal um einen „ergänzenden Lückenschluss“ handeln würde, wäre dazu passend die Zahl der Busse auf der Strecke fürs Erste ohnehin überschaubar. Auch mit Blick auf die Pendlerzahlen sei es angemessen, „zunächst mit den vom Nahverkehrsplan des Landkreises Ludwigsburg für Ergänzungsverbindungen vorgesehenen 15 Fahrtenpaaren pro Tag in die Prüfung zu starten“, sagt Andreas Fritz.
Gemeinsam mit dem Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) werde der Landkreis die „aus verkehrlicher und betrieblicher Sicht vorteilhafteste Lösung herausarbeiten“ und diese voraussichtlich im Herbst mit den betroffenen Kommunen besprechen. „Die Entscheidung, ob es zu einer Umsetzung kommt, wird anhand der verkehrlichen und finanziellen Rahmenbedingungen in Abstimmung mit den Kommunen gefasst. Voraussetzung für die finanzielle Beteiligung des Landkreises ist, dass die betroffenen Kommunen 50 Prozent der Kosten übernehmen“, erklärt der Pressesprecher.
Der Landkreis Ludwigsburg als Aufgabenträger für den regionalen Busverkehr sehe die Schaffung einer Busverbindung zwischen Affalterbach und Remseck als grundsätzlich sinnvoll an. „Damit könnte einerseits die Erschließung des südlichen Teils von Affalterbach verbessert und andererseits eine Umsteigeverbindung von Affalterbach zur SSB-Stadtbahnlinie U12 in Neckargröningen hergestellt werden“, erläutert Fritz. Ebenso schlüssig sei es bei einer Realisierung, die Marbacher Exklave Siegelhausen anzubinden, die auf halber Strecke zwischen Affalterbach und Hochdorf liegt.
Ein Wunsch, der unlängst im Gemeinderat der Schillerstadt geäußert worden war. Nachdem die Arbeiten zum Ausbau der Straße demnächst vergeben werden sollen und die Entscheidung über die Etablierung einer Buslinie noch nicht gefallen ist, sei allerdings „die Einrichtung einer Bushaltestelle zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorgesehen. Der nachträgliche Einbau von Bushaltestellen ist baulich jedoch problemlos möglich“, erklärt der Landratsamts-Pressesprecher.
Marbach wünscht Bushaltestelle für Siegelhausen
Gespannt sein darf man nur, ob das klamme Remseck bei der vom Kreishaus genannten Bedingung einer finanziellen Beteiligung am Ausbau der Linie mit im Boot ist. Die Stadtverwaltung befürworte die Verlängerung der Stadtbuslinie 402, erklärt der Pressesprecher Philipp Weber zwar. Dabei dürften aber keine zusätzlichen Kosten für die Kommune anfallen, schränkt er sogleich ein. Ob das bedeutet, dass sich die Stadt definitiv nicht mit dem von den Kommunen erwarteten Quantum beteiligt, lässt er offen. „Das Landratsamt Ludwigsburg hat diesbezüglich noch keinen Kontakt zur Stadtverwaltung Remseck am Neckar aufgenommen. Dementsprechend kann zum jetzigen Zeitpunkt diesbezüglich noch keine Aussage getroffen werden“, erklärt der Pressesprecher dazu.
Ein klares Bekenntnis zu den Finanzierungsmodalitäten gibt es dagegen bereits vom Affalterbacher Bürgermeister Steffen Döttinger. „Das sind die Bedingungen des Landkreises für zusätzliche Linien, und diese akzeptieren wir“, sagt er.
Ende 2025 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein
Abschnitte
Aktuell wird die Kreisstraße 1669 auf der Ortsdurchfahrt in Hochdorf auf dem Abschnitt vom Abzweig nach Ludwigsburg-Poppenweiler bis zum Ortsausgang nach Affalterbach auf Vordermann gebracht. Die Arbeiten sollen laut Landratsamt noch im August abgeschlossen werden. Weiter geht es dann im September. Von da an bis Juni 2025 soll die Trasse in Affalterbach und von dort bis Siegelhausen saniert werden.
Befahrbar
Im letzten Abschnitt werden sich die Bautrupps vom Sommer 2025 an um das Teilstück von Siegelhausen bis Hochdorf kümmern. Die Gesamtstrecke soll ab Ende 2025 wieder befahrbar sein.