Ludwigsburgs Basketballer starten erstmals im Fiba Europe Cup – der sportlich eher drittklassig ist. Doch es gibt Gründe für eine Teilnahme am Wettbewerb.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Wenn der Basketball-Trainer John Patrick von den MHP Riesen Ludwigsburg an den ersten Gegner im Fiba Europe Cup denkt, kommt Freude auf: „Schließlich habe ich schottische Wurzeln.“ Die Caledonia Gladiators, die an diesem Dienstag (19.30 Uhr) in der MHP-Arena zu Gast sind, sind unweit von Glasgow zu Hause. Nun hat sich der Bundesligist nicht wegen Patricks privaten Präferenzen für die erstmalige Teilnahme an diesem europäischen Wettbewerb entschieden, sondern aus sportlichen Gründen: „Es ist einfach so, dass manche Agenten Wert darauf legen, dass ihre Spieler international vertreten sind“, sagt der Riesen-Vorsitzende Alexander Reil, dessen Begeisterung für diesen Wettbewerb sich anfangs in Grenzen hielt, weil er doch eher drittklassig anzusiedeln ist – gewissermaßen das Pendant zur Conference League im Fußball.

 

Doch zum einen haben sich die Ludwigsburger als Bundesliga-Achter sportlich qualifiziert, zum anderen wurde der Wettbewerb in den vergangenen Jahren sportlich aufgewertet durch die Teilnahme von durchaus renommierten Teams aus Spanien oder auch Frankreich wie Ludwigsburgs Gruppengegner JDA Dijon, den man aus der Vergangenheit in der Champions League bestens kennt.

Das ist der höher angesiedelte Wettbewerb des Weltverbandes Fiba, in dem die Ludwigsburger bereits zweimal das Final Four erreicht haben und der zudem deutlich lukrativer ist. Ein Beispiel: Im Vorjahr hat Bundesligist Niners Chemnitz den Fiba Europe Cup gewonnen und dafür 40 000 Euro erhalten. Das ist die Summe, die in der Champions League bereits als Startgeld garantiert ist, während auf den Sieger aktuell 600 000 Euro warten. Das ist eine ganz andere Hausnummer. Vor allem, da dort auch die Kosten für die Schiedsrichter sowie die Bereitstellung des Fernsehsignals übernommen werden, während beides im Fiba Europe Cup zulasten der Vereine geht.

Kein Wunder, dass Reil sagt: „Die Wahrscheinlichkeit, dass es für uns ein Zuschussgeschäft wird, ist eher hoch als gering – es sei denn, wir erreichen das Halbfinale.“ Erst in diesem Fall würde es so langsam interessant. Zumal dann auch das Zuschauerinteresse steigen dürfte. Denn Reil macht sich keine Illusionen: „Wenn zum ersten Spiel unter der Woche 1500 Leute kämen, wäre das gut.“

Wobei der Verein finanziell kein Harakiri macht, sondern beim inzwischen knapp Sechs-Millionen-Euro-Budget dafür an anderer Stelle gespart hat. Sportlich wird es ebenfalls kein Selbstläufer. In der ersten Gruppenphase ist nur der Sieger sicher für die nächste Runde qualifiziert, dazu kommen die sechs besten Zweiten. „Natürlich wollen wir so weit wie möglich kommen, allein aus wirtschaftlichen Gründen“, betont Reil, fügt aber hinzu: „Wir müssen schon auch aufpassen, dass es nicht zu viele teilnehmende Bundesligisten werden, sonst wird so ein Wettbewerb schnell entwertet.“

Die Sorge besteht im Basketball vor allem deshalb, weil neben den beiden Fiba-Turnieren noch die privat organisierte Euroleague parallel dazu ihr eigenes Süppchen kocht. Mit ebenjener Euroleague als Königsklasse, in der 18 Vereine von Real Madrid bis Bayern München organisiert und zum Großteil auch gesetzt sind. Als Unterbau fungiert zudem der Eurocup, ein Einladungswettbewerb, an dem aus Deutschland die Clubs aus Ulm sowie Hamburg teilnehmen und aus dem am Ende der Sieger in die Euroleague aufsteigt.

Inflation der Wettbewerbe

Reil kennt das Dilemma: „Das größte Problem im Basketball ist, dass es in dieser Hinsicht keine einheitliche Regelung gibt.“ Seit Jahren wird diskutiert, doch eine gemeinsame Lösung ist nicht in Sicht. Das führt inzwischen sogar so weit, dass es in den vier genannten Wettbewerben mehr Mannschaften gibt als auf europäischer Ebene im Fußball: deren 110 im Basketball, während sich in der Champions League, Europa League und Conference League der Uefa „nur“ 108 Clubs tummeln.

Und wem das alles noch nicht genug ist, dem setzt der Basketball noch einen obendrauf. Seit 2021 gibt es die European North Basketball League (ENBL) für Vereine aus Nord-, Mittel- und Osteuropa, an der in dieser Saison auch die Bamberg Baskets teilnehmen. Zur Erinnerung: Die spielten vor sechs Jahren noch Euroleague – nun ja, Hauptsache, man ist international dabei.

Wettbewerbe im Basketball

Euroleague
Gewissermaßen die (privat organisierte) Königsklasse, analog zur Champions League im Fußball; mit Bayern München und Alba Berlin

Eurocup
Vergleichbar mit der Europa League im Fußball; mit ratiopharm Ulm und den Hamburg Towers Champions League
Sportliches Pendant zum Eurocup, aber vom offiziellen Weltverband organisiert; mit den Würzburg Baskets, Niners Chemnitz, Rasta Vechta und den Telekom Baskets Bonn Fiba Europe Cup
Drittklassiger Wettbewerb, vergleichbar mit der Conference League im Fußball; mit den MHP Riesen Ludwigsburg und den Löwen Braunschweig