Ludwigsburgs Basketballer blicken auf eine durchwachsene Saison zurück – und stehen vor etlichen offenen Fragen.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Die MHP Riesen haben zwar den fünften Halbfinaleinzug im Basketball verpasst, aber eine andere Schallmauer geknackt. Zum vierten Viertelfinale gegen Bayern München am Freitag konnte der Verein den 100 000. Besucher oder in diesem Fall eine Besucherin in dieser Saison begrüßen. Wie also fällt die Saison-Bilanz aus?

 

Sportlich Mit dem Einzug in die Top acht der internationalen Champions League sowie dem Erreichen der Play-offs in der Bundesliga hat die Mannschaft die angepeilten Ziele erreicht. Der Vorsitzende Alexander Reil fügt aber hinzu: „Hätte die Mannschaft während der Saison denselben Einsatz wie in den Play-offs gezeigt, wäre nicht nur ein achter Platz möglich gewesen.“ Sondern wohl einer der sechs direkten Play-off-Ränge.

International Das hätte auch die erneute Qualifikation für die lukrative Champions League bedeutet. „Das wird jetzt sehr schwierig“, weiß Reil. In dieser Saison waren drei Teams (darunter Bonn als Titelverteidiger) sowie ein Qualifikant aus der Bundesliga dabei. Doch selbst wenn diese Quote erneut zum Tragen käme, liegen mit Chemnitz, Würzburg, Vechta und eben Bonn tabellarisch gleich vier Teams mit internationalen Ambitionen vor den Riesen. Ob die am drittklassigen Fiba Europe Cup teilnehmen, ist noch nicht final entschieden. Reil: „Das werden wir intern diskutieren – natürlich mit dem Trainer.“

Trainerfrage Der Coach soll ja wieder John Patrick heißen, es gilt nur noch Details zu klären, sodass Reil in den nächsten zwei Wochen mit dem Vollzug rechnet. Patrick wird seinen früheren Assistenten Josh King ablösen, der nach zwei Jahren bei den Riesen weiterzieht. Wohin? Wollte King nach dem letzten Spiel noch nicht verraten. Doch nach Informationen unserer Zeitung heißt seine nächste Station Darüssafaka in Istanbul.

Bleibt Urgestein David McCray?

Personal Bleibt noch die Frage nach Co-Trainer David McCray, der zuletzt einräumte, dass andere Bundesligisten ein Interesse an dem Ludwigsburger Urgestein als Chefcoach haben. Reil sagt dazu: „Bisher ist noch niemand offiziell an uns herangetreten, außerdem hat David McCray ja auch noch einen Vertrag.“ Das gilt auf Spielerseite laut Reil auch für die Trainer-Söhne Johannes und Jacob Patrick, den inzwischen 38-jährigen Kapitän Yorman Polas Bartolo sowie Jeff Roberson. Ob sich weitere Akteure dazu gesellen, wie etwa Silas Melson, der nicht nur in den Play-offs einen konstanten Eindruck hinterließ? Reil: „Das ist ja auch die Frage, was wollen und können wir uns leisten.“

Wirtschaftlich Reil geht davon aus, dass auch die wirtschaftliche Bilanz „sehr ordentlich ausfallen wird, nachdem ein Großteil der Spiele ausverkauft war“. Allein in der Liga lag die Auslastung der MHP-Arena mit ihren 4000 Plätzen bei gut 97 Prozent, über alle Wettbewerbe auch noch bei 86. Wobei am Ende in den Play-offs selbst gegen die Bayern noch einige Hundert Plätze frei blieben, was auch Reil ins Grübeln bringt: „Dafür gibt es verschiedene Gründe, aber es war wohl auch die Quittung dafür, dass die Fans mit der Einstellung in den Wochen zuvor nicht einverstanden waren.“

Liga Doch was sollen andere Vereine sagen, wie die Absteiger aus Tübingen und vor allem Crailsheim? Nachdem aus der zweiten Liga nur ein Team sportlich aufsteigen kann, das auch eine Lizenz bekommen hat, besteht aktuell eine gewisse Vakanz. Weshalb die Liga eine Wildcard ausschreiben kann, nicht muss. Tübingen hat bereits abgewunken, und auch Crailsheim gibt sich angesichts der Kosten von 700 000 Euro zurückhaltend. Die Bundesliga könnte also nur mit 17 Vereinen ins Rennen gehen.