Stefan Belz schafft in Böblingen auf Anhieb die Sensation. Der Grüne bekommt im ersten Wahlgang 51,3 Prozent der Stimmen. Noch-Oberbürgermeister Wolfgang Lützner fährt eine krachende Niederlage ein.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Böblingen - Für Wolfgang Lützner geht die Zeit als Oberbürgermeister in Böblingen mit einer krachenden Niederlage zu Ende. Der 57-jährige Christdemokrat ist am Sonntag nach acht Jahren im Amt abgewählt worden. Der Jurist bekam lediglich 28,4 Prozent der gültigen Stimmen. Der Grünen-Stadtrat Stefan Belz (38) schaffte hingegen auf Anhieb die Sensation. Der promovierte Raumfahrtingenieur ergatterte im ersten Wahlgang 51,3 Prozent. Für den evangelischen Diakon Johannes Söhner (parteilos), der schon vor acht Jahren angetreten war, stimmten 19,5 Prozent. Die Dauerkandidatin Fridi Miller aus Sindelfingen (Kreis Böblingen) bekam nur 0,8 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 38,2 Prozent.

 

Stefan Belz lag von Anfang an vorne: Bereits bei den ersten Ergebnissen, die von 18.06 Uhr an im Böblinger Rathaus einliefen, lag der 38 Jahre alte Raumfahrtingenieur bei einem Stimmenanteil von mehr als 50 Prozent. Um 18.43 Uhr stand das Ergebnis fest. Der Grüne bekam einen Blumenstrauß überreicht und zahlreiche Gratulationen. „Mit diesem eindeutigen Ergebnis hatte ich nicht gerechnet“, erklärt er selbst sichtlich überrascht. „Umso mehr freut es mich.“ Die Grünen-Landeschefin Thekla Walker sagte, Belz habe „den Nerv der Stadt getroffen und die richtigen Themen angesprochen“.

Schon bei der Erklärung seiner Kandidatur hatte Stefan Belz von einer Wechselstimmung gesprochen und einer Unzufriedenheit in der Bevölkerung. „Die Wähler haben sich für den Aufbruch entschieden“, sagte er am Wahlabend. Der Raumfahrtingenieur hat bisher an der Universität Stuttgart gearbeitet und ein Forschungsteam geführt. Nun wird er Chef einer Verwaltung mit 1100 Mitarbeitern und einem Haushalt, der mehr als 100 Millionen Euro umfasst. „Ich freue mich auf die großartige Aufgabe“, erklärte Stefan Belz.

Wolfgang Lützner zeigte sich nach dem Sensationssieg des Kontrahenten gefasst. „Die Bürgerschaft möchte einen anderen Weg gehen“, sagte der 57-Jährige. Er werde nun am 1. April in Pension gehen. „Richtig überraschend“ sei das Ergebnis für ihn nicht. Schon im Wahlkampf, der seiner Meinung nach unter die Gürtellinie ging, habe sich abgezeichnet, dass sich der Politikstil in der Stadt geändert habe.