In Bönnigheim baut ein Unternehmer seine Vision von einem Energie sparenden Wohlfühl-Haus: Es steht unter einer Pyramide aus Glas.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Bönnigheim - Es hat 16 Jahre gedauert, bis die Idee Gestalt annahm. 1996 aß Bruno Staiger in Hannover in einem China-Restaurant, das in einer gläsernen Pyramide untergebracht war. „Da war mir gleich klar: so eine möchte ich auch mal haben“, erzählt der Unternehmer. Seit ein paar Monaten ist es so weit, sein Haus an der Bönnigheimer Schlossbergallee ist endlich unter der Haube. Wie eine Mischung aus Gewächshaus und Gizeh sieht das Gebäude am Ortsrand aus. Bruno Staiger ließ zunächst ein zweistöckiges Wohnhaus errichten, dann folgte die pyramidenförmige Stahlkonstruktion. Der Baubeginn war vor fünf Jahren. Im Herbst soll das Projekt fertig sein.

 

„Atmosphärisch gibt es doch schon was her“, freut sich der 74-Jährige. Er ist sichtlich stolz, wenn er seine Idee vorführt. Treppen führen hinauf bis kurz unter die Pyramidenspitze in einer Höhe von 17 Metern. Dort oben ist es ruhig wie unter einer Käseglocke – der passende Ort für einen Yoga-Kurs, findet Bruno Staiger. Dabei ist er gar nicht der esoterische Typ. An seiner Glaspyramide fasziniert ihn weniger die mit viel Mystik aufgeladene Form, sondern vielmehr die Stahlkonstruktion. „Ich habe keinen Bezug zu Ägypten“, sagt er, „ich lasse mich ganz von technischen Gedanken leiten.“ Ihm geht es um die Bauweise, um Ökologie, ein neues Wohngefühl und darum, dass sein Haus-in-Haus-Konzept ein Pilotprojekt ist.

150 Patente und Gebrauchsmuster

Bruno Staiger ist einer dieser schwäbischen Tüftler. In seinem Erligheimer Unternehmen sind 200 Mitarbeiter damit beschäftigt, Magnetventile, Ventilelektronik und Pneumatikmodule herzustellen. Rund 150 Patente und Gebrauchsmuster hat der Firmenchef mit Dentaltechnik-Ausbildung angemeldet. „Ich lebe von den Ventilen, die Architektur ist eine Hobbyarbeit“, sagt er. Aber diese Freizeitbeschäftigung geht er ziemlich professionell an. Angefangen hat es in den 1980er Jahren, als er seine Produktionshalle samt Bürokomplex einfach selbst entwarf. Die Fabrik ist Stein auf Stein gebaut, wobei die Hälfte der Fläche aus Fenstern besteht. Industriebauten sehen normalerweise anders aus.

„Ich mache immer so verrückte Sachen“, sagt Bruno Staiger. In einer Broschüre stellt er auf Deutsch, Englisch, Chinesisch und Arabisch seine Visionen vor: eine Leichtbau-Hütte für Afrika, ein transparentes Hochhaus in Leiter-Form und seine symmetrische Villa, „das schönste Haus im Landkreis“. Bescheidenheit kennt er nicht. Ihn begeistere die Suche nach Neuem, nach Weltverbesserungen, erklärt er seine Freude an der Architektur. „Ein Haus für Wind und Wetter“ nennt er sein Pyramiden-Projekt. Die künftigen Bewohner können bis in den Herbst hinein im Garten oder auf der Terrasse sitzen und immergrüne Aussichten genießen. Demnächst will er mit einem Experten von der Stuttgarter Wilhelma besprechen, welche Pflanzen unter dem Glasdach gut gedeihen.

Immer wieder musste etwas erfunden werden

Ursprünglich dachte Bruno Staiger, nach einem Jahr sei es vollbracht. Doch immer wieder musste etwas erfunden werden. Etwa das Heizsystem, das über in die Betondecken gegossene Kapillarrohre läuft – laut dem Bauherr eine Neuentwicklung. Oder die Sprinkleranlage für die Reinigung der vielen Scheiben. Über Solarkollektoren und Pumpen wird Wärme erzeugt, ein Lüftungssystem sorgt für Kühle. Nur rund 30 Euro monatlich müssten die künftigen Bewohner für Energie ausgeben.

Vier Wohnungen mit je 85 Quadratmetern haben hier Platz. Mitarbeiter aus seinem Betrieb sollen als Testpersonen einziehen. Nur zum Spaß macht der Unternehmer die Sache nicht: Eine Million Euro investiert er in seine Vision und hofft, sie als Lizenzgeber verkaufen zu können. Bruno Staiger hat die Genehmigung für zwei weitere Häuser unter der Haube. Dann stünden drei Pyramiden am Ortsrand von Bönnigheim – so viele wie in Gizeh.