Nach einem Hotelbrand mit vielen Toten steht Sicherheit ganz oben auf der Agenda der Regierung. Denn mit Tourismus verdient das Land Milliarden. Die Behörden haben viele Hotels schließen lassen
Die Flammen loderten fünf Stockwerke hoch aus dem Restaurant am Istanbuler Gewürzmarkt. Rund 70 Feuerwehrmänner mussten anrücken. Sie brachten die Flammen unter Kontrolle, niemand wurde verletzt. Der Schreck fuhr den Istanbulern dennoch in die Glieder. Knapp zwei Wochen nach der Brandkatastrophe in einem Skihotel und zwei Jahre nach dem verheerenden Erdbeben ist Sicherheit das bestimmende Thema in der Türkei. Deshalb kämpft nun auch das Tourismusministerium um den Ruf des Landes.
Die Behörde ordnete landesweite Razzien gegen Hotels, Pensionen und Herbergen an. Allein in Istanbul wurden jetzt rund 250 Hotels versiegelt, in Antalya rund 50 Hotels und landesweit hunderte weitere Herbergen.
In einem Rundschreiben mit dem Vermerk „eilig“ wies der stellvertretende Tourismusminister Nadir Alpaslan vergangene Woche die Behörden in allen 81 Provinzen der Türkei an, sofort alle Beherbergungsbetriebe zu schließen, die keine Betriebsgenehmigung und Lizenz des Tourismusministeriums vorlegen können. Laut Gesetz müsse jeder Hotelbetrieb innerhalb von sechs Monaten nach Erteilung der Gewerbeerlaubnis die Lizenz vom Tourismusministerium einholen, um Gäste beherbergen zu dürfen, zitierte die türkische Agentur DHA aus dem Schreiben. Und weiter: Das würden Betriebe aber oft versäumen oder gar weiterarbeiten, wenn ihnen die Lizenz entzogen worden sei; dem solle nun ein Ende gesetzt werden.
In Antalya förderte die Inspektion 50 ungenehmigte Hotelbetriebe im Altstadt-Bezirk Muratpasa zutage, wo sich viele kleine Boutiquehotels, Pensionen und Absteigen für Rucksacktouristen befinden; im Gegensatz zu den großen Bettenburgen außerhalb der Stadt werden sie meist nicht von internationalen Reiseveranstaltern kontrolliert. „Die Sicherheit unserer Tourismuseinrichtungen ist sowohl für das Leben unserer Menschen als auch für die Wirtschaft unseres Landes wichtig“, erklärte der Bürgermeister von Muratpasa. „Wir arbeiten mit allen Behörden daran, den Brandschutz in allen Gebäuden zu verbessern.“ Eine Brandkatastrophe wie in dem Skihotel dürfe nie wieder geschehen.
Illegal betriebene Herbergen
Mehr als 500 Hotels und Pensionen wurden in der Ägäis-Provinz Mugla inspiziert, in der die Badeorte Bodrum, Marmaris und Fethiye liegen und wo es neben großen Feriensiedlungen auch viele kleinere Herbergen gibt, von denen einige offenbar illegal arbeiteten. 95 Einrichtungen wurden vorläufig geschlossen; sie dürfen erst wieder öffnen, wenn sie die notwendigen Nachrüstungen und Lizenzen beibringen. Im westtürkischen Pamukkale, das für sein Thermalwasser und seine Kalksteinterrassen bekannt ist, mussten 66 Herbergen schließen. Mehr als 160 Übernachtungsbetriebe wurden im westtürkischen Bursa und weitere 63 im nordtürkischen Uzungöl versiegelt; die beiden Orte sind als Urlaubsziele bei arabischen Touristen beliebt. Auf der westtürkischen Ägäis-Insel Bozcaada, die mit ökologischem Tourismus wirbt, mussten 36 Betriebe schließen.
Brandschutz und Erdbebensicherheit untersucht
In Istanbul verkündete Provinzgouverneur Davut Gül die Schließung von 253 Hotels und Pensionen wegen fehlender Genehmigungen, davon 64 im innerstädtischen Vergnügungsbezirk Beyoglu, der auch von Touristen frequentiert wird. Bei den Kontrollen gehe es sowohl um Feuer- als auch um Erdbebensicherheit, sagte der Gouverneur. Die türkische Tourismusbranche erwirtschaftete im vergangenen Jahr laut Statistikamt Einnahmen von rund 60 Milliarden Euro – ein Anstieg von 8,3 Prozent seit dem Vorjahr und ein neuer Rekord.