Empörung nach Rede von Alice Weidel „Windmühlen der Schande“: AfD-Energiepläne ernten Kritik

Die Energiewirtschaft kritisiert die AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel. Foto: dpa/Sebastian Kahnert

„Windmühlen der Schande“ – das brachte auf dem AfD-Parteitag großen Beifall. Die Energiewirtschaft stimmt nicht mit ein, im Gegenteil. Sie ahnt, wer von einer energiepolitischen Kehrtwende profitieren könnte.

Digital Desk: Jonas Schöll (jo)

Ein Abriss der Windräder in Deutschland würde aus Sicht des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) großen wirtschaftlichen Schaden anrichten. Beim AfD-Parteitag in Riesa hatte die Kanzlerkandidatin der Partei, Alice Weidel, unter großem Beifall gesagt: „Wenn wir am Ruder sind, wir reißen alle Windkraftwerke nieder. Nieder mit diesen Windmühlen der Schande.“

 

In der Energiewirtschaft stoßen diese Worte nicht auf Gegenliebe. „Die Aussage von Frau Weidel ist völlig destruktiv. Die Wortwahl ‚Windmühlen der Schande’ ist nicht nur unpassend, sondern verzerrt auch grundlegende Fakten“, sagte Kerstin Andreae, die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung am Montag. Die Windkraft sei nicht nur ein Mittel zum Klimaschutz, sondern trage auch zur wirtschaftlichen Stabilität bei, indem sie Arbeitsplätze schaffe und Investitionen fördere.

Die produzierende Wirtschaft in Deutschland benötige große Mengen an grünem Strom, um klimaneutral produzieren zu können und so weltweit wettbewerbsfähig zu bleiben. Der Branchenverband verwies darauf, dass die Windenergie im vergangenen Jahr 27 Prozent Anteil am Stromverbrauch gehabt habe. Windräder stellten eine der effizientesten und klimafreundlichsten Technologien zur Stromerzeugung dar.

In dieselbe Kerbe schlägt der Bundesverband Windenergie Offshore, der für Windparks in Nord- und Ostsee steht. Er betonte, erneuerbare Energien und Klimaschutztechnik seien für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft entscheidend. Wenn andere Länder hier Marktführer würden, stünden Arbeitsplätze auf dem Spiel.

Fast 60 Prozent des Stroms aus erneuerbarer Energie erzeugt

Verbandsgeschäftsführer Stefan Thimm kritisierte, die AfD nehme den wirtschaftlichen Abstieg Deutschlands in Kauf: „Austritt aus dem Euro, Absage an die EU, Nationalismus statt offener Grenzen und keine Unterstützung für Freihandelsabkommen – die Liste ist lang und alarmierend.“ Die Vorschläge der AfD stärkten die Abhängigkeit von Gas und Öl, Nutznießer wäre der russische Staatschef Wladimir Putin, sagte Thimm.

Knapp 60 Prozent der deutschen Stromerzeugung entfielen im vergangenen Jahr auf erneuerbare Energien etwa aus Wind und Sonne. Deutschland hat zuletzt von Jahr zu Jahr wieder mehr Windräder gebaut. Kürzlich hatte der künftige US-Präsident Donald Trump gefordert, die Windräder in der Nordsee abzubauen.

AfD-Chefin rudert nach Kritik ein bisschen zurück

Nach der Kritik an ihrer Aussage zu Windkraftanlagen fühlte sich AfD-Chefin Weidel indes missverstanden. Diese sei aus dem Kontext gerissen worden und habe sich auf den Reinhardswald in Hessen bezogen, sagte sie am Rande des Parteitages in Riesa.

Im CDU-regierten Hessen werde der sogenannte Märchenwald abgeholzt „für Windmühlen, die über 240 Meter hoch sind und das, obwohl wir wissen, dass Windkraft eine ineffiziente Form der Energieproduktion ist“. Grundsätzlich schloss Weidel Windkraft als Energiequelle nicht aus, aber ohne Subventionen.

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