Zukunftsfähiges Bauen mit Holz aus der Entwurfsfeder Stuttgarter Architekten: welche Gebäude den Holzbaupreis 2024 erhalten und was mit dem Preis erreicht werden soll.
Das Stuttgarter Architekturbüro VON M darf sich schon wieder über einen wichtigen Architekturpreis freuen – auf den internationalen Häuser-Award für ein Doppelhaus in Stuttgart folgt nun der Holzbaupreis Baden-Württemberg 2024 für die von ihnen geplante Grundschule Fuchshofschule in Ludwigsburg. Das Projekt hat bereits 2023 den Hugo-Häring-Preis 2023 des Bundes deutscher Architektinnen und Architekten erhalten. Außerdem gab es fürs Büro VON M eine Auszeichnung für das Wohnungsbau-Projekt Schauinsland in Ludwigsburg.
Zwei Preise für die VON M Architekten aus Stuttgart
Der Holzbaupreis wird wird unter dem Dach der Holzbau-Offensive Baden-Württemberg und der Schirmherrschaft des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg ausgelobt. Ausgezeichnet werden herausragende Bauten, Gebäudekonzepte und zukunftsweisende Innovationen aus Baden-Württemberg, die sich intensiv mit Holz als einem nachhaltigen Baustoff auseinandersetzen.
„Keine verniedlichenden Akzente, sondern eine rigide, fast schon stoische Architektur“, urteilte die Architekten-Jury über die Grundschule, die für die Stadt Ludwigsburg geplant wurde: „Werden sich Kinder in einem solchen Gebäude wohlfühlen? Bestimmt!“ Überzeugt war die Jury von der „geschmeidigen Materialität des Holzes, niemals aufdringlich, aber immer präsent,im Zusammenspiel mit einer klaren räumlichen Struktur.“ Sie lasse den Nutzern „alle Freiheiten, das Gebäude selbstbestimmt zu erfahren.“
Hölderlinhaus und ein Bildungszentrum
Weitere zwei der insgesamt vier Preisträger kommen aus der Landeshauptstadt – einer der vier Preise ging an Aldinger Architekten für die Sanierung und Neuerschaffung des Hölderlin Hauses in Nürtingen (Bauherrin ist die Stadt Nürtingen). „Eine Schatzkammer wurde geschaffen, die so nur mit modernster Holzbautechnik möglich ist“, lobte die Jury: „Dem Dichter Hölderlin, der in den Mauern einst wohnte und dem heute in dem Haus gedacht wird, ein leiser Riese der Sprache, wird mit einem in die Zukunft weisenden architektonischen Gedicht geantwortet. Was mehr kann Architektur leisten.“
Lohrmann Architekten aus Stuttgart wurden von der Jury für ihren Entwurf des neuen Bildungszentrums des Landesverbands für Obstbau, Garten und Landschaft e.V. – LOGL (die auch Bauherren waren) geehrt. Es „besticht durch die einfache Komposition der Baukörper, die durch die sorgsam gestalteten Details eine unerwartete Tiefe erzeugen“, so die Jury. Gelobt wurde auch die leimfreie, ressourcenschonende, kreislaufgerechte Konstruktion und die naturnahe Gestaltung des Außenraums mit Naturgarten und Streuobstwiese.
Nach Heidelberg ans Collegium Academicum ging auch ein Preis, Architekten sind DGJ Architektur in Frankfurt am Main, beim Projekt waren die Bewohnenden des Collegiums in die Planung der Apartments und Gemeinschaftsbereiche mit einbezogen. 176 Menschen leben seit 2023 in dem selbstverwalteten Wohnheim auf der ehemaligen Konversionsfläche US-Hospital in Heidelberg-Rohrbach.
Garagenaufstockung und Bauernhof
Die Jury vergab außerdem drei Auszeichnungen – für Garagenaufstockungen in Karlsruhe durch Falk Schneemann Architektur aus Karlsruhe (Bauherrschaft: Volkswohnung, Karlsruhe), eine Sanierung eines bereits mehrfach prämierten Bauernhofs in Hornberg im Schwarzwald für einen privaten Bauherren von Hardy Happle Architektur Wolfach und eben das Wohnbauprojekt in Ludwigsburg (Bauherrschaft: Brutschin Conductor Neckarweihingen, Ludwigsburg), geplant von den Stuttgarter VON M Architekten.
Forschungspavillon aus Stuttgart
Auch der Nachwuchs wurde mit Ehrungen bedacht. Eine Auszeichnung für Lehre und Forschung ging an die Universität Stuttgart für den Forschungspavillon „HygroShell – ITECH“ – aus dem Thinktank von Leibnizpreisträger Achim Menges und Jan Knippers von der Uni Stuttgart, dem Institut für Computerbasiertes Entwerfen und dem Institut für Tragkonstruktionen und Konstruktives Entwerfen.
Das innovative Bauwerk – eine filigrane und doch funktionale, gebogene Dachkonstruktion mit einer Spannweite von zehn Metern und einem dünnen 28 Millimeter starken Brettsperrholzquerschnitt – wurde von einem interdisziplinären Team mit 23 Studierenden aus 13 Ländern entworfen, konstruiert und realisiert. Das Ziel ist, den Energieaufwand bei der Herstellung von Bauteilen zu reduzieren – „faszinierend und inspirierend nicht nur für die beteiligten Studierenden“, konstatiert.
Tiny House in Karlsruhe
Die Fakultät für Architektur des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) wurde für das Reallabor Tiny House für bis zu vier Personen ausgezeichnet – erstellt wurde das kleine innovative Gebäude in sortenreiner Bauweise. Es handelt sich um ein Kooperationsprojekt mit den Zimmerei-Meisterschülern der Friedrich-Weinbrenner Gewerbeschule Freiburg und der Architekturfakultät des KIT.
Drei Anerkennungen für Stuttgarter Architekturbüros
Bei den vier Anerkennungen sind Stuttgarter Architekten drei Mal vertreten: A+R Architekten für eine Grundschule in Stuttgart-Stammheim für die Stadt Stuttgart sowie Steimle Architekten für die Markolfhalle Markelfingen (Bauherr: Stadt Radolfzell) in Radolfzell. Birk Heilmeyer und Frenzel aus Stuttgart sind mit der Spielhalle im Wäldchen in Ostfildern für den Württembergischen Landessportbund mit dabei.
Mit dem Neubau des Rathauses Aldingen (Bauherr: Gemeinde Aldingen) haben außerdem BJW Architekten Broghammer Jana Wohlleber aus Zimmern ob Rottweil überzeugt.
Info
Holzbaupreis Baden-Württemberg
Der undotierte Preis wird seit 1979 verliehen, er richtet sich an Bauherrinnen und Bauherren, Planende und Ausführende gleichermaßen und würdigt die Gesamtleistung auf dem Weg zu beispielhaften Holzbauprojekten. Der Holzbaupreis in Baden-Württemberg wird regelmäßig, seit 2018 alle zwei Jahre in den geraden Jahren ausgelobt, alternierend zum Deutschen Holzbaupreis, der in den ungeraden Jahren ausgelobt wird. Vor dem Jahr 2018 wurde der Holzbaupreis Baden-Württemberg alle drei Jahre vergeben.
Jahrgang 2024
Es wurden 98 Arbeiten eingereicht. Nach mehreren Wertungsrundgängen verblieben dreizehn Arbeiten in der engeren Wahl. In einem weiteren intensiven Diskurs entschloss sich die Jury unter dem Juryvorsitzenden, dem Architekten Andreas Krawczyk von KBAK Architekten aus Frankfurt, hiervon vier Arbeiten mit Preisen und drei mit Auszeichnungen zu prämieren. Dazu gab es zwei Nachwuchspreise und vier Anerkennungen