Wenn Kinder sich nicht an Regeln halten, verhängen viele Eltern Hausarrest als Strafe. Doch ist das überhaupt erlaubt? Wir klären auf.

Katrin Jokic

Ob Ärger in der Schule, Streit mit den Geschwistern oder zu spät nach Hause gekommen: Einige Eltern verhängen als Strafe für Kinder, die sich nicht an die Regeln gehalten haben, auch heute noch Hausarrest. Das heißt in der Regel, die Kinder dürfen das Haus nur verlassen, um zur Schule zu gehen. Besonders beliebt war diese Bestrafung in den 1960er Jahren. Sie wurde seither von Generation zu Generation weitergegeben. Aber wie sinnvoll ist Hausarrest eigentlich und: Ist Hausarrest überhaupt erlaubt?

 

Ist Hausarrest erlaubt?

In § 1631 Abs. 2 BGB ist festgelegt, dass Kinder ein Recht auf eine gewaltfreie Erziehung haben. Wörtlich heißt es da: „Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“ (1) Das Gesetz regelt also ganz klar, dass beispielsweise Schläge verboten sind, aber auch die Erniedrigung des Kindes durch Beleidigungen oder ähnliches.

Grundsätzlich ist Hausarrest für ein paar Tage erlaubt, wenn das Kind weiterhin zur Schule geht und dort Gleichaltrige trifft oder wenn es wenigstens im Haus am normalen Familienalltag teilnehmen kann.

Hausarrest kann strafbar sein, wenn er unter die im Gesetz genannten „entwürdigenden Maßnahmen“ fällt. Was unter diesen Maßnahmen genau zu verstehen ist, sagt das Gesetz nicht. Problematisch wird Hausarrest zum Beispiel, wenn das Kind nicht an den gemeinsamen Mahlzeiten der Familie teilnehmen darf und/ oder jeglicher soziale Kontakt unterbunden wird. Auf keinen Fall sollten Sie Ihr Kind ignorieren oder mit Liebesentzug strafen („Jetzt habe ich dich nicht mehr lieb“).

Unter einem anderen Gesetz kann Hausarrest jedoch strafbar sein, nämlich dann, wenn das Kind eingesperrt wird. Dies gilt auch bei kurzen Zeiträumen als Freiheitsberaubung.

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Ist Hausarrest sinnvoll?

Ganz unabhängig davon, ob Hausarrest erlaubt ist oder nicht, sollten Eltern sich auch die Frage stellen, inwiefern diese Strafe überhaupt sinnvoll ist. Oft wird Hausarrest aus Überforderung als Strafe genutzt, weil Eltern sich nicht anders zu helfen wissen. Manchmal handelt es sich bei dieser Strafe aber auch um eine reine Demonstration von Macht. Kinder lernen dadurch nicht, ihr Verhalten zu reflektieren und aus ihrem Fehlverhalten zu lernen. Im Gegenteil: Oft werden Kinder und Jugendliche eher trotzig und wütend und der Drang, gegen die Eltern zu rebellieren, kann sich verstärken.

Durch den Hausarrest können Kinder sich nicht ausreichend (im Freien) bewegen, was nicht förderlich für die Gesundheit ist. Werden aufgrund von Hausarrest Verabredungen oder Familienausflüge gestrichen, leidet nicht nur das bestrafte Kind darunter, sondern auch Freunde und Familie.

Zudem beschäftigen sich viele Kinder bei Hausarrest dann mit Fernsehen oder Videospielen. Für die meisten Kinder stellt das keine besondere Strafe dar, der Effekt ist also gleich Null.

Alternativen zu Hausarrest: Was hilft wirklich?

Der Übergang ist zwar manchmal fließend, dennoch gibt es Unterschiede zwischen „Strafen“ und „Konsequenzen“. Strafen sind oft eine Demonstration elterlicher Macht: ein willkürliches Verbot oder der „Entzug“ einer bestimmten, liebgewonnenen Sache. Strafen stehen nicht im logischen Zusammenhang zum Fehlverhalten. Manchmal wirken Strafen, weil das Kind Angst bekommt und dadurch gehorsam wird. Eine wirkliche Einsicht, wo es einen Fehler gemacht hat, gibt es meistens nicht.

Wenn Ihr Kind also beispielsweise durch unachtsames Fahren den neuen Tretroller kaputt gemacht hat, wäre Hausarrest als Strafe sinnlos, weil sie nichts mit dem Fehlverhalten zu tun hat.

Selbstverständlich müssen Kinder lernen, dass es bestimmte Regeln und Verhaltensweisen gibt, an die sie sich halten müssen. Hat sich ein Kind nicht an diese Regeln gehalten, hilft es meistens, dem Kind die Konsequenzen des eigenen Handelns aufzuzeigen.

Hausarrest kann zum Beispiel sinnvoll sein, wenn Sie Ihrem jugendlichen Kind erlaubt haben, auf eine Party zu gehen und Ihr Nachwuchs nicht zur vereinbarten Zeit zuhause war. Dann können Sie für die nächste anstehende Feier ein Ausgehverbot erteilen, damit der Teenager aus seinem Fehler lernt.

Ausgehverbote können auch sinnvoll sein, wenn eine wichtige Prüfung ansteht und Ihr Kind lieber mit Freunden rumhängt, anstatt zu lernen oder wenn Sie fürchten, dass Ihr Kind auf einer Party in Gefahr geraten könnte, beispielsweise durch Alkohol oder Drogen. Somit steht die Strafe bzw. die Konsequenz auch im direkten Zusammenhang mit dem Verhalten des Kindes, sodass Ihr Sprössling Gelegenheit hat, das eigene Verhalten zu reflektieren.

Bei eher ungefährlichen Situationen können Sie aber auch darauf setzen, dass Ihr Kind die Konsequenzen selbst erfährt und dadurch lernt. Wenn es beispielsweise den Tretroller kaputt gemacht hat, muss es die Reparatur von seinem Taschengeld bezahlen und kann dadurch am Wochenende nicht mit Freunden ins Kino gehen.

Selbstverständlich gibt es auch Situationen, in denen die Eltern die Entscheidung übernehmen müssen und nicht erst die Konsequenzen abwarten können. So muss beim Radfahren beispielsweise ein Helm getragen werden und am Strand muss Sonnencreme auf die Haut.

Bei allen Strafen und Konsequenzen gilt: Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber und begründen Sie Ihre Entscheidung. Geben Sie Ihrem Kind die Chance, zu verstehen, was es falsch gemacht hat und warum es falsch war.

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