Viele Unternehmen und unzählige Prominente haben das Projekt unterstützt. Bis heute ist der Verkaufsstand ein Aushängeschild des Stuttgarter Weihnachtsmarktes: Seit 50 Jahren sammelt der Verein Weihnachtsmann & Co. Spenden für soziale und kulturelle Einrichtungen in Stuttgart.

Alles hat mit einer Schinkenwurst angefangen. Weil keine geeignete Schreibunterlage zur Hand war, signierten der frisch gewählte OB Manfred Rommel (CDU) und sein Mitbewerber Peter Conradi (SPD) in friedlicher Eintracht für die gute Sache eben Wurstrollen. Mit Erfolg: Die Wurstringe gingen weg wie warme Semmeln und die Spendenkasse klingelte.

 

Diese skurrile Szene spielte sich im Dezember 1974 am improvisierten Stand von Weihnachtsmann & Co. ab. Die Idee zu dem spontanen Spenden-Happening hatte der geschäftige Hofbräu-Vorstand Alfred H. Götz. Er wollte die Aktion „Hilfe für den Nachbarn“ der Stuttgarter Zeitung unterstützen und holte dafür dank seiner Kontakte weitere Stuttgarter Unternehmen mit ins Boot. Das war der Beginn der Spendenaktion von Weihnachtsmann & Co., der später ein gemeinnütziger Verein wurde.

Der Adventsklassiker: Ein Tagesessen vom Verkaufsstand

Das Prinzip Blieb über die Jahre nahezu das gleiche: Auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt werden an einem Stand Geschenkartikel verkauft. Außerdem gibt es ein Tagesessen und natürlich Glühwein. Unternehmen wie Bosch, Porsche, die BW-Bank (damals Landesgirokasse) und viele andere unterstützen bis heute die Spendenkampagne mit großzügigen Spenden und oft mit dem persönlichen Einsatz der Auszubildenden, die sich als Verkäufer ins Zeug legen. Für Glamour sorgen prominente Gäste aus Kultur, Entertainment, Politik und Wirtschaft.

Die Tänzer um die Stuttgarter Ballettdirektorin und Prima Ballerina-Ikone Marcia Haydée versteigerten 1979 ihre Ballettschuhe. „Sie sind ja so was Hübsches!“ rief ein weiblicher Fan, als der Schauspieler Thomas Fritsch 1976 zu Gast war. Schlagerstar Rex Gildo gab 1978 ein Ständchen und sorgte für Verzücken. VfB-Trainerlegende Jürgen Sundermann und Rennfahrer Jochen Maas waren da, genauso wie Zehnkämpfer Jürgen Hingsen. Für den Turner Eberhard Gienger wurde ein Reck auf der Königstraße aufgebaut. Der Schwabenrocker Wolle Kriwanek kam mit der „Stroßaboh“ und nach ihrem ersten Hit „Die da“ sorgten die Rapper Thomas D. und Smudo von den Fantastischen Vier für einen Massenansturm auf den Verkaufsstand. Auf eine lange Zeit bei Weihnachtsmann & Co. blickt auch Thomas Zell zurück, der seit 25 Jahren der Vorsitzende des Vereins ist.

Seit 50 Jahren eine Erfolgsstory

„Weihnachtsmann & Co. ist seit 50 Jahren eine Erfolgsstory, denn wir haben viele treue Kooperationspartner, die seit vielen Jahren an unserer Seite stehen“, sagt Zell. Damals zählte jede Mark, heute zähle jeder Euro. „Wir versprechen, dass jede Spende den von uns geförderten Projekten zu gute kommt.“ In den vergangenen fünf Jahrzehnten kamen acht Millionen Euro zusammen.

Wie man erfolgreich verkauft, hat die Landtagspräsidentin Muhterem Aras mehrfach vorgeführt. Ihre Taktik: Offen sein, die Augen und dann die Herzen der Leute gewinnen, nicht zu vergessen eine gute Portion Schlagfertigkeit. „Die Spendenkampagne steht für das, um was es in der Advents- und Weihnachtszeit geht“, sagt Aras: „Hoffnung, Zuversicht und Nächstenliebe.“

Auch Gerlinde Kretschmann, die First-Lady von Baden-Württemberg, ist Weihnachtsmann & Co. treu. Dieses Jahr ist sie die Schirmherrin der Spendenaktion: „Weihnachtsmann & Co zeigt seit fünf Jahrzehnten, wie tatkräftig und wirkungsvoll gemeinsames Handeln sein kann. Die Unterstützung für gemeinnützige Zwecke fördert nicht nur den sozialen Zusammenhalt, sondern stärkt auch das Bewusstsein für gesellschaftliche Verantwortung.“

Finanzielle Unterstützung sozialer Einrichtungen

Für viele soziale Einrichtungen war die Spende von Weihnachtsmann & Co. die Rettung. Wenn es beispielsweise um die Anschaffung von Fahrzeugen zum Transport von Rollstuhlfahrern ging. Erst mit einer Spende des Vereins wurde 1997 die Gründung der Olgäle-Stiftung für das kranke Kind möglich. Die langjährige Vorständin Stefanie Schuster engagierte sich aus Dankbarkeit viele Jahre als Verkäuferin am Stand.

Zurück in die Gegenwart. Auch beim Weihnachtsmarkt 2024 wird fleißig die Spendentrommel gerührt. Am Verkaufsstand ist an diesem Donnerstag Mercedes-Benz Stuttgart mit seinen Auszubildenden im Einsatz. Außerdem ist die SWR-Moderatorin Silke Gmeiner zu Gast. Von 11 bis 17 Uhr sind die Landfrauen am Stand und verkaufen ihr beliebtes Gsälz gemeinsam mit ihrer Landesgeschäftsführerin Petra Fetzer und Gerlinde Kretschmann. Um 18 Uhr spielt die Redwood Blues Band.

Das Tagesessen ist ein vegetarischer Bohneneintopf.