74 Teilnehmende haben in der Sindelfinger Stadthalle 44 Projekte in unterschiedlichen Kategorien präsentiert – elf Regionalsieger qualifizieren sich für den Landeswettbewerb.

Von praxisbezogenen Anwendungen für den Mensabetrieb über eine Lösung, die gehörlosen Menschen die Teilnahme am Straßenverkehr erleichtert, bis hin zu einem Large Language Modell, das ChatGPT Konkurrenz macht, reicht die Themenpalette der Jungforscherinnen und Jungforscher des diesjährigen Regionalwettbewerbs Mittlerer Neckar von „Jugend forscht“, den die Stadt Sindelfingen zum 19. Mal ausrichtet.

 

Von der großen Vielfalt an Fragestellungen, mit denen sich die Jugendlichen beschäftigt haben, überzeugt sich am späten Freitagvormittag Oberbürgermeister Bernd Vöhringer (CDU) bei einem Rundgang in der Sindelfinger Stadthalle. Dabei zeigen ihm unter anderem Jette Amrehn, Lotta Schlutius (beide 14 Jahre) und Florentine Schröter (13 Jahre), die alle auf die Freie Waldorfschule Böblingen gehen, wie sie es geschafft haben, dass täglich frische Sprossen das Salatbuffet der Mensa bereichern – und zwar eine Lösung mit wiederverwendbaren Anzuchtschalen, die für das Küchenteam mit möglichst wenig Aufwand verbunden ist. Probieren ist bei den Jungforscherinnen, die im Bereich Biologie in der Junior-Sparte einen Regionalsieg errungen haben, möglich.

Salmonellen-Gefahr ist so kein Thema mehr

Auch bei der 14-jährigen Olena Radiuk vom Böblinger Albert-Einstein-Gymnasium gibt es Kostproben in Form von Keksen: Sie hat untersucht, wie gut sich Aquafaba, also der Kochsaft von unterschiedlichen Hülsenfrüchten, als Ersatz für Eiklar und Eischnee eignet. Damit sei unter anderem die bestehende Salmonellen-Gefahr, die bei Nachtischen wie Mousse au Chocolat zum Beispiel bei Schulfesten besteht, kein Thema, erläutert die backfreudige Nachwuchsforscherin. Ihre Analysen überzeugten die Jury so, dass sie den Fachbereich Chemie bei den Junioren für sich entschieden hat.

Auch bei der Altersgruppe ab 15 Jahren ging ein Regionalsieg an das Albert-Einstein-Gymnasium: Jannes Durban (16 Jahre) und Robin Arnez (17 Jahre) haben sich im Bereich Arbeitswelt mit der Frage beschäftigt, wie das Martinshorn im Straßenverkehr für gehörlose Menschen durch Umwandlung in ein Lichtsignal sichtbar gemacht werden kann: Mit einem Mikrofon, das außen am Auto befestigt wird, haben die beiden es geschafft, dieses mithilfe der Programmiersprache Java auf einem PC anzuzeigen – inklusive erfolgreichem Praxistest bei der Feuerwehr, wie die beiden berichten.

Potenziell umweltschädliche Stoffe durch nachhaltigere ersetzen

Auch an die Böblinger Mildred-Scheel-Schule ging ein Regionalsieg: Nele Wieder, Hanna Drescher und Laura Pesorda, alle 17 Jahre alt, überzeugten mit ihrem Bioprojekt, bei dem sie Badebomben so optimiert haben, dass Sicherheit und Hautverträglichkeit gewährleistet sind, gleichzeitig aber potenziell umweltschädliche Stoffe durch nachhaltigere ersetzt werden und der Sprudeleffekt dennoch überzeugt.

Auf die Frage, wie ältere oder körperlich eingeschränkte Menschen schwere Lasten wie Wasserkisten einfacher transportieren können, haben Julian Bytow, Felix Hallasch und Marco Schreck eine von der Jury im Bereich Technik ausgezeichnete Antwort gefunden: Die drei Schüler, die im Beruflichen Schulzentrum Leonberg die dreizehnte Klasse des Technischen Gymnasiums besuchen, haben ein kettengetriebenes Fahrzeug entwickelt, das über eine eigens entwickelte App gesteuert wird, und auch in der Lage ist, Treppen selbstständig zu erklimmen. Die drei Abiturienten sind aktuell nicht nur am Tüfteln, damit ihr Lastentransporter zukünftig auch verschiedene Treppenformen erkennt, sondern auch, wie sie es zum Landeswettbewerb schaffen – der Termin liegt zu ihrem Bedauern mitten im Abi-Prüfungszeitraum.

17-jähriger „Überflieger“ überzeugt gleich mit zwei Beiträgen

Von den 44 Projekten, die die 74 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Landkreisen Böblingen und Ludwigsburg sowie Stuttgart eingereicht haben, hat die Jury insgesamt elf mit dem Titel „Regionalsieger“ ausgezeichnet. Für sie geht es im April weiter. Während der Wettbewerb der Juniorsparte in Balingen steigt, geht es für „Jugend forscht“ in Heilbronn um den Einzug ins Finale. Dort wird mit dem 17-jährigen Nick Pfeiffer auch ein laut Wettbewerbsleiterin Julia Baumhögger „absoluter Überflieger“ des Sindelfinger Regionalwettbewerbs mit von der Partie sein: Der Schüler der it.schule Stuttgart hat gleich zwei Projekte im Bereich Mathematik/Informatik eingereicht und konnte mit beiden überzeugen. Daher ist er mit seinem selbst programmierten Large Language Modell „Fast LLM“, bei dem ein zentraler Bestandteil schneller ist als das, das ChatGPT verwendet, ebenso eine Runde weiter wie mit „YavaShark“, einer von ihm entwickelten alternativen Java-Script Engine.

Wissenswertes zum Nachwuchswettbewerb

Sieben Fachgebiete
Deutschlands bekanntester Nachwuchswettbewerb feiert in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag. Anmelden können die Jungforscherinnen und Jungforscher ihre Forschungsprojekte in sieben Fachgebieten: Arbeitswelt, Biologie, Chemie, Geo- und Raumwissenschaften, Mathematik/Informatik, Physik und Technik.

Zwei Sparten
Mitmachen können Jugendliche von Klasse 4 bis zum Alter von 21 Jahren. Bis 14 Jahren starten diese in der Sparte „Jugend forscht junior“, die Älteren bei „Jugend forscht“. „Jugend forscht“ ist ein dreistufiger Wettbewerb: die siegreichen Projekte in den Regionen qualifizieren sich für den Landeswettbewerb. Wer dort in den einzelnen Kategorien gewinnt, steht im Bundesfinale. Für Teilnehmende der Junior-Sparte gibt es in der Regel nur die ersten beiden Stufen.