Martin Auerbach ist Gemeinde- und Kreisrat mit Wahlkampferfahrung, der auch schon als Esslinger Oberbürgermeister kandidiert hat. Für die Linken tritt er im Wahlkreis Esslingen für die Bundestagswahl an. Wohnungs- und Sozialpolitik liegen ihm am Herzen.

Wahlkampf-Erfahrung bringt Martin Auerbach schon mal mit. 2021 bewarb sich der 48-Jährige als Kandidat für das Amt des Oberbürgermeisters in Esslingen. Mit einem Ergebnis von vier Prozent im ersten Wahlgang hat es bekanntermaßen nicht gereicht. Auch bei früheren Landtags- und Bundestagswahlen war der Jugend- und Heimerzieher für die Linken schon ins Rennen gegangen. Dass seine Partei sich derzeit eher im Sinkflug befindet, bremst den langjährigen Stadt- und Kreisrat nicht aus. „Umfragen sind keine Ergebnisse, ich bleibe kämpferisch“, sagt er.

 

„Mehr Personal, um Zweckentfremdungsverbot durchzusetzen“

Für welches Herzensthema im Landkreis würden Sie sich mit einem Bundestagsmandat einsetzen?

Wohnen. Es braucht mehr staatliche Förderung für den Bau von Wohnraum und mehr Personal für die Durchsetzung des Zweckentfremdungsverbots. Gerne würde ich diese Förderung daran koppeln, dass die Kommune Wohnraum be- und erhält und nur zweckgebunden und in Erbpacht vergibt. Die Stadt Ulm macht damit seit über hundert Jahren gute Erfahrungen.

Sport und Kultur sind wichtig. Ich finde es beispielsweise toll, dass das Merkel’sche Bad eine Förderung bekommen hat. Gerne würde ich mich auch dafür einsetzen, dass das beispielsweise auch für den Erhalt der Schelztorhalle gilt.

Was wäre Ihr erstes Ziel im Landkreis für einen Besuch als Bundestagsmitglied?

Ich denke, ich würde das Café Maille in Esslingen buchen und die Wählerinnen und Wähler einladen, mir das „Hausaufgabenheft“ zu füllen. Danach würde ich dort mit den Genossinnen und Genossen eine Party veranstalten. Wir sind ja eine Partei, die keine Großspenden aus der Wirtschaft annimmt. Es sind deshalb viele engagierte Menschen nötig, damit die Linke überhaupt erfolgreich sein kann.

In welchen Bundestagsausschüssen sehen Sie sich?

In vielen: Arbeit und Soziales, Jugend und Familie, Verteidigungs- und Sicherheitsausschuss, Finanzausschuss. Schlussendlich geht es darum, dass man die richtigen Beraterinnen und Berater um sich schart, und es müssen Entscheidungen getroffen werden. Sehen wir uns doch das jahrzehntelange Trauerspiel der letzten Regierungen an, die Latte liegt wirklich nicht hoch.

„Lokale Wirtschaft ist ohne Klimaschutz nicht möglich“

Kann die lokale Wirtschaft vom Klimaschutz profitieren, und was würden Sie als Bundestagsmitglied dazu beitragen?

Die lokale Wirtschaft muss vom Klimaschutz profitieren. Was bringt uns der beste Einzelhandel, wenn die Straße zum Geschäft zu heiß ist, um dorthin zu gelangen? Auf kommunaler Ebene waren wir als Linke die Einzigen, die aus dem Esslinger Karstadtparkplatz einen Park machen wollten, um das Binnenklima zu stärken. In größeren Dimensionen gedacht heißt das: Wenn fossile Energie so teuer ist, dass Deutschland nicht mehr konkurrieren kann, dann brauchen wir nachhaltige Energiequellen und neue Lösungen für alte Probleme. All dies ist ohne Klimaschutz nicht möglich.

Steuerbetrug und Schlupflöcher – Findet man hier die Schmarotzer?

Soziale Hilfsleistungen wie das Bürgergeld stehen derzeit sehr in der Diskussion – plädieren Sie für eine Kürzung oder den Ausbau?

Ich finde die Frage falsch gestellt. Eine Handvoll Menschen besitzen in diesem Land mehr Geld als die Hälfte der Bevölkerung. Das kreative Nutzen von Steuerlücken und Steuerbetrug führt zu einstelligen Milliardenverlusten – jährlich. Statt aber darüber zu diskutieren, werfen wir Kranke, Erwerbsunfähige und scheinbar zu alte Menschen in einen Topf mit angeblich unwilligen Schmarotzern und echauffieren uns darüber. Die Frage sollte also vielmehr sein: Wann fangen wir an, die wahren Schmarotzer dingfest zu machen?

Politiker im Interview

Zur Person
Martin Auerbach, geboren am 13. Juli 1976, absolvierte eine Ausbildung zum Jugend- und Heimerzieher und arbeitet seit 1999 in bei der Stiftung Jugendhilfe aktiv Region Esslingen. Daneben engagiert sich Auerbach in der Kommunalpolitik. Seit 2016 ist er Mitglied des Esslinger Gemeinderats, seit 2019 gehört er dem Kreistag an. Der 48-Jährige ist Vorsitzender der Gewerkschaft Verdi im Ortsverein Esslingen und DGB-Kreisvorsitzender. 2023 hat er für Schlagzeilen gesorgt, als er zu einer Geldstrafe verurteilt wurde, weil er sich am Stuttgarter Leuzeknoten an einer Blockadeaktion der Klimaaktivisten „Letzte Generation“ beteiligt hatte. Allerdings hatte er sich damals nicht auf der Fahrbahn festgeklebt.

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