Bundesweite Ketten und lokale Gastronomen setzen weiterhin auf das US-amerikanische Fast Food – und eröffnen ständig neue Locations in Stuttgart. Aktuell dreht sich der Hype um den Smash Burger aus Berlin. Aber auch das Bull Burgerhouse kommt an.
Nun ist es auch in Stuttgart zu haben: das beste schlechte Fast Food der Stadt. So lautet aus dem Englischen übersetzt der Slogan von Goldies. Die Berliner Kette eröffnete am 10. Januar ihren Pop-up-Laden an der Tübinger Straße. Aus der Hauptstadt folgt demnächst auch Burgermeister, der in den Neubau am Rotebühlplatz einzieht. Die Burger-Welle reißt also nicht ab. Allein im vergangenen Jahr eröffnete mindestens ein halbes Dutzend neue Patty-Bratereien. Mit dem Big Burger House ging es im Februar im Osten los, im Mai folgte Mayhosh Burger & Breakfast in Feuerbach, im Juni dann Bull Burgerhouse an der Calwer Straße, im September die Burger Brothers an der Hauptstätter Straße sowie der Foodtruck Smash it! Burger am Ostendplatz. Seit Dezember hat der Imbisswagen von Smash FC einen Dauerparkplatz bezogen – an der Stelle, wo einst die Fritty Bar war. „Es kann gar nicht genug gute Burger geben“, sagte Lisa Wennberg vom Gastro-Unternehmen Suppersupply, als der Foodtruck aus Berlin im Herbst 2023 erstmals beim Studio Amore Stellung bezog.
Die Goldies-Gründer Vladislav Gachyn und Kajo Hiesl sind auf Expansionskurs. Foto: Goldies
Mindestens 60 Lokale tragen in Stuttgart die Bezeichnung Burger im Namen. Wellenartig schwappt der Trend in die Stadt, vor Corona waren es beispielsweise die Better-Burger-Brands aus Bayern wie Peter Pane und Hans im Glück. Dass der in diese Kategorie gehörende Burgerheart im September schließen musste und der Standort nun vom Berliner Smashburger-Brater Goldies übernommen wird, zeigt, woher mittlerweile der Wind weht. Als „Fast Food mit einem Touch von Stern“ bewirbt der Geschäftsführer Jasko Celebic außerdem seine Marke, weil die beiden Gründer Vladislav Gachyn und Kajo Hiesl im Drei-Sterne-Restaurant Aqua unter Sven Elversfeld eine Kochausbildung absolviert haben. Die Buns werden aus den USA importiert, die Fleischmixtur selbst zubereitet, die Soßen von einem Partnerunternehmen geliefert. Mit Qualität will auch der Marketing-Leiter Simon Büttner für Burgermeister punkten – mit den Pattys aus irischem Fleisch und der eigenen Fleischerei und den Brötchen, die selbst gebacken werden.
Jeder Burger-Fan hat seinen Lieblingsladen
Kourosh Bagherian lässt sich von der Konkurrenz aus Berlin trotzdem nicht aus der Ruhe bringen. „Sie belebt das Geschäft“, zitiert der Gründer von Bull Burgerhouse einen altbekannten Spruch. Seiner Meinung nach hat jeder „seinen Lieblingsladen“, und für alle gibt es genügend Kundschaft. Seinen Betrieb positioniert er als nachhaltiges Familienunternehmen. In sein Konzept hat er so viel Vertrauen, dass er damit mitten in die Innenstadt zog. Andere lokale Anbieter wie die vor vier Jahren vom Architekten Zulfikar Hussain eröffnete Hut of Burger in Cannstatt, Bo’s Burger im Westen oder Dream Piont Burger in Botnang und am Nordbahnhof lassen sich dagegen in den eher günstigeren Außenbezirken nieder, wo die Burgerdichte nachlässt.
Als Student ist Kourosh Bagherian auf den Geschmack gekommen, weil in München für ihn nicht viel außer der US-amerikanischen Frikadelle im Brötchen erschwinglich war. Zurück in der Heimat eröffnete er 2018 sein erstes Bull Burgerhouse in Fellbach – und nahm zur Finanzierung einen Job bei Porsche an. Seine Eltern führten früher ein persisches Restaurant im Remstal, und die Selbstständigkeit war schon immer sein Plan, erklärt er seinen Bezug zur Gastronomie. Seit rund zwei Jahren ist er nun sein eigener Arbeitgeber, im Sommer konnte er nach monatelangen Verzögerungen durch das Baurechtsamt an der Calwer Straße starten. „Es wird supergut angenommen, weil wir nicht den Anspruch haben, Kasse zu machen“, sagt er. Für 14,90 Euro serviert Kourosh Bagherian einen Burger mit 160 Gramm Fleisch, Pommes und zwei Soßen. Er setzt im Bull Burgerhouse ebenfalls auf Smashburger, auf Qualität, Frische, regionale Zutaten und selbst gemachte Soßen.
Burgermeister startete im Toilettenhäuschen
Im Prinzip haben die vielen Hauptstadttouristen die beiden Berliner Burger-Läden zur Expansion getrieben. Burgermeister startete im Jahr 2006 in einem legendären Toilettenhäuschen am Schlesischen Tor und fügte seither elf weitere Locations hinzu, davon drei außerhalb Berlins. „Wir müssen nach Stuttgart, wir gehören dahin“, erklärt Simon Büttner die südlichste Neueröffnung. Von Mitte Februar an sollen die klassischen Burger im Neubau am Rotebühlplatz 2–4 zu haben sein. Ein Menü mit Cheeseburger, Fritten und Getränk kostet mit knapp 13 Euro nicht viel mehr als bei McDonald’s. Der „Meister aller Klassen“ mit doppelt Fleisch und doppelt Käse sowie Bacon ist für nur drei Euro mehr zu haben. Auch Goldies konnte sich laut dem Geschäftsführer Jasko Celebic vor Anfragen und Angeboten für neue Lokale kaum retten. Die Gründer wollten sich Zeit lassen, erst „ein Superprodukt liefern“ , damit das Geschäftsmodell funktioniert. „Das ist uns gut gelungen“, findet Jasko Celebic. Auf der Speisekarte von Goldies stehen nur fünf Burger mit dem beim Braten platt gedrückten Patty, was mehr Röstaromen bringt. Der Cheeseburger ist für 7,90 Euro zu haben, Pommes frites für 4,50 Euro.
Burger als neues Grundnahrungsmittel
„Der Mensch ist so getrimmt, dass er möglichst wenig Risiko eingehen will“, sagt Kourosh Bagherian. So erklärt er den anhaltenden Hype um den Burger, der das Gegenteil von einem Überraschungspaket und dazu erschwinglich ist. Dass sich jemals eine Übersättigung einstellen könnte, ist für ihn unvorstellbar. Die Menschen würden schließlich auch nicht aufhören, Pizza oder Döner zu essen – ganz im Gegenteil. „Burger sind ja quasi Grundnahrungsmittel“, brachte es Lisa Wennberg von Supersupply bei der Ankunft des Smash-FC-Foodtrucks aus Berlin auf den Punkt.