Immer mehr Gewalt und Vandalismus in vier Nachtbuslinien im Kreis Ludwigsburg: Der Betreiber der Linien hatte gedroht, deswegen den Vertrag zu kündigen. Nun ist eine Sicherheitsfirma im Einsatz. Reicht das?

Ludwigsburg: Frank Ruppert (rup)

„Ein kleiner Teil der Nutzer ist auf der Vernunftebene nicht zu erreichen“, sagte Kreisrat Jochen Biesinger (CDU) im Ausschuss für Umwelt und Technik. Gemeint waren Randalierer und Gewalttätige in den Nachtbussen des Landkreises. Wie das betreibende Verkehrsunternehmen Friedrich Müller Omnibusverkehr GmbH (FMO) der Kreisverwaltung mitgeteilt habe, werde es immer schlimmer mit der Gewalt in einzelnen Nachtbussen. Deshalb ist seit Anfang Oktober Security in den betroffenen Linien im Landkreis im Einsatz.

 

Die Gewaltbereitschaft einzelner Fahrgäste oder Fahrgastgruppen gegenüber dem Fahrpersonal, aber auch gegenüber anderen Fahrgästen habe deutlich zugenommen. Die Verkehrsunternehmen berichten von verbalen Attacken, zunehmend aber auch über körperliche Bedrohungen.

Die Kreisverwaltung habe auch Rückmeldungen erhalten, dass sich die Fahrgäste in den Bussen nicht mehr sicher fühlen. Neben dem gesunkenen Sicherheitsgefühl der übrigen Fahrgäste hat die steigende Gewaltbereitschaft und Zerstörungswut einzelner ÖPNV-Nutzer auch andere Folgen. Fahrausweiskontrollen seien kaum mehr möglich unter diesen Bedingungen, und die Einschaltung der Polizei scheitere meist daran, dass die Zeit bis zum Eintreffen der Einsatzkräfte zu lang ist. Die Busfahrer könnten schwierige Fahrgäste nicht so lange im Fahrzeug halten.

Könnte die Videoüberwachung eine langfristige Lösung des Problems ein? Foto: dpa/Uli Deck

Durch die gestiegene Zerstörungswut verzeichnen die Verkehrsunternehmen ver-mehrt Vandalismusschäden. Die Zahl zerschnittener oder verbrannter Sitze sowie mutwilliger Verschmutzungen nehme deutlich zu. Durch die Schäden und den zusätzlichen Reinigungsaufwand steigen die Kosten bei den Verkehrsunternehmen, so dass der wirtschaftliche Betrieb des Verkehrs gefährdet sei. Hinzu komme, dass es unter diesen Bedingungen noch schwerer sei als ohnehin schon, Busfahrer für die Nachtbusse zu gewinnen. Das verschärfe den generellen Fachkräftemangel.

Wenig Personal für Nachtbusse

Letztlich sah sich die Kreisverwaltung zum schnellen Handeln bemüßigt, weil die Bedingungen für die Betreiberfirma so schlimm geworden seien, dass diese die Kündigung der Verträge mit dem Landkreis prüfe. In Gesprächen mit der Betreiberfirma habe man sich als Maßnahme darauf geeinigt, Sicherheitspersonal in den betroffenen Linien einzusetzen. Eine Firma aus Möglingen stellt dafür je zwei Personen pro betroffener Linie. Das kostet den Landkreis bis Jahresende 43 000 Euro.

Man hofft, die Situation dadurch in den Griff zu bekommen, hält sich aber die Option offen, auch 2025 Security einzusetzen. Betroffen sind die Linien 44 ab Freiberg am Neckar, 46 ab Marbach am Neckar und die Linien 56 und 58 ab Bietigheim-Bissingen. An den Starthaltestellen steigt die Security nun an jedem Wochenende in die Nachtbusse mit ein.

Die Kreisräte bedauerten, dass der Sicherheitsdienst notwendig sei, stimmten der Beauftragung aber zu. Seit 2001 sei der Nachtbusverkehr im Landkreis Ludwigsburg ohne größere Probleme abgewickelt worden, wie die Kreisverwaltung erklärte. Karl-Heinz Balzer (Freie Wähler) sprach sogar von einer „Erfolgsgeschichte“. Auch wenn der Einsatz der Security abgenickt wurde, brachten Kreisräte die Videoüberwachung in den Bussen ins Spiel für die Zukunft. Dort, wo in Linienbussen Videokameras angebracht seien, gebe es die Probleme mit Gewalt nicht.