Ohne Brandmauer Spendabler Rechtsextremist
Das brandenburgische Golßen lässt sein Stadtfest von einem AfD-Mann sponsern. Die Bürger finden das okay.
Das brandenburgische Golßen lässt sein Stadtfest von einem AfD-Mann sponsern. Die Bürger finden das okay.
Bisher war das Städtchen Golßen in der Niederlausitz allenfalls wegen der Spreewälder Gurken bekannt, die dort angebaut werden. Jetzt stößt manchen etwas anderes sauer auf, wenn sie den Namen Golßen hören: Der Ort im Süden Brandenburgs ist eine Art politisches Freilichtmuseum, in dem besichtigt werden kann, wie Rechtsextremisten sich einnisten, Wohlgefallen erkaufen und als ganz normale Nachbarn akzeptiert werden.
Das Ganze begann mit einer Spende für das Stadtfest. Das Geld kam von Hans-Christoph Berndt, der in Golßen wohnt. Er sitzt dort auch für die AfD im Gemeinderat. Im brandenburgischen Landtag agiert er als deren Fraktionschef. Berndt gilt in AfD-Kreisen als Rechtsaußen. Er hat den Verein Zukunft Heimat gegründet, den der Verfassungsschutz als „erwiesen rechtsextremistisch“ einstuft. Er verbreite „rassistische, antisemitische sowie islam- und fremdenfeindliche Thesen“ und arbeite in der rechten Szene als „Radikalisierungsmotor“.
In Golßen ist Berndt ein geachteter Mann. Bei der Landtagswahl 2024 erhielt er 39,3 Prozent der Erststimmen. Bei der Bundestagswahl im Februar kam die AfD vor Ort auf 51 Prozent. Da es dennoch Kritik an der Spende gab, sollten die Bürger entscheiden, ob die Stadt sie behalten oder abweisen soll. Von 2164 Wahlberechtigten stimmten 727 ab – und davon zwei Drittel gegen eine Rückzahlung der anrüchigen Spende. Offensichtlich hielten seine Mitbürger den Geldgeber zwar für „rechtsextrem, aber normal“, so ein ARD-Kommentar. In der Berliner „taz“ war zu lesen, Golßen habe „völkisch votiert“. Was der spendable Berndt treibt, wertet der Verfassungsschutz als „Entgrenzung des Rechtsextremismus“. Nächstes Jahr gibt es erneut Gelegenheit, Sympathien zu erkaufen: Golßen feiert sein 750-jähriges Bestehen.