Rumoren bei AfD Stuttgart AfD-Vize tritt kurz nach Wahl wieder zurück
Der Chef der Rathaus-AfD, Michael Mayer, ist als erster Vizesprecher des Kreisverbands rasch wieder zurückgetreten. Aber warum? Er selbst und die Partei schweigen zu den Gründen.
Der Chef der Rathaus-AfD, Michael Mayer, ist als erster Vizesprecher des Kreisverbands rasch wieder zurückgetreten. Aber warum? Er selbst und die Partei schweigen zu den Gründen.
Wenige Monate vor der Landtagswahl rumort es in dem für die AfD wichtigen Kreisverband Stuttgart. Der gerade erst gewählte erste stellvertretende Sprecher, der Gemeinderats-Fraktionschef Michael Mayer, ist aus dem Amt schon wieder ausgeschieden. Auf der Webseite der Kreispartei wurde Mayer kurzfristig aus der Liste der zuvor zwölf Vorstandsmitglieder gestrichen. Zu den Gründen und Umständen gab der AfD-Kreisvorsitzende Andreas Mürter ebenso wenig Auskunft wie der AfD-Landesverband. Mayer selbst teilte auf Anfrage unserer Zeitung mit, er sei von dem Amt zurückgetreten. „Zu den Gründen oder Zusammenhängen meines Rücktritts möchte ich mich nicht äußern“, fügte er hinzu.
Der promovierte Mediziner und Ingenieur (Jahrgang 1954) war 2019 erstmals in den Gemeinderat gewählt worden und ist seit 2024 Fraktionsvorsitzender. Bei der Neuwahl des AfD-Kreisvorstandes am 21. September war er von der Mitgliederversammlung zum ersten Stellvertreter des Vorsitzenden („Sprechers“) Mürter gewählt worden – „mit sehr großer Mehrheit“, wie Mayer betont. Inzwischen wurde der entsprechende Satz aus der Mitteilung über die Wahlen gestrichen, ohne einen Hinweis darauf; dort werden nun nur noch der zweite und dritte Stellvertreter aufgeführt.
Niemand aus der Kreis- oder Landespartei äußerte sich zunächst auf die Frage, ob Mayers Rücktritt im Zusammenhang mit dem Fall eines AfD-Bezirksbeirats stehe, der als „Ohr-Abbeißer“ bekannt geworden war. Inzwischen teilte der Kreissprecher Mürter mit, Mayers kritische Äußerungen zu dem Mann seien „nicht ursächlich für seinen Rücktritt“. Mayer hatte sich gegenüber unserer Zeitung mehrfach zu dem Parteifreund Markus P. geäußert, der wegen Gewalttaten mehrere Jahre in Haft saß. So war er wegen mehrfacher Körperverletzung und versuchter Anstiftung zu Mord zu sechs Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden, nachdem er einem städtischen Bediensteten das halbe Ohr abgebissen hatte. Aktuell untersuchen Polizei und Staatsanwaltschaft neue Vorwürfe der Körperverletzung gegen P., die er bestreite
Laut Mayer war P. innerhalb der Fraktion offen mit seinem Vorleben umgegangen. Die Stadt hatte wegen einer Übermittlungspanne jedoch nichts von der Strafe und dem damit verbundenen temporären Verlust der Wählbarkeit gewusst. Nach einem Bericht unserer Zeitung hatte sie den Fall lange geprüft – und P. schließlich als Bezirksbeirat abberufen. Der Fraktionschef hatte P. lange verteidigt; er habe sich im Bezirksbeirat konstruktiv eingebracht.
Nach einer weiteren Anzeige wegen Körperverletzung gegen den 44-jährigen, offenbar von einem Mitglied des Kreisvorstands, äußerte sich Mayer kritischer. Unserer Zeitung teilte er mit: „Falls sich die Vorwürfe bestätigen, darf unsere Partei ein solches Verhalten nicht hinnehmen und hätte gar keine andere Wahl, als ein Parteiordnungsverfahren einzuleiten.“ Auch der Landesverband werde in diesem Fall „nicht passiv bleiben“. Der Landesvorsitzende und „Ministerpräsidenten-Kandidat“ Markus Frohnmaier, der sich wiederholt mit P. fotografieren ließ, will über dessen Strafen nichts gewusst haben. Mayer wies Vermutungen aus Parteikreisen zurück, dass Frohnmaier seine „schützende Hand“ über P. halten könnte: Dies erscheine ihm „völlig absurd“, offenbar wolle jemand Frohnmaier schaden.
Gegenüber unserer Zeitung wies der Kreissprecher Mürter Vermutungen zurück, dass Mayer auch als Fraktionschef infrage gestellt werden könnte. „Dr. Michael Mayer ist unser Vorsitzender im Stadtrat und Fundament unserer Partei in Stuttgart. In Kürze werden wir gemeinsam an den Infoständen in Stuttgart zu sehen sein“, teilte er mit. Mayer selbst erklärte: „Die Gemeinderatsfraktion und meine Arbeit als deren Vorsitzender sind von dem Vorgang nicht betroffen.“
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Fassung hieß es, es lägen Informationen darüber vor, dass Mayers Rücktritt im Zusammenhang mit dem Fall eines AfD-Bezirksbeirats stehe, der als „Ohr-Abbeißer“ bekannt geworden war, sowie dass Mayer wegen seiner Äußerungen dazu zum Rücktritt aufgefordert worden sei. Für diese Aussagen liegen jedoch keine Belege vor. Die Kreispartei teilt hierzu mit, dass Mayers Kritik an P. nicht ursächlich für seinen Rücktritt gewesen sei.