S-Bahn Stuttgart 2026 soll die erste automatisierte S-Bahn auf den Fildern fahren
Züge in der Region werden mit neuer Technik ausgestattet. Im ersten Schritt ist noch ein Fahrer an Bord, das Bremsen und Beschleunigen erfolgt aber per Computer.
Züge in der Region werden mit neuer Technik ausgestattet. Im ersten Schritt ist noch ein Fahrer an Bord, das Bremsen und Beschleunigen erfolgt aber per Computer.
Die technische Entwicklung schreitet unaufhaltsam voran. Autonomes Einparken gehört bei neuen Autos inzwischen bereits oft zur Grundausstattung, zudem will die Bundesregierung laut einem im Dezember 2024 verabschiedeten Strategiepapier in den kommenden Jahren einen flächendeckenden Regelbetrieb für autonom fahrende Straßenfahrzeuge ermöglichen.
Und in vielen Metropolen der Welt werden bereits heute voll automatisierte U-Bahn-Systeme eingesetzt. Nicht so in Deutschland und in der Region Stuttgart. Geht es nach dem Willen des Verbands Region Stuttgart (VRS) soll sich dies in naher Zukunft ändern. „Bereits ab Mai 2026 könnte die erste teilautomatisierte S-Bahn fahren“, erklärt Jürgen Wurmthaler.
In der jüngsten Sitzung des Verkehrsausschusses bezeichnete der leitende Direktor den Zeitplan als ein ehrgeiziges Ziel, aber als machbar. Grundvoraussetzung ist der derzeit laufende Ausbau des Digitalen Knotens Stuttgart (DKS) durch die Deutsche Bahn. Die im Zuge von Stuttgart 21 festgelegte Umrüstung auf die neue digitale Lenkungs- und Sicherheitstechnik ermöglicht der S-Bahn Stuttgart als erstes Nahverkehrsnetz in ganz Deutschland den Einsatz teilautomatisierten Fahrens (ATO GoA2) im Regelbetrieb. Automatisiert bedeutet dabei nicht weniger, als dass ein Computer das Fahren übernimmt. Im ersten Schritt ist weiterhin ein Fahrer an Bord der S-Bahn, das Bremsen und Beschleunigen erfolgt jedoch elektronisch.
Die erste wichtige Hürde hat der VRS bereits genommen. Eine Studie in Zusammenarbeit mit dem Fahrzeughersteller Alstom hat ergeben, dass die Nachrüstung mit der erforderlichen Technik in beiden derzeit genutzten Baureihen der S-Bahn Stuttgart möglich ist. Vielmehr noch wird diese im Zusammenhang mit dem für den Digitalen Knoten erforderlichen European Train Control System (ETCS) bereits eingebaut. Spätestens bis zum Sommer nächsten Jahres soll die Flotte umgerüstet sein. Letztgenannte Technik ermöglicht die Fahrt ohne die bislang üblichen Signale.
Sollten auch die weiteren Voraussetzungen wie die Schulung des Personals und die notwendige Zulassung erfüllt werden, könnte ein Testbetrieb bereits ab Mai 2026 anlaufen. Wurmthaler hält die Strecke zwischen Vaihingen und Filderstadt für prädestiniert. Langfristig ist das Ziel der stufenweise Ausbau hin zur voll automatisierten Technik (GoA 4), bei der die Züge dann selbstständig und auch ohne Triebwagenführer gesteuert werden. „Dafür ist aber noch viel Entwicklungsarbeit notwendig“, sagt Wurmthaler.
Grundvoraussetzung für eine flächendeckende Nutzung ist aber eine netzweite Umsetzung des Digitalen Knotens. Das ist – Stand der Dinge – noch nicht gesichert. Während die Ausbaustufen 1 und 2 in das Bauvorhaben Stuttgart 21 integriert sind, hat die Deutsche Bahn den dritten und letzten Abschnitt, der die gesamte Region abdeckt, derzeit lediglich unter Haushaltsvorbehalt bis Ende des Jahres ausgeschrieben. Die Finanzierung ist damit noch nicht gesichert. Aus Sicht des Verkehrsausschusses ist diese dritte und letzte Stufe aber zwingend erforderlich, um die gesamte S-Bahn Stuttgart zum technischen Vorreiter der automatisierten Schienentechnik in Deutschland zu machen – und nicht nur auf Abschnitten.
Die Deutsche Bahn drücke sich vor ihrer Verantwortung. Vielmehr sei nach den langwierigen Diskussionen im Vorfeld von Stuttgart 21 „der Ausbau des Digitalen Knotens Stuttgart die Grundvoraussetzung für die Zustimmung gewesen“, betonte André Reichel (Grüne) – „und zwar alle drei Ausbaustufen“.