Die Stuttgart-21-Gegner versammeln sich zur 750. Montagsdemonstration. Die Auswirkungen der Baustelle und die Unwägbarkeiten des Terminplans dürften den Protest weiter bestehen lassen.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

So sieht langer Atem aus: Am Montag kommen die Stuttgart-21-Gegner zur 750. Montagsdemonstration zusammen, um ihrem Unmut über das Projekt Luft zu machen. Weder die lange Zeit seit dem Beginn der Proteste, noch der zwischenzeitliche Absprung langjähriger Verbündeter und auch nicht die über Jahre hinweg stabile politische Mehrheit für das Vorhaben brachten die Demonstrationen zum Erliegen.

 

Prominente Redner zum Jubiläum

Die Zeiten der ganz großen Zusammenkünfte liegt schon etwas zurück, doch am Montag könnte es auf dem Schlossplatz wieder etwas voller werden. Das Jubiläum dürfte ebenso ziehen, wie die Namen der Redner. Allen voran ist Volker Lösch zu nennen. Der Theaterregisseur ist wiederholter Gast auf den Montagsdemonstrationen gewesen. Ihm zur Seite steht Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Diese versucht derzeit auf gerichtlichem Weg die Unterbrechung der Gäubahnstrecke auf Stuttgarter Gemarkung zu verhindern, wie sie von der Bahn im Bauablauf von Stuttgart 21 im April 2026 vorgesehen ist. Auch nach einer Niederlage vor dem Verwaltungsgericht gibt die DUH nicht auf und will den Rechtsweg weiter beschreiten.

An die Demonstration, die um 18 Uhr beginnt, schließt sich eine Veranstaltung im Württembergischen Kunstverein an. Unter der Moderation von Angelika Linckh diskutieren Lösch und Rech mit dem Politikwissenschaftler Markus Wissen. Motto der Veranstaltung: „750 mal montags Druck gemacht – Kapitalismus am Limit: Zeit für solidarische Perspektiven“.

Lang anhaltender Protest

Im Herbst 2009 begannen Kritiker des Milliardenvorhabens mit regelmäßigen Demonstrationen gegen das Projekt. Die Hochphase erlebte der Protest ein Jahr später. Mittlerweile hatte die Bahn im Februar 2010 tatsächlich mit dem Bau begonnen, der Abriss des Nordflügels am Kopfbahnhof war sichtbares Zeichen der Bautätigkeit. Im September 2010 schließlich eskalierte der Konflikt bei einem völlig aus dem Ruder laufenden Polizeieinsatz zur Räumung des Mittleren Schlossgarten, bei dem zahlreiche Menschen zum Teil schwer verletzt wurden. Die von der Politik erhoffte Befriedung durch Schlichtung und Volksabstimmung stellte sich nur langsam und nie vollständig ein.

Im Jahr 2025, 15 Jahr nach dem Baustart, ist noch nicht ausgemacht, ob die Bahn ihre aktuelle Prognose einhalten und den Bahnhof tatsächlich im Dezember 2026 eröffnen wird. Was aber die Demobereitschaft erhöhen dürfte: je näher der anvisierte Eröffnungstermin rückt, desto heftiger werden die Eingriffe ins bestehende Schienennetz, um die Arbeiten abzuschließen. S-Bahn-Chef Matthias Glaub kündigte jetzt an, dass es in diesem Jahr eine Rekordzahl an Baustellen im Schienennetz rund um Stuttgart geben werde.