Zum neunten Mal öffnete die Großbaustelle Stuttgart 21 über Ostern ihre Tore – mit enormem Andrang. Erstmals waren kostenlose Tickets nötig, die schnell vergriffen waren.

Stadtkind: Petra Xayaphoum (px)

Bereits zum neunten Mal laden der Verein Bahnprojekt Stuttgart-Ulm gemeinsam mit der DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH sowie den anderen an der S21-Großbaustelle beteiligten Institutionen zu den Tagen der offenen Baustelle ein. Und zahlreiche Menschen folgten der Einladung: Für die Besuchertage sind alle jeweils 26.000 zur Verfügung stehenden Tickets im Voraus vergriffen gewesen und für den Ostersonntag gab es nur noch wenige Restkarten für Kurzentschlossene. Erstmalig musste man sich zum Tag der offenen Baustelle ein kostenfreies Ticket buchen, bedingt durch den massiven Andrang in den vergangenen Jahren und die mit voranschreitendem Baufortschritt abnehmende begehbare Besuchsfläche.

 

Von Lichtaugen bis Bonatzbau: Einblicke in den S21-Baufortschritt

Bei sonnigen 18 Grad spazierten Besucherinnen und Besucher aus allen Ecken der Region den Rundgang entlang, teils aus Tübingen, Heilbronn und sogar Karlsruhe, viele mit Kind, Kegel, Großeltern und Hund. Mehr als zwanzig Info-Stände gaben Auskunft über den aktuellen Baufortschritt, zukünftige und bereits abgeschlossene Projektschritte, auch das künftig nördlich des Hauptbahnhofs entstehende Rosensteinquartier war mit einem eigenen Info-Areal vertreten.

Vieles konnten sich die Besucherinnen und Besucher zum ersten Mal im jetzigen Zustand live ansehen, wie etwa die Bahnsteighalle, die sich im Bau befindende Gitterschale am Eingang, den freigelegten und sich in der Befestigung befindenden Bonatzbau sowie die ersten fertigen Lichtaugen, deren Lichtwirkung bei vollem Sonnenschein nicht besser hätte zur Geltung kommen können. Auch deswegen fanden sich viele Wiederholungstäter unter den Besuchern, die zum zweiten, dritten oder gar schon zum vierten Mal an den jährlich stattfindenden Tagen der offenen Baustelle teilnahmen.

„Wir bewundern den Fortschritt und die Wirkung der Architektur, insbesondere mit den geöffneten Lichtaugen“, sagt Almuth Reuschel, die bereits zum vierten Mal mit der Familiengruppe, die teils aus zukünftigen Lokführern besteht, die Baustelle besucht. „Uns interessiert auch, wie das Ganze dann im Betrieb aussehen wird. Was die kurzen Wege anbelangt, kann es ja nur besser werden“, fügt sie schmunzelnd mit Blick auf die aktuell herrschende Fernwanderwegssituation am Hauptbahnhof zu. Drei Besucherplattformen mitsamt Treppen sollen künftig am fertigen S21-Bahnhof für kürzere Laufwege von A nach B sorgen.

„Überwältigende Dimensionen“

„Man kennt den neuen Bahnhof sonst nur von Bildern in der Zeitung und im Internet“, berichtet ein weiterer Besucher, Alexander Span, der zum ersten Mal die Baustelle besucht. „Den Bahnhof aber mal live sehen zu können, ist das Interessanteste“, sagt er. Wie ihm geht es den meisten hier. Über das Ausmaß und die Dimensionen sind aber nicht nur die Erstbesucherinnen und -besucher erstaunt: „Ich war zwar schon mal vor drei Jahren im Rahmen meiner Bautechnikerausbildung hier auf der Baustelle gewesen“, erzählt Vanessa Zaoral, „das ist aber noch mal ein anderer Bauausschnitt, den man heute sehen kann.“ Sie ist mit ihrem Partner aus der Nähe von Ludwigsburg zum Tag der offenen Baustelle angereist und zeigt sich in höchstem Grad beeindruckt vom Baufortschritt. „Es ist überwältigend, wenn man alles in seiner Dimension sieht, und alle Kelchstützen und die ersten Lichtaugen fertig sind“, findet sie.

Vor allem auf der begehbaren Besucherplattform, die zu allen Seiten einen offenen Blick in die Bahnsteighalle mitsamt besagter Kelchstützen bietet, werden begeistert die Smartphones ausgepackt, Selfies und Videos gemacht, einige Besucherinnen und Besucher haben sogar professionelles Equipment im Gepäck, mit dem sie Aufnahmen machen. Auch das Dach des ITS Infoturms beweist sich als beliebter Ort für Fotografien und um noch ein letztes Mal auf die Baustelle zu schauen, bevor man den Rundgang verlässt. Von dort oben aus hat man einen Überblick über das ganze Gelände und kann die hineinströmenden Besucherinnen und Besucher aus der Vogelperspektive beobachten. Die Atmosphäre ist gelassen, das Publikum zeigt sich wissbegierig und interessiert, stellt dem Infopersonal viele Fragen und macht mehr als einmal staunend „Ah!“ und „Oh!“. Der neue Bahnhof kommt gut an. Etwas anderes wäre von Besucherinnen und Besuchern der Tage der offenen Baustelle aber auch nicht zu erwarten gewesen.