Seit diesem Jahr öffnen Frank und Carina Löhle den Katzenbacher Hof auch im Winter. Ihre Attraktion: eine Bahn zum Eisstockschießen. Foto: Katzenbacher Hof
Am Katzenbacher Hof läuft diesen Winter ein Experiment. Wenn es bei den Gästen ankommt, bleibt der Biergarten im Spitalwald bei Stuttgart-Vaihingen künftig in der kalten Jahreszeit geöffnet. Andere Ausflugslokale trotzen auch dem widrigen Wetter.
Ihr kleiner Sohn hat Carina und Frank Löhle auf eine Idee gebracht. Was für eine schöne weihnachtliche Stimmung im Wald herrscht, ist den Betreibern vom Katzenbacher Hof erst als Eltern so richtig aufgefallen. Bisher verfiel ihr Ausflugslokal im Spitalwald bei Stuttgart-Vaihingen nach dem 1. November in den Winterschlaf. „Es wäre doch schön, wenn ihr öffnet“, sagten auch Freunde und Gäste immer wieder. Diesen Dezember haben sie deshalb einen Versuch gestartet – mit Schlittenbahn für die Kinder und Eisstockschießen für die Eltern, damit es ihnen nicht kalt wird. Glühwein gibt es jetzt jedes Wochenende in dem Biergarten, Waffeln und Gulasch und wieder einen Weihnachtsbaumverkauf. Andere Ausflugslokale wie die Waldschenke 7 Linden bei Uhlbach, das Bärenschlössle oder Flora und Fauna im Unteren Schlossgarten trotzen dem widrigen Wetter schließlich seit Jahren.
Waldschenke 7 Linden macht im Sommer eine Pause
So bald die Sonne untergeht, leuchtet der Katzenbacher Hof auf – mit Lichterketten an den Gebäuden und einem unter Strom stehenden Hirsch. Ein Zelt mit Holzboden wurde aufgebaut, weil die Stube wenig Platz bietet. „Für uns ist es beruhigender, wenn wir nicht alles auf den Sommer setzen müssen“, sagt Frank Löhle – zumal der vergangene verregnet war. Und möglicherweise sparten sich die Firmen in Krisenzeiten ihre Sommerfeste, dann könnten sie nun im Winter am Katzenbacher Hof feiern. „Mit Kind will man auch bei Kälte an die frische Luft“, ist noch seine persönliche Erkenntnis. Dass die zehn Meter lange Rollenschlittenbahn und das Eisstockschießen auf Kunststoffplatten unabhängig von Schneefall und Minusgraden funktionieren, findet er deshalb „sensationell“.
Seit diesem Dezember erstrahlt der Katzenbacher Hof in weihnachtlicher Stimmung.
Die Temperaturen sind für Babis und Ewa Katranis ebenfalls nicht entscheidend, sondern ausschließlich die Regenwahrscheinlichkeit.„Wenn es trocken ist, sind alle unterwegs“, sagt der Koch. Seit 2010 betreiben der 57-Jährige und seine Frau die abgelegene Waldschenke 7 Linden oberhalb vom Stuttgarter Stadtteil Uhlbach – von September bis Juni. An schönen Tagen ist der Gastraum voll besetzt und draußen bilden sich lange Schlangen an der Selbstbedienung, sonntags öffnet zusätzlich ein Imbisswagen. „Schnee ist für uns das beste Wetter“, sagt Babis Katranis über den Winter. Aber den Fußweg zur Waldschenke würden die Gäste nur auf sich nehmen, wenn es auch etwas Gutes zu essen gebe, betont er. Das scheint ihm zu gelingen, denn viele seiner Speisen aus der Waldschenke verkauft er zum Mitnehmen.
Für den Biergarten auf der Karlshöhe nichts geplant
Doch nicht alle Ausflugslokale sind für Minusgrade gewappnet. Der Biergarten auf das Karlshöhe muss zum Beispiel laut dem Betreiber Phillip Hettler „eingemottet“ werden. Weil sich das Gebäude nicht beheizen lässt, würden bei laufendem Betrieb die Wasserrohre einfrieren. In der Vergangenheit fanden vereinzelt Glühwein-Events auf dem Aussichtspunkt zwischen den Bezirken West und Süd statt, für diese Saison ist nichts dergleichen geplant. „Vielleicht ändert sich mal etwas“, hält sich der Gastronom die Optionen offen. Im Teehaus im Weißenburgpark ist ebenfalls Winterpause angesagt – bis März. Beim Biergarten Neckarblick ist stets Mitte oder Ende Oktober Schluss bis zum Frühling. „Es rechnet sich nicht“, sagt Rainer Burger – trotz idyllischer Lage am Fluss. Das 1819 Bistro an der Grabkapelle legt ebenfalls erst wieder Mitte März los.
Im Sommer quillt der Biergarten von Flora und Fauna im Unteren Schlossgarten oft über. Im Winter sei es deutlich ruhiger, stimmt die Inhaberin Jennifer Willmann dem Kollegen zu. Trotzdem hat ihr Lokal fast durchgehend geöffnet. In der kalten Jahreszeit ist nämlich Platz für geschlossene Gesellschaften und Feiern und mehr Muse für Reparaturen sowie die Planung des kommenden Sommers. Und dank einer Idee von Mitarbeitern ist das Lokal fast jeden Mittwochabend ausgebucht, denn dann wird das Barquiz gespielt. Die klassische Biergarten-Speisekarte ersetzt Jennifer Willmann im Winter durch ein deftigeres Angebot wie Kässpätzle, für deren Zubereitung bei hoher Auslastung keine Zeit ist. „Bei schönem Wetter ist bei uns aber fast genau so viel los wie im Sommer“, sagt sie – mit einem Unterschied: Es wird früher dunkel.
Das Bärenschlössle hat fast immer geöffnet
Während beim Flora und Fauna die U-Bahn praktisch vor der Türe hält, müssen die Gäste von Jürgen Unmüßig schon ein Stückchen laufen. Er hofft deshalb auch jeden Tag auf Sonnenschein – und träumt von Schnee. Denn eine weiße Winterlandschaft lockt die Massen an die Seen bei den Wildgehegen. Dann sind nicht nur im Kuppelbau, sondern auch auf der Terrasse alle Plätze besetzt, und es lohnt sich, den Grill anzuwerfen. Kartoffelsalat streicht er im Winter von der Speisekarte, stattdessen essen die Besucher lieber Jägerschnitzel mit Pilzrahmsoße oder Eintöpfe. Geöffnet zu haben, ist für Jürgen Unmüßig eine Selbstverständlichkeit: „Wir sind ein Ausflugsziel“, sagt der Gastronom. Gerade an den Feiertagen und in den Ferien sei das Bärenschlössle besonders gefragt. Dass er vom 23. bis 25. Dezember eine Pause einlegen muss, schmerzt ihn deshalb, aber er will sein Personal schonen. „Zu schließen, können wir uns eigentlich nicht leisten.“
Carina und Frank Löhle starten vorsichtig in ihre erste Wintersaison: Am Katzenbacher Hof kann erst einmal nur samstags und sonntags eingekehrt werden. „Wenn wir es beleben können, wollen wir es ausbauen“, verspricht Frank Löhle für 2025. Dann soll der Biergarten schon Donnerstag und Freitag sowie in den Weihnachtsferien für den Winterausflug geöffnet sein.