Stuttgarter Rekord-Kellermeister Württemberger Rotweine sammeln kräftig Preise ein

Ganz ausgezeichnet: Seit fast 25 Jahren arbeitet Jürgen Off als Kellermeister bei der Weinmanufaktur Stuttgart. Foto: Ferdinando Iannone

Das Anbaugebiet Württemberg hat beim Deutschen Rotweinpreis kräftig abgesahnt. Jürgen Off von der Weinmanufaktur Stuttgart hat seinen siebten Sieg eingeheimst.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Beim Deutschne Rotweinpreis holt sich das Angebaut Württemberg dieses Jahr gleich fünf Siege – so viele wie noch nie. Acht weitere Weine landen auf den Plätzen zwei und drei in den zehn Kategorien des bundesweiten Wettbewerbs. Mit einem Rotweinpreis ist Jürgen Off als Kellermeister bei der Weinmanufaktur Stuttgart eingestiegen, dieses Jahr hat sein Merlot vom Untertürkheimer Altenberg Merlot (drei Sterne) aus dem Jahrgang 2023 gewonnen. Der 62-Jährige wurde auch längst zum Roten Riesen erklärt. Ob er das Erfolgsgeheimnis eines Württemberger Rekord-Kellermeisters verrät?

 

Herr Off, herzlichen Glückwunsch zum ersten Platz beim Deutschen Rotweinpreis mit Ihrem Merlot!

Danke! Das ist wirklich ein schöner Erfolg und zeigt, dass wir von den Weingärtnern gute Qualität bekommen und etwas Gutes daraus machen können.

Ganz bescheiden! Dabei haben Sie bereits eine Reihe an Rotweinpreisen gewonnen. 2016 wurde Sie sogar zum Roten Riesen erklärt. Der wievielte Rotweinpreis ist es mittlerweile?

Von den ersten Plätzen der siebte. Auf dem Treppchen stand die Weinmanufaktur schon unzählige Male. Den ersten Rotweinpreis haben wir 2003 bekommen – mit einem 2001er Lemberger, also gleich mit dem ersten Jahrgang, in dem ich die Verantwortung im Keller übernommen habe.

Da stehen Sie seit fast 25 Jahren! Wollen Sie nicht mal wieder an die frische Luft?

Tatsächlich war der vergangene mein letzter Herbst. Von daher schließt sich der Kreis: Ich bin mit einem Rotweinpreis eingestiegen und höre mit einem auf. Der Plan ist, dass ich im August in Rente gehe. Das Schöne an unserem Betrieb ist, dass der Kellermeister eben nicht nur im Keller steht, sondern auch die Traubenproduktion begleitet, das Lesegut begutachtet und bis hin zu Präsentationen alles macht. Ich kann das Produkt von Anfang an begleiten, sehe was dabei herauskommt und bekommen das Feedback vom Kunden. Das ist ein Traumjob.

Ihre Erfolgsgeschichte ist auch die Erfolgsgeschichte vom Anbaugebiet Württemberg: Die Ausbeute beim diesjährigen Rotweinpreis ist wieder riesig.

Württemberg zeigt eine enorme Breite über alle Sorten hinweg. Es ist eine Win-Win-Geschichte: Die Verbraucher wollten ein anderes Geschmacksbild, wir haben es geliefert. Aber ich will nicht schlechtreden, was die Vorgängergeneration gemacht hat. Man darf nicht vergessen, dass nach dem Krieg Mangel herrschte. Wenn man es mal erlebt hat, nicht genug zu essen zu haben, haben Lebensmittel einen anderen Wert. Dass es diese Generation geschafft hat, später im Weinberg Trauben herauszuschneiden, um die Qualität zu erhöhen, muss man ihnen hoch anrechnen. Das war schlimm für sie. Früher wurden viele Sorten bei uns auch nicht reif, das hat sich mit dem Klimawandel verändert, wie unser Merlot zeigt.

Eine lange Erfolgsgeschichte: die Weinmanufaktur Stuttgart in Untertürkheim Foto: Ferdinando Iannone

Trotzdem hat Württemberg bei vielen Weintrinkern nach wie vor einen schlechten Ruf.

Das steckt in den Köpfen drin. Solche Geschichten wie der Rotweinpreis helfen, den Ruf zu verbessern. Wenn wir zeigen können, dass wir Weine produzieren, die national und international auf höchsten Niveau sind.

Was hat sich in Ihrer Zeit als Kellermeister noch verändert?

Früher konnte der Rotwein nicht kräftig genug sein, heute sucht man Eleganz, Frische und Fruchtigkeit. Früher konnte es nicht heiß genug sein, bis uns der damalige Jahrhundertsommer 2003 eines Besseren belehrt hat. Früher haben wir spät gelesen, dieses Jahr waren wir sehr früh fertig. Es hat sich sehr viel verändert: Im Weinbau findet zudem ein Konzentrationsprozess statt. Die Zahl der Wengerter und auch der Mitglieder bei uns schrumpft. Gleich geblieben ist die Liebe und die Leidenschaft für den Wein.

Die Liebe des Verbrauchers zum Wein geht gerade allerdings zurück . . .

Ich will nicht lamentieren. In allen Branchen und Bereichen ist es eine herausfordernde Zeit. Viele haben sich gerade auf das Thema Alkohol eingeschossen. Zuviel von irgendetwas ist nie gut. Aber gemäßigtes Trinken trägt zur Geselligkeit bei und fördert Freundschaften und das dient auch der Gesundheit.

Werden Sie kommenden Sommer denn in ein Loch fallen – ohne Ihren Job und die vielen Rotweinpreise?

Dem Wein bleibe ich natürlich verbunden, im Nebenerwerb bewirtschafte ich weiterhin Weinberge. Bei der Weinmanufaktur bin ich noch im Hintergrund tätig. Ich bin viel zu verwurzelt in dem Betrieb, um mich komplett zu verabschieden.

Verraten Sie uns zum Schluss noch Ihr Erfolgsgeheimnis?

Liebe und Leidenschaft für den Wein!

Da muss doch noch ein kleines bisschen mehr sein?!

Meinen Sie, ich verrate Ihnen jetzt meine Rezeptur? Ein bisschen Geheimnis muss sein.

Sieger
Bei der 38. Auflage des Deutschen Rotweinpreises vom Weinmagazin Vinum wurde ein Württemberger zum Gesamtsieger gekürt: Die Cuvée Granat des Korber Weinguts Albrecht Schwegler ist „Rotwein des Jahres“. Erste Plätze machten außerdem der Fellbacher Lämmler Kaiser Spätburgunder VDP.Grosses Gewächs 2023 vom Weingut Aldinger (Kategorie Spätburgunder über 40 Euro), der Stettener Berge Lemberger VDP.Grosses Gewächs 2023 vom Weingut Karl Haidle, der Cabernet Franc Landwein trocken Réserve 2019 vom Weingut Siegloch und der Syrah trocken Divinus, 2022 vom Weinkonvent Dürrenzimmern.

Podium
Aufs Podium schaffte es Württemberg noch weitere acht Mal in verschiedenen Kategorien. Von den ersten fünf Plätzen bei den Lembergern gingen vier an Württemberg. Auch bei Merlot, Syrah und den Cuvées finden sich Württemberger auf dem Treppchen. Zwei Trollinger sind ebenfalls ausgezeichnet worden.

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