Stuttgarts Stadträte streiten Wird das Haus der Kulturen jemals Wirklichkeit?

Die Stadt hat das Kaufhof-Gebäude und das Parkhaus erworben. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Stadtverwaltung hat ihre Vorstellungen für die künftige Nutzung des leer stehenden Kaufhof-Gebäudes in der Eberhardstraße präsentiert. Doch die Fraktionen haben eigene Ideen.

Das mittlerweile leer stehende ehemalige Kaufhof-Gebäude in der Stuttgarter Eberhardstraße ist seit dem 1. Februar gemeinsam mit dem Parkhaus an der Steinstraße im Eigentum der Stadt. Bis klar ist, ob saniert oder abgerissen und neu gebaut wird und die künftigen Mieter feststehen, soll es eine Interimnutzung geben. Die Stadtverwaltung hat im Wirtschaftsausschuss ihre Vorstellungen präsentiert und zumindest bis Sitzungsbeginn auch die Hoffnung gehegt, bei diesem Thema nun schnell voranzukommen.

 

Demnach ist dort als künftiger Ankermieter das Haus der Kulturen (5000 Quadratmeter) vorgesehen, ferner Wohnen für städtisches Personal (4000 Quadratmeter, 80 Prozent der Einheiten sollen öffentlich gefördert sein), ein Gründer- und Innovationszentrum (2300 Quadratmeter), Büroflächen für die Verwaltung (2300 Quadratmeter, die Wirtschaftsförderung soll dort mit unterkommen) und gastronomische Nutzungen (600 Quadratmeter). In der Sitzung haben die Fraktionen zwar weitgehend Zustimmung signalisiert, setzen aber unterschiedliche Schwerpunkte, die eine schnelle Umsetzung verhindern dürften. OB Frank Nopper (CDU) hatte sich schon im vergangenen Jahr im Ältestenrat neben einem Gründerzentrum vor allem für ein Haus der Kulturen stark gemacht.

FDP-Stadtrat Neumann hält eine Festlegung für verfrüht

Auch die Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Mitte, Veronika Kienzle (Grüne), will, „dass nach 25 Jahren Debatte endlich ein Knopf daran gemacht wird“, findet aber auch jetzt nicht nur Unterstützer. FDP-Stadtrat Eric Neumann etwa hält eine Festlegung von 5000 Quadratmetern für ein Haus der Kulturen für verfrüht. Man verbaue sich damit Chancen.

Er favorisiert als Formulierung „eine städtische und oder bürgerschaftliche Nutzung mit Büros, Konferenzräumen und Veranstaltungsräumen“. Da sich die raumplanerischen Anforderungen eines Hauses der Kulturen nicht wesentlich von denen der Verwaltung unterschieden, bleibe man flexibel. Neumann und Rose von Stein (Freie Wähler) verweisen zudem darauf, das mit einem Konzertforum-Neubau in Bad Cannstatt die Philharmoniker das Gustav-Siegle-Haus freimachten. Dies wäre „eine interessante Alternative“.

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Petra Rühle betrachtet – wie die übrigen Stadträte der öko-sozialen Mehrheit – das Haus der Kulturen als gesetzt, sieht dagegen das von der CDU-Stadträtin Nicole Porsch gepriesene Gründer- und Innovationszentrum und auch die Büros für die Verwaltung kritisch.

Zunächst wird der bauliche Zustand des Gebäudes untersucht

Für Johanna Tiarks (Linksbündnis) und Thorsten Puttenat (Puls) stellt sich zudem die wichtige Frage, warum die Verwaltung die Freie Tanz- und Theaterszene (FTTS) nicht als Ankermieter führe. Ob die seit Jahren auf eine feste Bleibe wartende und erst im Dezember erneut vertröstete Gruppe im ehemaligen Kaufhaus unterkommt, dürfte davon abhängen, ob sich der Betrieb mit anderen Nutzungen verträgt – Stepptanz über Büros dürfte eher nicht gewollt sein.

Bis zur Sommerpause wird nun der bauliche Zustand untersucht. Das Gebäude weist eine Bruttogeschossfläche von 20 000 Quadratmetern auf sieben Etagen aus, davon sind zwei Geschosse ebenerdig. Ein möglicher Um- oder Neubau wird durch einen Lichthof die Fläche um 2000 Quadratmeter reduzieren. Welche Teilbereiche vorübergehend bespielt werden, hängt davon ab, ob die Brandschutzvorschriften eingehalten werden können. Aktuell erscheint das in den beiden Erdgeschossen möglich. Alle anderen Nutzungen bedürften wohl neuer Genehmigungen.

Nun werden Ideen für eine Zwischennutzung gesammelt

Um ein transparentes und niederschwelliges Verfahren zu ermöglichen, wird die „AG Zwischennutz“ nun einen Aufruf starten, Konzeptideen einzureichen. Parallel wird im ehemaligen Kaufhaus ein Ideen-Workshop für Interessierte stattfinden, der die Möglichkeiten im Gebäude aufzeigt. Die Vorschläge werden von der AG dann eingeordnet und nach der Sommerpause dem Gemeinderat präsentiert. Klar ist allerdings, dass die AG nur die Genehmigungsphase begleiten, nicht aber die vollständige Betreuung im Sinne eines Betreibers übernehmen kann.

Dann soll auch über die Miethöhe gesprochen werden. Zuschüsse sind aus dem Fonds für temporäre Zwischennutzungen denkbar. Größere Instandsetzungsmaßnahmen und technische Ertüchtigungen ließen sich damit aber nicht finanzieren, macht die Verwaltung deutlich. Und auch die Fraktionen haben bekräftigt, dass sich größere Investitionen für Provisorien verbieten würden.

Kaufhof-Parkhaus wird wieder geöffnet

Die Entwicklung in der benachbarten Steinstraße und ihrer Umgebung werden getrennt von der Eberhardstraße betrieben. Das geschlossene Kaufhof-Parkhaus soll Ende Mai wieder eröffnet werden. Das hat Technikbürgermeister Dirk Thürnau (SPD) mitgeteilt. Die Brandschutztüren seien erneuert worden. Nun müsse noch die Löschwasseranlage überprüft werden. Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik wird am kommenden Dienstag entscheiden, ob man sich mit 40 Stellplätzen begnügt – in diesem Fall würde das oberste Parkdeck begrünt – oder bei 80 Plätzen bleibt. OB Nopper wird in der Sitzung für die große Lösung plädieren. Die SPD dürfte dann das Zünglein an der Waage sein.

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