Tödlicher Unfall in Stuttgart Hermann zu Olgaeck: „Zustand nicht länger tragbar“

Eine Mercedes G-Klasse ist Anfang Mai am Stuttgarter Olgaeck in eine Personengruppe gefahren – eine Person kam dabei ums Leben. Foto: SDMG

Nach dem schweren Unfall am Olgaeck hat sich Verkehrsminister Hermann an OB Nopper gewandt. Er regt ein Gutachten und einen Umbau des Knotenpunktes an. Wie reagiert die Stadt?

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Nach dem Unfall am Olgaeck hat sich nun auch der Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) eingeschaltet. Er hat angeregt, dass die gefährliche Stelle in der City umgebaut werden soll, um sie zu entschärfen. „Dieser Zustand ist nicht länger tragbar“, schreibt Hermann an Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU). Der Brief aus dem Ministerium ans Rathaus liegt unserer Redaktion vor.

 

Olgaeck: Minister setzt sich für Umbau ein

Hermann und viele seiner Kollegen würden den Verkehrsknotenpunkt kennen, der in der Nähe des Ministeriums liege. Er habe dort schon viele gefährliche Situationen erlebt und beobachtet. Etwa wenn jemand bei Rot zeigender Ampel über die Straße renne, um die Stadtbahn noch zu erreichen. Außerdem würden die Abbiegebeziehungen in dem Bereich zwischen Charlottenplatz, Dobel- und Alexanderstraße sowohl Autofahrerinnen und -Fahrer als auch Fahrradfahrerinnen- und Fahrer immer wieder vor Herausforderungen stellen und kritische Situationen erzeugen.

An der Stelle, die Hermann beschreibt, sind außer dem jüngsten tödlichen Unfall schon zahlreiche Unfälle geschehen. Am 2. Mai fuhr hier ein Mann mit einer Mercedes G-Klasse auf den Bereich, in dem Fahrgäste der Stadtbahn von der Haltestelle kommend auf einer Verkehrsinsel warten, bis sie an der Fußgängerampel die Fahrbahn zum Gehweg überqueren können. Dabei wurden acht Menschen verletzt. Eine Frau so schwer, dass sie noch am Abend des Unfalls starb. Unter den Verletzten waren auch fünf Kinder.

Verkehrschaos am Olgaeck: Minister fordert dringende Maßnahmen

Dem Brief ist zu entnehmen, dass Hermann einen großen Umbau an der Stelle für notwendig hält. Er gehe davon aus, dass die Stadt bis zum Umbau „eine temporäre Lösung“ entwickele. Das liest sich wie eine Handlungsaufforderung. Der Verkehrsminister bietet aber auch Hilfe an. Er schlägt vor, eine „verkehrssicherheitstechnische Untersuchung mit integriertem Bestandsaudit“ vorzunehmen. Das Gutachten solle zum Ziel haben, den komplexen Knotenpunkt so zu verändern, dass er für alle Verkehrsteilnehmenden sicherer werde. „Insbesondere bei Straßen, die nach früheren Regelwerken geplant wurden, bestehen möglicherweise Potenziale, welche die Verkehrssicherheit erhöhen könnten“, schreibt Winfried Hermann.

Wie reagiert die Stadt auf den Brief?

„Wir sind schon vor dem Brief im Austausch mit dem Ministerium gewesen“, sagt der Stuttgarter Ordnungsbürgermeister Clemens Maier (Freie Wähler). Der Vorschlag mit dem Gutachten und die Anregung, den Knotenpunkt umzubauen, sei „schon richtig“, fügt er hinzu. Sprich: Die Stadt bereite aktuell schon die Ausschreibung vor, auf die sich dann diverse Gutachter bewerben können. In Hermanns Brief waren Fachleute benannt worden, die der Minister für geeignet hält. „Da so ein Gutachten aber mit Kosten verbunden ist, müssen wir es ausschreiben“, betont der Ordnungsbürgermeister. Noch könne man natürlich nicht sagen, was am Olgaeck zu ändern sei. „Es ist ein sehr komplexer Verkehrsknotenpunkt. Mehrere Straßen kreuzen sich, die Stadtbahn fährt, Radfahrer, Fußgänger sind dort unterwegs. Außerdem führt ein Schulweg dort über die Straße“, beschreibt er die Voraussetzungen. Zudem wisse man noch nicht, warum der Autofahrer Anfang Mai von der Fahrbahn abkam und auf die Mittelinsel an der Stadtbahnhaltestelle fuhr, auf der die Menschen auf das Grün der Fußgängerampel warteten. „Da müssen wir das Gutachten und die Ermittlungen der Polizei abwarten“, erläutert Clemens Maier.

Die Vielzahl der Unfälle ist dem für die Verkehrssicherheit zuständigen Bürgermeister wohl bekannt. „Aber sie hatten alle völlig unterschiedliche Ursachen. Insofern kann man nicht mit einer einfachen Maßnahme alle Gefahren bannen“, sagt Maier.

Tempo 30 am Olgaeck: Stadt prüft Geschwindigkeitsbegrenzung

Eine Maßnahme hat die Stadtverwaltung dennoch bereits im Blick. Auch wenn beim tödlichen Unfall Anfang Mai noch nicht feststeht, welche Rolle die Geschwindigkeit des Autos spielte, lasse man prüfen, ob man an der Stelle Tempo 30 anordnen kann. Eine Begrenzung auf 40 Stundenkilometer gilt dort bereits. „Das hat natürlich wieder Auswirkungen auf den Stadtbahnverkehr und dessen Takt, deswegen muss das genau untersucht werden, die SSB werden einbezogen“, so Maier.

Einen Zeithorizont für das Gutachten – und eventuell daraus resultierende Umbauten – könne er noch nicht nennen, sagt der Ordnungsbürgermeister. Klar ist nur: Die Stadt muss sich um die gefährliche Ecke kümmern.

Unfall
Am 2. Mai geschah am Olgaeck in Stuttgart-Mitte ein Unfall, bei dem eine 46-jährige Frau ums Leben kam. Der 42-jährige Fahrer eines G-Klasse Mercedes fuhr auf die Verkehrsinsel der Stadtbahnhaltestelle Olgaeck. Die Unfallursache wird aktuell noch von einem Gutachter untersucht und von der Polizei ermittelt. Acht Personen, darunter fünf Kinder, wurden bei dem Unfall verletzt.

Spenden
Ein Freund der Familie der ums Leben gekommenen Frau startete eine Spendenaktion für die Hinterbliebenen auf der Plattform Go-fund-me. Dort kamen inzwischen mehr als 44 000 Euro zusammen. Auch die Kirchengemeinde Markus-Haigst sammelt Spenden, sie hat aber noch kein Zwischenergebnis gemeldet.

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