Trigema-Chef Wolfgang Grupp hat sich mal wieder über den Krieg in der Ukraine empört. Die Schuld sieht der Burladinger Familienunternehmer auch bei den westlichen Regierungen – vor allem bei den Amerikanern.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Dass Wolfgang Grupp ein meinungsstarker und temperamentvoller Mann ist, weiß man. Politische Grundhaltungen hat der Trigema-Chef früher dennoch eher selten zum Besten gegeben. Der Krieg in der Ukraine hingegen gärt in ihm offenbar so heftig, dass Grupp nicht mehr an sich halten kann – und dabei ganz eigene Theorien entwickelt.

 

So hat der 80-Jährige in einem Podiumsgespräch mit der Linkspartei-Ikone Gregor Gysi seinem Ärger freien Lauf gelassen: „Ich bin der Meinung, dieser Krieg hätte politisch natürlich rechtzeitig verhindert werden müssen“, betonte der Familienunternehmer aus Burladingen. „Denn ein Putin hat im Bundestag Standing Ovations bekommen – er hat positiv zum Westen gesprochen. Dass sich einer so verrückt erklärt.“ Soll wohl heißen: mit dem russischen Präsidenten hätte man doch vorher eine Verständigung erzielen müssen.

„Wir müssen die schlichten, aber nicht mit Waffen hochhalten“

Grupp fährt fort: „Und Selenskyj – ich kenn mich überhaupt nicht aus –, aber ich sach mal, der war ja Schauspieler.“ Beifall und Gelächter im Publikum. Der ukrainische Präsident „hat seiner Bevölkerung, der männlichen, die Pässe abgenommen, die müssen an die Front, sich erschießen lassen – spricht ja kein Mensch davon“, empört sich der Mann von der Schwäbischen Alb. „Es wird immer alles nur durch die andere Seite gezeigt.“

Das Gespräch in Gysis Talkreihe „Missverstehen Sie mich richtig“ hatte bereits Mitte Dezember in der Berliner Distel stattgefunden – nun kursieren Ausschnitte in den sozialen Netzwerken. Dabei führt der Textilunternehmer aus: Wenn er von seiner Firma über die Straße in sein Haus gehen würde, und „da würden sich zwei nachts schlägern, dann möchte ich was hören, wenn ich dem einen eine große Axt bringe und dem anderen ein großes Messer. Da würden sie sagen: der Grupp spinnt.“ Sein Petitum: „Wir müssen die auseinandernehmen und schlichten, aber nicht mit Milliarden (teuren) Waffen, auf Deutsch gesagt, hochhalten.“ Er verstehe die Welt nicht mehr: „einen Krieg so zu befeuern“ – während man sonst immer versucht habe, „Streitereien auseinander zu dividieren“.

Abneigung gegenüber den USA geäußert

Er wisse, so Grupp, „dass ich nicht den Mainstream von ARD und ZDF habe – Sie dürfen ja nichts anderes sagen als das.“ Woraufhin Gysi einwendet: „Es gibt schon zwei, die was anderes sagen dürfen: Sie und ich.“ Und Grupp ist auch noch nicht fertig: „Was das Europa kostet, das muss man ja mal am Schluss zusammenrechnen.“ Eine gute Vorlage für Gysi: „Es gibt ein Land, das wirklich daran verdient.“ Woraufhin Grupp ergänzt: „Die Amerikaner. Jetzt sage ich mal so: Ich halte von den Amerikanern nichts.“

Schon im vorigen Jahr hatte der Millionär den westlichen Regierungen vorgeworfen, mit Waffenlieferungen den Krieg zu verlängern, statt ihn durch Diplomatie und Gespräche frühzeitig einzudämmen. Indirekt äußerte er auch Verständnis für Putin, weil die Nato Moskau nach der Wiedervereinigung versichert hätte, dass man nicht näher an Russland heranrücken werde. Und in einem Interview mit BW24.de hat Grupp die Verschwörungstheorie aufgestellt, „dass der Amerikaner im Hintergrund alles steuert, damit er alleine eine Weltmacht bleibt“. Die Gewinner an diesem Krieg seien einzig die USA. Zudem hat sich der Burladinger gegen Sanktionen und für Gasimporte aus Russland ausgesprochen.

„Schlimmes Gerede von diesem Trigema-Mann“

Die Wogen gehen nach der neuen Tirade hoch bei Twitter. Auch Carlo Marsala, derzeit viel gefragter Politik-Professor an der Bundeswehr-Universität München, hat den Videoausschnitt verbreitet.

Masala kommentiert Grupps Auftritt mit den Worten: „Ich find ja das Gerede von diesem Trigema-Mann schlimm, aber wirklich schlimm finde ich den Applaus. Und ich befürchte, da sitzt gut situiertes Berliner Publikum.“ Und der CDU-Europa-Abgeordnete Dennis Radtke fragt mit Blick auf Grupp: „Kann oder will er nicht verstehen?“