Könnte man die Wohnung im Winter theoretisch gar nicht heizen? Was würde das für Folgen haben? Die wichtigsten Antworten lesen Sie im Artikel.

Digital Desk: Lukas Böhl (lbö)

Die Energiepreise steigen und steigen. Politiker und Verbraucherschützer warnen vor hohen Nebenkostenabrechnungen im nächsten Jahr und rufen zum Energiesparen auf. Doch kann man die Ersparnis auch zu weit treiben? Was würde passieren, wenn man in der kommenden Heizperiode gar nicht heizt? Die Gefahren und Risiken haben wir im Beitrag für Sie zusammengefasst.

 

Schimmelgefahr bei zu hoher Luftfeuchtigkeit

Jeder Mensch verursacht durch Kochen, Duschen, Ausatmen und Schwitzen eine Menge Wasser pro Tag. Das Umweltbundesamt schätzt, dass in einem Vierpersonenhaushalt etwa 12 Liter Feuchtigkeit durch die Bewohner verursacht werden. Pro Person also etwa 3 Liter. Um die Luftfeuchtigkeit in den Räumen zu senken, muss daher ausreichend gelüftet und vor allen Dingen im Winter auch geheizt werden. Würde man nicht heizen, würde die Raumtemperatur sonst deutlich absinken. Kalte Luft kann physikalisch jedoch weniger Feuchtigkeit aufnehmen als warme. Die Luftfeuchtigkeit würde daher ein großes Problem darstellen. Ohne Heizung müsste man nahezu durchgehend lüften, um die Luftfeuchtigkeit im Raum nicht zu stark ansteigen zu lassen. Das ist aus offensichtlichen Gründen jedoch keine realistische Option.

Könnte man nicht einfach Luftentfeuchter aufstellen?

Rein theoretisch wäre es in Neubauten mit guter Wärmedämmung wahrscheinlich möglich, die Räume durch Luftentfeuchter und Lüften trotz der Kälte so weit trocken zu halten, dass zumindest kein Schimmel entsteht. Man müsste jedoch zusätzlich mit einem Hygrometer die Luftfeuchtigkeit überwachen, um kritische Werte nicht zu überschreiten. Wenigstens 60 % Luftfeuchtigkeit oder weniger sollten es sein, um die Schimmelgefahr zu umgehen. In Altbauten würde das jedoch unter keinen Umständen funktionieren. Hier würde sich an den kalten Wänden rasch Kondenswasser bilden und die Schimmelgefahr deutlich steigen. Ganz davon abgesehen kämen bei einer Wohnung oder einem Haus nur elektrische Luftentfeuchter mit ausreichend Leistung infrage. Die würden aber wiederum die Stromkosten derart in die Höhe treiben, dass man auch gleich die Heizung einschalten könnte. Denn obwohl die Gaspreise drastisch gestiegen sind, ist der Strompreis pro kWh nach wie vor mehr als doppelt so hoch (siehe auch: Lohnt sich eine Elektroheizung?). Die vermeintliche Ersparnis durch das Nicht-Heizen wäre also schnell dahin. Zudem wäre da auch immer noch das Problem mit der Kälte.

Bei kalten Temperaturen steigen die Gesundheitsrisiken

Die Wohlfühltemperatur ist zwar von Mensch zu Mensch unterschiedlich, doch im Schnitt liegt sie zwischen 20 und 22 °C. Sprich: Bei Temperaturen unterhalb der 20 °C würden sich die meisten Menschen schlicht unwohl fühlen. Davon abgesehen können mit den sinkenden Temperaturen auch die Gesundheitsrisiken steigen. Laut den „Housing and Health Guidelines“ der WHO wurden niedrige Innentemperaturen in Studien mit erhöhtem Blutdruck, einer höheren Anfälligkeit für Atemwegserkrankungen und der Verschlechterung von Asthma-Symptomen in Verbindung gebracht. Kommen zusätzlich Feuchtigkeit und insbesondere Schimmel hinzu, sind die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit noch viel stärker.

Mieter müssen aufpassen

Es gibt in Deutschland zwar keine generelle Heizpflicht, aber ein Mieter hat dafür Sorge zu tragen, dass an der Mietsache keine Schäden entstehen. Das Nicht-Heizen der Wohnung darf also nicht zu Feuchtigkeits- oder Schimmelschäden führen. Könnte man einem Mieter aufgrund fehlerhaften Heiz- und Lüftverhaltens nachweisen, dass er direkt für die Schäden verantwortlich ist, müsste er für die Kosten der Instandsetzung aufkommen.

Welche Mindesttemperaturen sind zu empfehlen?

Um das Schimmelrisiko zu minimieren, sollten die Räume nicht unter eine gewisse Temperatur fallen. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz empfiehlt als unterste Grenze mindestens 17 °C in bewohnten Räumen und 15 °C in Fluren. Im Bad sollten es aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit laut Umweltbundesamt aber mindestens 20 bis 22 °C sein. In der Küche etwa 18 °C. Wer jedoch ohnehin Probleme mit Feuchtigkeit hat, weil er zum Beispiel in einem Altbau wohnt, sollte beim Absenken der Temperaturen auch auf die Luftfeuchtigkeit achten. Ein Hygrometer kann dabei helfen, die Luftfeuchtigkeit in den Räumen zu überwachen, um im Zweifelsfall die Temperaturen wieder nach oben anzupassen. Empfohlen werden generell Werte zwischen 40 und 60 %. Welche Werte für welche Zimmer normal sind, lesen Sie in unserem Ratgeber.

Fazit: Heizung auslassen ist keine gute Idee

Wie man sieht, gibt es viele gute Gründe, die dagegensprechen, die Wohnung im Winter überhaupt nicht zu heizen. Anstatt komplett auf die Heizung zu verzichten, kann man darauf achten, den Verbrauch zu senken, um bei den Energiekosten zu sparen. Nützliche Tipps dazu finden Sie in unserem Ratgeber „15 Tipps, um Gas zu sparen“ oder auf unserer Themenseite „ Energiesparen“.