Lothar Hirtreiter, der in Schorndorf-Miedelsbach nur wenige Meter vom Bahnhof entfernt wohnt, hat die Flutkatastrophe am eigenen Leib erfahren. Er erzählt, was die Eröffnung des Wiesels für ihn bedeutet.
Für Lothar Hirtreiter ist der 14. April ein Meilenstein: Dann rollt wieder die Wieslauftalbahn durch das Tal, in dem er lebt und aufgewachsen ist. Er nutzt oft den ÖPNV, auch im Ruhestand. Zweimal in der Woche zum Sport ging es früher mit dem Wiesel, manchmal auch weiter nach Stuttgart. Nach dem Wiesel-Aus durch die Flut nutzt er die Busse.„Wir waren natürlich froh über den Ersatzverkehr“, sagt er. Doch klar war auch, dass Gelenkbusse nicht in dem Umfang das Angebot der Wieslauftalbahn ersetzen können. Es sei immer wieder eine Frage gewesen, wie die Busse durch den Verkehr kommen und ob es mit dem Anschluss in Schorndorf klappt. „Ich habe alles erlebt“, sagt er. Manchmal seien die Busse im Stau gestanden. Die Baustelle auf der B 29 sei obendrauf gekommen.
Hirtreiter ist vernetzt und eng verbunden mit Miedelsbach, wo er aufgewachsen ist und sich seit vielen Jahren in verschiedenen Projekten für seinen Heimatort engagiert. Der „Miedeslbächer“ hat die Verwüstungen und die Schicksale miterlebt, die die Flut in der Nacht im Juni vergangenen Jahres hinterlassen hat. Der Starkregen hatte die Straßen in dem Schorndorfer Teilort in kürzester Zeit in reißende Flüsse verwandelt, zwei Menschen haben damals in Miedelsbach ihr Leben verloren. Hirtreiter wohnt ein paar Schritte von dem kleinen Bahnhof weg. Er hat damals mitverfolgt, wie sich die Müllberge nach der Flut türmten, dort am Kreisel, wo ein Sammelpunkt für die Dinge, die in einer Nacht zerstört und damit nutzlos geworden waren, eingerichtet worden war.
Dass das Wiesel, wie viele die Wieslauftalbahn liebevoll nennen, wieder rollt, hat eine große Symbolkraft für das Tal und seine Bewohner, ist Hirtreiter überzeugt. „Das ganze Wieslauftal atmet auf“, sagt er. Die Eröffnung der Wieslauftalbahn mit regulärem Betrieb am 14. April ist ein bedeutendes Datum.
Zunächst sind vier Züge unterwegs auf der Wieslauftalbahn
Er weiß, dass dann noch nicht alles wie früher läuft, aber es sei ein entscheidender Schritt. „Es ist eine total wichtige Verbindung für unseren Ort“, sagt der Miedelsbacher. So fahren die Züge zunächst nur auf der Strecke zwischen Schorndorf und Rudersberg – und es sind vier Züge unterwegs.
„Es sind vier Fahrzeuge vom Typ Regio Shuttle der vierten Bauserie. Davon zwei der generalüberholten, neu gekauften des Typs VT 451 und VT 452 und zwei angemietete Fahrzeuge des Typs VT 505 und VT 506. Bis Jahresende gehen auch die restlichen zwei gekauften Regioshuttles in Betrieb“, teilt Isabelle Kübler von der Pressestelle des Landratsamtes mit.
Wieslauftalbahn: Halbstundentakt, abwechselnd Zug und Bus
Die Züge rollen stündlich, früher ist das Wiesel halbstündlich gefahren. Daher werden weiterhin Gelenkbusse eingesetzt, die auch stündlich rollen. Insgesamt wird somit ein Halbstundentakt, abwechselnd Zug und Bus, geboten. Ein Wagen des Wiesels hat 70 Sitzplätze und je nach Belegung der Mehrzweckfläche Platz für mindestens hundert weitere Personen. Ein Gelenkbus hat Platz für maximal 120 Personen, so Isabelle Kübler. Der Fahrplan für die RB 61 Rudersberg-Schorndorf ist auf der Seite der Württembergischen Eisenbahn-Gesellschaft, die die Wieslauftalbahn betreibt, eingestellt. Infos unter www.weg-bahn.de.
„Guter Dinge, dass wir bis August einen Betrieb bis Oberndorf schaffen“
Bis wann soll die Strecke von Rudersberg nach Oberndorf fertig sein? „Bis spätestens zum Start des neuen Schuljahres 14. September. Allerdings sind wir guter Dinge, dass wir noch bis August einen Betrieb bis Oberndorf schaffen, bis Rudersberg Nord möglicherweise im Juni/Juli“, so Isabelle Kübler. Gute Aussichten im Sinn von Lothar Hirtreiter, der sagt: „Das Wieslauftal braucht das Wiesel.“