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Wer baut und saniert, braucht Nerven - in diesen Zeiten besonders starke.

Petra Mostbacher-Dix

Foto: Hydebrink/stock.adobe.com

Petra Mostbacher-Dix

"Es war einmal...“, möchte man schreiben. Korrekt ist aber: Es ist einmal... eine Familie, die sich aufgemacht hat, ein Häuslein zu bauen, genauer das geerbte der Oma zu sanieren und mit einem Anbau zu erweitern.

In einer ländlichen Gegend im Südwesten; aber die Geschichte könnte sicher auch im Norden spielen. „Bauen, das ist noch ein echtes Abenteuer, da brauchst du keinen Amazonas“, knurrt Rolf Schmid. Seine Frau Mirja und Teenagertochter Leonie lachen, obwohl ihnen in den vergangenen Monaten selten danach zumute war. Daher wollen sie ihre echten Namen auch nicht in den Medien sehen, lesen oder hören. „Ist so schon genug los“, meint Rolf.

Zweistellige Kostensteigerungen

Und erzählt, wie sie Wladimir Putins grausamer und illegitimer Angriffskrieg gegen die Ukraine „vor einem Fehler bewahrte, so zynisch das klingt": einer Gasheizung. Schnell wechselten die Schmids zu einer Wärmepumpe, mit dem guten Gewissen, dass das nicht nur Lieferprobleme abwendet, sondern auch klimafreundlicher ist. Aber gleichzeitig mit dem Wissen, dass dies ihr bereits angespanntes Budget womöglich überreizen würde.

Damals nur dunkel ahnend, dass noch viel mehr Überreizungen auf ihr mit 250 000 Euro kalkuliertes Bauprojekt zukommen sollten wegen Materialknappheit, gestiegenen Energiepreisen und Lieferengpässen. Auch bei den Gewerken: Ob Rohbau-, Beton-, Mauerarbeiten, ob Dach decken oder abdichten, es ruckelte allenthalben. In fast jedem Bereich fiel die Kostensteigerung zweistellig aus.

Mirja erinnert sich: „Schneller als du gucken konntest, schossen die Preise in die Höhe. Metalle, Holz, Dämmstoffe, Fenster, plötzlich waren die Baumaterialien zum Teil mehr als ein Drittel teurer. Jetzt könnten wir manches wieder günstiger bekommen. Aber Nachweinen bringt auch nichts.“ Und Rolf ergänzt: „Wenn man überhaupt Handwerker oder Handwerkerinnen herbekam, von Missverständnissen abgesehen.“ Teilweise seien manche überhaupt nicht mehr aufgetaucht ohne sich jemals abzumelden. „Andere kamen mit falschem Material, begannen es einzubauen, als wir nicht da waren. Manches ließen wir rausreißen, anderes blieb halt dann.“

Eigenleistung war gefragt

Sie kennen Bauherren und -frauen, die aufgaben. Nicht so die Schmids. Wo es ging, renovierte das Paar dann in Eigenleistung, obwohl das ursprünglich nicht so geplant war. Die Endvierziger sind berufstätig, als Erzieherin und als Lehrer. „Was willste machen, wen du mal einziehen willst", meint der gebürtige Berliner und zieht eine Grimasse: „Jede Baustelle würde mich nun mit Handkuss nehmen aufgrund meiner Bohr-, Schleif- und Hammerkenntnisse. Auch Fliesen habe ich verlegt.“ Die Familie ist nun glücklich, dass sie im Juli einziehen kann, in Omas nun klimafreundlich gewärmtes Haus. „Das hätte ihr gefallen“, so Rolf und bricht - angesichts der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) - eine Lanze für andere, die noch am Traum vom Eigenheim basteln. „Sie brauchen Investitionssicherheit. Wir wurden ja quasi zur Wärmepumpe geschubst. Und ja, wir kriegen Förderungen, die aber längst hätten eingehen müssen.“ Mirja nickt, nun aufzählend, was Baufamilien in diesen Zeiten mitbringen müssen: „Beste Nerven, viel Flexibilität, Rücklagen auf dem Konto, falls nicht einen Banker des Vertrauens und vor allem Humor für die Tage, an denen alles schiefgeht!“ 

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