Anzeige

HEIZEN MIT HANDBUCH

HEIZEN MIT HANDBUCH

Die neuen Energieerzeuger im Eigenheim bringen eine Fülle neuer Techniken mit sich. Die muss man erst einmal verstehen lernen.

Julia Alber

Ein Blick auf die Dächer zeigt, dass immer mehr Hausbesitzer auf die Sonne als natürliche Energiequelle zusätzlich setzen. Foto: Gelpi/ stock.adobe.com

Julia Alber

Umso älter die Heizung, desto sinnvoller, sich Gedanken über eine neue zu machen. Neue Techniken sind nicht nur gut für die Umwelt, neue Techniken helfen auch, den Energieverbrauch zu senken und damit die Heizkosten. Und wer auf die Kraft der Sonne setzt, für den könnte die Stromrechnung vielleicht gar zur Geschichte werden. Allerdings muss man diese Techniken erst einmal verstehen. Ein Überblick.

Bei jeder neu eingebauten oder ausgetauschten Heizung müssen ab dem Jahr 2024 mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien einbezogen werden, um den Verbrauch fossiler Brennstoffe zu reduzieren. Wer sich noch nicht vom Öl verabschieden mag, sollte beim Heizungstausch auf jeden Fall auf einen Brennwertkessel setzen, ist der Expertenrat. Öl- wie auch Gasheizungen mit Brennwerttechnik nutzen nämlich neben der Wärmeenergie, die bei der Verbrennung entsteht, auch die in der Abluft enthaltene Wärme. Sie erzielen somit einen hohen Wirkungsgrad, heizen umweltschonender und effizienter als die alten Kessel. Öl- wie Gasbrennwertheizungen können zusammen mit thermischen Solaranlagen betrieben werden. Die auf das Dach aufgebrachten Solarthermieanlagen wandeln das Sonnenlicht in Wärme um, die dann zum Heizen wie auch zur Warmwasseraufbereitung genutzt werden kann. Speziell den Sommer über können sie durchaus allein für Warmwasser sorgen.

Hybridheizungen

Einen ersten Schritt Richtung Zukunft bringen Hybridheizungen ins Haus, wenn etwa die Gas- oder Ölheizung mit einer Wärmepumpe kombiniert wird. Der große Vorteil, Gas- wie auch Ölheizung werden nur benötigt, wenn die regenerativ erzeugte Energie nicht ausreicht. Herzstück einer Hybridheizung ist der Speicher für die erzeugte Energie. „Hybridheizungen sind eine gute Option, um die bestehende Heizung schrittweise zu modernisieren“, sagt Alexander Kotz, Kreishandwerksmeister und Geschäftsführer der Kotz Haustechnik in Stuttgart. Dank der Kombination könne die Wärmepumpe auch in noch nicht gedämmten Häusern so ausgelegt werden, dass sie nach einer energetischen Sanierung passend sei.

Das aktuell zukunftweisendste Heizungssystem ist die Wärmepumpe. Diese arbeitet äußerst effizient, wandelt mithilfe von Strom die in der Luft, dem Erdreich oder auch im Grundwasser enthaltene Wärme in Heizwärme um. Da ist die Sole-Wasser-Wärmepumpe, die die Erdwärme nutzt - entweder mittels ins Erdreich eingelassenen Sonden oder eines im Boden ausgelegten Flächenkollektors. Ihr Ertrag ist sehr stabil, da die Bodentemperatur kaum schwankt. Allerdings ist der Installationsaufwand aufgrund der Erdarbeiten hoch und man benötigt genügend Platz am Haus. Für die Wasser-Wasser-Wärmepumpe wird das Grundwasser als Wärmelieferant genutzt. Auch diese Wärmepumpe ist sehr effektiv, wird durch die Bohrungen aber teuer, und da Grundwasser besonders geschützt ist, sind auch diverse Genehmigungen notwendig.

Am einfachsten zu installieren und mithin relativ günstig ist die Luft-Wasser-Wärmepumpe. Sie entzieht der Außenluft die Wärmeenergie und wird meist als Komplettanlage geliefert. Mit der Effizienz ihrer Geschwister kann sie allerdings nicht mithalten. Bei steigenden Minustemperaturen wird es immer schwieriger, der Außenluft Wärme zu entziehen. "Je besser die Dämmung eines Gebäudes, umso effektiver arbeitet die Wärmepumpe“, sagt Meister Kotz. Eine Fußbodenheizung sei nicht zwingend notwendig, in energetisch nicht sanierten Gebäuden wären aber große Heizkörper wichtig. Wer sich jetzt für eine Wärmepumpe entscheide, müsse aber Geduld haben: „Zwölf Monate Wartezeit können schon sein“, sagt der Experte und verweist nicht nur auf die langen Lieferzeiten für alle Teile, sondern auch auf den Mangel an Fachkräften, die den Einbau vornehmen.

Wärmepumpen können mit Solarthermie kombiniert werden

So funktioniert Geothermie. Foto: Dirk Schumann/ stock.adobe.com
So funktioniert Geothermie. Foto: Dirk Schumann/ stock.adobe.com

Wärmepumpen können mit Solarthermie-Anlagen kombiniert werden. Wer noch keine Module auf dem Dach hat, kann von einer Photovoltaikanlage mehr profitieren, denn dann stellt diese den Strom für die Wärmepumpe bereit, und die Heizung wird somit optimal fürs Klima. Strom aus Sonnenlicht - dafür steht die Photovoltaik. Fällt Sonnenlicht auf die Solarzellen, wird dieses in elektrische Energie umgewandelt es wird Gleichstrom erzeugt, der dann mithilfe eines Wechselrichters zu Wechselstrom umgewandelt wird und so direkt ins öffentliche oder privat genutzte Stromnetz eingespeist werden kann. Um vom eigenen Strom bestmöglich zu profitieren, bietet sich ein Stromspeicher an.

Aktuell immer mehr in die Diskussion kommt die Fernwärme. Diese klimafreundliche Heizungsvariante setzt, auch wenn es nicht so klingt, auf ein Fernwärmenetz in der Region. Mit der Abwärme, die bei der Müllverbrennung entsteht oder in der Industrie, beim Erzeugen von Biogas oder auch in Kraft- oder Heizwerken, wird Wasser erhitzt und gelangt dann über isolierte Rohre, die meist nicht länger als 30 Kilometer sind, in die Haushalte.

Weitere Themen: