Rafael Montero hat im High Fidelity seinen Dienst angetreten. Ein Jahr lang wartete der Koch aus Peru auf die Arbeitserlaubnis für seinen Einsatz in der Weinbar von Bernd Kreis. Erst wurde sein Antrag abgelehnt, dann kam plötzlich die Zusage.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Rafael Montero ist jetzt „sehr glücklich“. Gleich am Tag nach seiner Ankunft in Stuttgart hat er sich die weiße Arbeitskleidung angezogen und seinen neuen Arbeitsplatz inspiziert. In der Weinbar High Fidelity wird er künftig peruanische Gerichte auftischen. Aber fast wäre aus dem Plan nichts geworden: Die deutsche Botschaft in Lima hatte seine berufliche Qualifikation zunächst nicht anerkannt und die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Arbeitsagentur das Lokal als nicht genug peruanisch klassifiziert, um einen Koch aus Peru anstellen zu dürfen. Doch jetzt lenkten die Behörden plötzlich ein – wohl aufgrund der Berichterstattung in den Medien. „Ich bin sehr glücklich“, sagt auch Bernd Kreis.

 

Master vom Basque Culinary Center

Ein hartes Jahr liegt hinter dem Koch und seinem Wirt. Besonders getroffen hat Rafael Montero, dass seine Ausbildung von der Botschaft hinterfragt wurde. Dabei hat er gleich zwei Kochschulen abgeschlossen und kann unter anderem einen Cooking-Master vom renommierten Basque Culinary Center in San Sebastian vorweisen. Arbeitserfahrung hatte er unter anderem in Sterne-Restaurants in Thailand und Spanien gesammelt. Empört war auch Bernd Kreis, weil sein Restaurant, in dem schon bisher Sanguche auf der Karte standen, traditionelle peruanische Sandwiches, nicht peruanisch genug sei, sodass die ZAV offenbar Klischees wie Fotos von Machu Picchu als Restaurantdekoration forderte. Monatelang hatte er außerdem nach einem Koch in Stuttgart gesucht – ohne Erfolg.

Nach der Berichterstattung in unserer Zeitung griff das ZDF den Fall auf. Und noch während der Recherche für den Fernsehbeitrag wendete sich das Blatt. Das ZAV gab offenbar der Stuttgarter Arbeitsagentur grünes Licht, und die erteilte der High Fidelity Bar die Einstufung als Spezialitätenrestaurant. Parallel dazu erhielt Rafael Montero einen Anruf, dass er in die Botschaft kommen solle, wo das Arbeitsvisum in seinen Pass gestempelt wurde.

„Es war überhaupt nicht mein Hintergedanke, dass wir eine Sonderbehandlung bekommen“, sagt Bernd Kreis. Wie ihm würde es vermutlich tausenden Unternehmern gehen. Er hofft aber, dass sein Fall noch mehr Wege für ausländische Fachkräfte nach Deutschland ebnet.

Peruanische Küche für deutsche Gäste

„Mir gefällt es, durch die Welt zu reisen und andere Kulturen und Küchen kennen zu lernen“, sagt Rafael Montero. Für ihn ist die Anstellung im High Fidelity aber auch deshalb ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist, weil er in dem Lokal seine „Leidenschaft für die peruanische Küche zeigen“ und diese den Gäste damit bekannt machen kann. Als modernisiert traditionell bezeichnet er seinen Kochstil, als reichhaltig, vielschichtig und frisch die peruanische Küche. Dass er in der Weinbar angekommen ist, wird sich aber frühestens in zehn Tagen auf der Speisekarte bemerkbar machen. Neben den Sanguches soll es künftig peruanische Klassiker im High Fidelity geben. Bernd Kreis will eine Testphase einlegen und nicht aus den Gästen Versuchskaninchen machen.

Rafael Montero hatte zwischendurch ein wenig die Lust an Deutschland verloren. Seine Familie betreibt ein Lokal in Miami, fast wäre er dorthin gezogen. Aber an seinem neuen Arbeitsplatz wirkt er jetzt voller Tatendrang. „Für mich ist es eine neue Herausforderung, und das gefällt mir“, sagt er.