Darf eine Politikerin im Dirndl in den Bundestag? Die Karlsruher Bundestagsabgeordnete der Grünen, Sylvia Kotting-Uhl, findet nein. Doch da hätte sie mal besser geschwiegen...

Berlin - Ja, ist denn schon Oktoberfest? Obwohl das Spektakel auf der Wies’n erst in einer Woche beginnt, wurde fern der bayerischen Bier- und Böllerfestivität bereits das erste Dirndl gesichtet – in Preußen. Im Bundestag. Auf der Regierungsbank. Sakra!

 

In weiß-rosafarbener Tracht hatte die Staatssekretärin im Verkehrsministerium, Dorothee Bär, die Haushaltsdebatte verfolgt. Fachleute identifizierten das Dirndl der gebürtigen Bambergerin als „fränkisch“, was nicht weiter wichtig ist und nur innerhalb Bayerns ein kleines Problem darstellt. Ein größeres Problem ist das Dirndl der 36-Jährigen an sich. Und zwar für die Grünen-Abgeordnete Sylvia Kotting-Uhl. Die Karlsruherin langweilte sich wohl beim Zuhören, ließ ihren Blick schweifen und blieb quasi am Dirndl hängen. Diese Art der Kleidung sei für Bayern ja „ok“, meinte sie gnädig, doch für den Rest der Welt sei sie „rückständig“.

Das teilte sie dem Rest der Welt via Twitter mit, und – ja mei – das war keine gute Idee. Was dann folgte, war so etwas wie ein Fingerhakeln im virtuellen Festzelt. Denn Dorothee Bär mutmaßte gleich, die Grünen wollten nun auch den Dress-Code für das Hohe Haus vorschreiben und ein Dirndlverbot erlassen.

Tatsächlich ist die Grünen-Fraktion ja ein echtes Kompetenzzentrum in Sachen Kleiderordnung: Strickpullis und Turnschuhe, das hat den Bundestag einst richtig hip gemacht. Damals regten sich Konservative über die Garderobe der Grünen auf. Heute ist das umgekehrt. Und was Dirndl angeht, konnte Bär ihrer Stilberaterin von den Grünen noch etwas mitgeben: ein Foto von Ex-Grünen-Chefin Claudia Roth im feschen Dirndl auf dem Oktoberfest. Total rückständig.

Im Netz erntete die Bayerin Bär viele Sympathien. Eine Fotomontage von Grünen-Fraktionschef Hofreiter im Dirndl machte mit der Unterzeile „Erwischt!“ die Runde, ebenso diverse Solidaritätsbekundungen bayerischer Politikkollegen. Und Sylvia Kotting-Uhl? Die zog sich aus der Twitter-Schlacht („#Dirndlgate“) schnell zurück. Immerhin: Jodeldiplome wollen die Grünen nicht aberkennen.