Der 39-jährige Bernhard Grieb soll künftig die Abteilung Wirtschaftsförderung im Geschäftsbereich von OB Frank Nopper leiten. Auf ihn warten große Herausforderungen.
Stuttgart - Nach wochenlanger Vakanz hat Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) einen geeigneten Kandidaten für die Leitung der Wirtschaftsförderung im Stuttgarter Rathaus gefunden: Der 39-jährige Bernhard Grieb, derzeit Berater für die VDI/VDE-IT und das Institut für Innovation und Technik, soll nach Informationen unserer Redaktion Ines Aufrecht nachfolgen, die bis Juli dieses Jahres im Rathaus für die Wirtschaftsförderung zuständig war und seither der neu formierten Abteilung rechtliche Koordination Stuttgart 21/Rosenstein vorsteht.
CDU-Stadträte hatten zwischendurch schon augenzwinkernd prophezeit, OB Nopper werde den Job quasi nebenher machen: Schließlich habe er im Wahlkampf den Slogan „Wirtschaft fördern ist Chefsache“ plakatieren lassen. Doch nun hat sich der Rathauschef, in dessen Zuständigkeit und Geschäftsbereich die Wirtschaftsförderung fällt, unter einer Vielzahl von Bewerbern für den neuen Mann an der Spitze der Abteilung entscheiden. Grieb, studierter Wirtschaftsingenieur, war unter anderem acht Jahre lang für die Wirtschaftsförderung Bodenseekreis tätig, zunächst als Projektmanager Marketing und von 2010 bis 2015 als Geschäftsstellenleiter sowie Clustermanager für die Bündelung der Luft- und Raumfahrttechnik am Bodensee. Wann er sein Amt antritt, ist noch offen. Wie hoch die Stelle dotiert ist, bleibt ebenfalls unklar. Früheren Angaben der Pressestelle zufolge orientiert sich das Gehaltsgefüge für die Position am Gehalt für Beamte der Besoldungsgruppe A 16 (bis etwa 95 000 Euro brutto). Alles Weitere sei zwischen Bewerber und Arbeitgeber Verhandlungssache.
Seit 2015 arbeitet Bernhard Grieb für das Beratungsunternehmen VDI/VDE-IT, dessen Gesellschafter der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) und der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) sind. Das Unternehmen arbeitet für verschiedene Bundes- und Landesministerien, die Europäische Kommission sowie die Finanzwirtschaft und die Industrie und berät etwa in Fragen der Digitalisierung, des demografischen Wandels, der Elektromobilität oder der Innovationspolitik. Zudem ist Grieb aktuell für das Landeswirtschaftsministerium tätig und leitet dort die Koordinierungsstelle der Initiative Wirtschaft 4.0.
Vom Wechsel an der Spitze der rund 20-köpfigen Abteilung verspricht sich der OB dem Vernehmen nach eine neue Dynamik und neue Ideen. Ines Aufrecht, die die Position zehn Jahre lang bekleidet hatte, war zuletzt auch aus Handelskreisen bescheinigt worden, sie habe gerade für ortsansässige Unternehmen und Einzelhändler zu wenig Impulse gesetzt. Die Herausforderungen, vor denen Grieb steht, sind groß: Die Pandemie droht in der Wirtschaft tiefe Spuren zu hinterlassen. Die drohende Verödung der City, ohnehin beschleunigt durch das Wachstum des Online-Handels, dürfte ebenso auf seiner Agenda stehen wie etwa die Defizite in den Stadtbezirken beim Thema Nahversorgung. Auch die Clubs und die Gastronomie, von Corona in besonderer Weise betroffen, brauchen Unterstützung.
Über eine weitere vakante Position im Geschäftsbereich des Oberbürgermeisters ist dagegen noch nicht entscheiden. Nach dem Weggang von Michael Münter, bis Ende Oktober Chef der Stabsstelle Strategische Planung und Mobilität und mittlerweile Amtschef im grün geführten baden-württembergischen Umweltministerium, führt bis auf Weiteres dessen Stellvertreter Wolfgang Forderer die Geschäfte. Ob der bisherige Zuschnitt der Stabsstelle, die unter Noppers Vorgänger Fritz Kuhn (Grüne) aufgebaut worden war, erhalten bleibt oder ob der OB andere Schwerpunkte setzen möchte, ist offenbar ebenfalls noch Gegenstand von Überlegungen.
