Das Esslinger Unternehmen Festo hat auf der Hannover Messe Besuch von Olaf Scholz (SPD) bekommen. Der Automatisierungsspezialist hat dem Bundeskanzler seine „Incredible Machine“, auf deutsch unglaubliche Maschine, gezeigt. Was verbirgt sich dahinter?
Der Stand des Esslinger Unternehmens Festo auf der Hannover Messe ist traditionell eine beliebte Station für die deutsche Politprominenz. Auch die diesjährige Ausgabe der Industrieschau macht da keine Ausnahme. Der derzeit geschäftsführende Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich Anfang der Woche Festos „Incredible Machine“ – auf deutsch unglaubliche Maschine – angeschaut. Das Unternehmen blicke optimistisch in die Zukunft, sagte der Festo-Vorstandsvorsitzende Thomas Böck zum Regierungschef.
Was aber verbirgt sich hinter dem Begriff „Incredible Machine“? Der Automatisierungsspezialist, der 2025 sein hundertjähriges Bestehen feiert und dessen Zentrale sich in Berkheim befindet, versucht Jahr für Jahr auf der Industrieschau mit seinen Exponaten Aufsehen zu erregen. Der derzeit geschäftsführende Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und andere beäugten 2022 interessiert den grün leuchtenden Algenreaktor aus Esslingen. Als Sensation bezeichnet werden kann auch die künstliche Libelle, die 2013 unter anderem von der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin bestaunt wurde.
Was ist die „Incredible Machine“ von Festo?
Auch in diesem Jahr zeigt Festo ein künstliches Insekt: Der Flügelschlag des E-Schmetterlings von Festo setzt die „Incredible Machine“ in Gang. Diese ist der hundertjährigen Geschichte des Unternehmens gewidmet. Es handele sich nicht um ein kaufbares Produkt, die Maschine stelle auch kein spezifisches Produkt her. Festo stellt den Vergleich zu einer Rube-Goldberg-Maschine her, also einer Maschine ohne praktischen Nutzen, die den Beobachtern Vergnügen bereiten soll.
Die Maschine erzähle die Geschichte der Bewegung in der Automatisierungstechnik, die das Familienunternehmen maßgeblich geprägt habe, erklärt Festo. „Die Maschine demonstriert die vielfältigen Kompetenzen und die umfassende Expertise von Festo in der Automatisierungstechnik, denn Erfindergeist gehört von Beginn an zur DNA des Unternehmens“, sagte Thomas Böck auf der Messe.
Alles begann vor 100 Jahren in einer Werkstatt in Esslingen. Das Unternehmen war 1925 von Gottlieb Stoll und Albert Fezer in der Olgastraße begründet worden. Aus den Anfangsbuchstaben der Namen ergibt sich der Firmenname. Anfangs wurden Maschinen zur Holzbearbeitung hergestellt. Fezer stieg nach wenigen Jahren aus. In den 1970ern ging die Geschäftsführung an Stolls Söhne Kurt und Wilfried über.
Seit 2024 ist Thomas Böck Festo-Chef
Heute zählt die Gruppe weltweit etwa 20 600 Mitarbeitende, Festo gilt als ein führender Automatisierungsspezialist. Ende 2003 gab Wilfried Stoll den Vorstandsposten der Geschäftsführung an ein Nichtfamilienmitglied ab, Eberhard Veit. Es folgten weitere, zuletzt Anfang 2024 Thomas Böck.
Die Reise in der Maschine führe durch konkrete Branchen, wie die Batterieherstellung für Elektroautos, Laborautomation im Bereich Life Sciences oder Intralogistik und die Halbleiterindustrie, erläutert Festo. Sie tauche in die Firmengeschichte ein und ende mit Einblicken in die Aktorik der Zukunft. Festo wolle damit auch aufzeigen, wie wichtig Freiräume für Kreativität und Erfindergeist sind, um einen Spitzenplatz im globalen Wettbewerb zu behaupten.
Das sagt der Festo-Chef zu Olaf Scholz
Die Betrachter bekommen in den unterschiedlichen Teilen der „Incredible Machine“ einiges zu sehen von pneumatischen Händen, über Mini-Autofabriken, sich öffnende und schließende künstliche Blüten bis hin zu einer bionischen Schildkröte. Mit Blick auf die Festo-Geschäftszahlen, die ein Umsatzminus aufweisen, zeichnete Thomas Böck ein positives Gesamtbild. „Festo blickt optimistisch auf das laufende Geschäftsjahr und in die nächsten 100 Jahre“, sagte der Festo-Chef zu Scholz und den weiteren politischen Vertretern, darunter Stéphane Dion, Sondergesandter des Partnerlandes Kanada bei der Europäischen Union, und Stephan Weil, Ministerpräsident von Niedersachsen. „Dabei setzen wir auch weiterhin auf Innovationen und investieren überdurchschnittlich viel in Forschung und Entwicklung. Das war und ist das Erfolgsrezept unserer erfolgreichen Firmengeschichte.“
Die Hannover Messe
Ausgabe 2025
Rund 4000 Aussteller aus mehr als 60 Ländern zeigen noch bis Freitag auf dem Messegelände in Hannover ihre Neuheiten, darunter 260 aus Kanada. Es ist das diesjährige Partnerland der Industrieschau.
Einordnung
Die Hannover Messe gilt als weltgrößte Ausstellung für Maschinenbau und Elektrotechnik, die alljährlich auch viele prominente Gäste aus Politik und Wirtschaft anzieht. Traditionell macht der Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin einen Rundgang am ersten Messetag. Erwartet werden Besucher aus 120 Ländern. Vor einem Jahr kamen 130 000 Menschen zur Messe.