Unser Autor freut sich auf das bevorstehende Osterfest mit seiner Familie. In diesem Jahr schielt er allerdings auch mit einem weinenden Auge auf vergangene Jahre.

Ostern steht vor der Tür. In diesem Jahr mit einer kleinen Revolution für unsere Familie: Der Osterhase hat mittlerweile ausgedient – genauso wie der Weihnachtsmann, das Christkind und der Nikolaus. Nachdem unsere mittlerweile elfjährige Tochter schon lange nicht mehr an diese magischen Geschenke-Lieferanten glaubt, hat’s nun auch unsere Zwillings-Jungs erwischt – und das auch noch am ersten Weihnachtstag vergangenen Jahres.

 

Wie es dazu kam? Unsere Tochter machte uns schon im zarten Alter von sechs Jahren klar: „Ich schreib keinen Wunschzettel mehr, ihr besorgt doch die Geschenke!“ Wumms! Damit hatten wir (noch) nicht gerechnet. Aber zumindest waren da noch unsere beiden damals vier Jahre alten Jungs, die noch ziemlich lang an Weihnachtsmann, Osterhase und Co. glauben sollten.

„Ihr wisst ja: Der Osterhase sieht alles“

Und so ein Glaube kann für Eltern auch ganz schön praktisch sein. Szenen aus dem Hause Kapaun: „Habt ihr schon eure Zähne geputzt?“ – „Klar, haben wir.“ – „Ihr wisst ja: Der Osterhase sieht alles. Wenn ihr lügt, wird’s problematisch mit den Geschenken.“ – „Okay, wir gehen gleich Zähne putzen“. Dieses Druckmittel wirkte fast immer, vor allem bei den Jungs, die um einiges renitenter sein können als unsere Tochter. Bei ihr mussten wir allerdings aufpassen, dass sie – seitdem sie zu den „Ungläubigen“ gehörte – ihre Brüder nicht vor vollendete Tatsachen stellte. Wenn die Jungs ihren Wunschzettel schrieben, kam sie schon mal um die Ecke: „Es gibt doch gar keinen …“ Da begannen meine Frau und ich plötzlich lautstark zu singen oder sonst irgendwas daher zu plappern – und es klappte immer.

Doch dann kam die Adventszeit 2023. Einer der beiden Jungs (übrigens der 22 Minuten ältere) bekam so langsam seine Zweifel – im Alter von neun Jahren auch nicht gerade verwunderlich. „Wie kann der Weihnachtsmann allen Kindern auf der ganzen Welt was schenken?“, „Wie können Rentiere überhaupt fliegen?“ oder „Warum können wir das Christkind nicht sehen?“ waren einige der Fragen, die den Anfang vom Ende markierten. Und dann kam Heiligabend. Weil unsere Glocke, mit der das Christkind jedes Jahr die Bescherung einläutete, kaputt gegangen war, nutzten wir einen Klingelton vom Handy. „Das kam doch von Mamas Handy“, hörten wir unseren Zweifler sagen, und obwohl er es nicht ganz durchschaute, wurden dadurch seine Zweifel noch genährt.

„Wusst ich’s doch!“

Als er auch am ersten Weihnachtstag keine Ruhe gab, ließen wir die Katze aus dem Sack. Seine abgeklärte Reaktion: „Wusst ich’s doch!“ Damit war’s für ihn gegessen. Aber da gab es ja noch seinen Bruder. Für ihn brach eine Welt zusammen. Er kündigte uns die Freundschaft und schaute schon nach einer Ersatzfamilie. Nachdem er sich dann wieder beruhigt hatte, kommentierte er staubtrocken: „Jetzt muss ich wenigstens nie wieder Zähne putzen!“

Nun, da Ostern vor der Tür steht, fragten wir unsere Jungs, ob wir die Geschenke trotz Nicht-Existenz des Osterhasen verstecken sollen. So einig waren sich die beiden selten: „Klar, wir wollen doch suchen – wie jedes Jahr. Dann seid jetzt halt ihr unsere Osterhasen.“

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Matthias Kapaun (49) ist seit zwölf Jahren Online-Redakteur bei der Stuttgarter Zeitung. Beinahe genauso lange ist er Vater von einer Tochter, dicht gefolgt von Zwillings-Jungs.  Diese „Beinahe-Drillinge“ stellen sein Leben gehörig auf den Kopf.