Das Stuttgarter Kammerorchester (SKO) hofft auf ein Konzertforum am Neckar auf dem Rilling-Areal. Jetzt hat es mit Schülern besondere Instrumente gebaut. Musiziert wird damit beim Fest am Neckar.

Die Musikvermittlerin Katharina Gerhard vom Stuttgarter Kammerorchester (SKO) hat mit der dritten Klasse der Grundschule der Cannstatter Altenburgschule Instrumente aus alten Sektkühlern vom Rilling-Areal gebaut. Mit dabei waren die Geigerin Delia Ramos und der Schlagzeuger Tom Goemare. Der Workshop ist Teil einer Reihe von Musikvermittlungsaktivitäten, welche das SKO von März bis Mai begleitend zu den Planungen zum Konzerthaus am Neckar auf dem Gelände der ehemaligen Sektkellerei anbietet.

 

Drei Cannstatter Schulen erforschen Klänge

Wie Gerhard erklärt, soll das Konzertforum am Neckar „ein Haus für alle“ werden. Dort werde es auch ein umfassendes Musikvermittlungsangebot geben. Deshalb möchte das SKO schon jetzt die Menschen vor Ort einbeziehen. „Weil es die Idee gibt, auf dem Konzertforumgelände einen Klangspielplatz für die Cannstatter Familien zu bauen, haben wir schon jetzt begonnen – zusammen mit den Spielraumgestaltern von Kukuk Freiflug – in drei Cannstatter Schulen Klänge zu erforschen.“

Schätze aus der ehemaligen Sektkellerei werden Klangobjekte

In Vorbereitung auf die Workshops, wurde das Workshop-Team durch das Rilling- Areal geführt und ließ sich von der Vielfalt der Materialien inspirieren. Die „Schätze“ aus der ehemaligen Sektkellerei hat die Trias GmbH, der aktuelle Eigentümer des Rilling-Areals, dem SKO zur Verfügung gestellt. So wurden nun ausrangierte Materialien aus dem Rilling-Areal durch Sägen, Schneiden, Knoten und Hämmern zu kreativen Klangobjekten umgestaltet, mit denen dann musiziert werden kann – zusammen mit dem Schlagzeuger Tom Goemare und Mitgliedern des Stuttgarter Kammerorchesters. Die jungen Instrumentenbauer aus der Grundschule der Altenburg-Gemeinschaftsschule und der Eichendorffschule sowie dem Johannes-Kepler-Gymnasium vereinen ihre Upcycling-Objekte schließlich in zwei fahrbaren Klanghaus-Mobilen.

Klanghaus-Mobil wird am 18. Mai vorgestellt

Nach den Workshops können die Schüler bei einem Probenbesuch beim SKO musikalische Werkstattluft bei den Profis schnuppern. Hier stellen sie auch zum ersten Mal ihre eigenen Klangkreationen in kleinem Kreis vor. Am 18. Mai dann beim „Fest am Neckar“ folgt das große Finale: Das Klanghaus-Mobil wird in zwei Performances auf dem Rilling-Areal und dem Theaterschiff vor den Ohren des großen Publikums zu klingendem Leben erweckt. Neben der Altenburg-Gemeinschaftsschule sind Schüler des Johannes-Kepler-Gymnasiums dabei und der Eichendorffschule. Neben den Schulen bezieht das SKO gleichfalls eine Unterkunft für Geflüchtete mit ein und lädt dort zu kreativen Sessions. So hat Beatboxer Pheel, Rapper Yung Obama und SKO-Mitglieder die Bewohner begleitet und bei der Entwicklung eigener Stücke inspiriert. Sie haben gemeinsam gesungen, gerappt und getanzt. Die neuen Kreationen sind auch auf den Open-Air-Bühnen beim „Fest am Neckar“ zu hören.

Konzertforum als Aufwertung für die ganze Gegend

Die Leiterin der Altenburgschule, Anke Leitzinger wertet das Projekt als im Grunde fächerübergreifender Unterricht: „Wenn die Kinder wirklich selber etwas herstellen und dann damit Musik machen, ist für sie eine starke Selbstwirksamkeit erfahrbar. Und dann noch mit professionellen Musikern zusammenzuarbeiten, ist das etwas ganz Besonderes.“ Sie freut sich, dass das SKO auf die Schule zugegangen ist und begrüßt die Pläne für das Konzertforum. Sie hofft, „dass es dann eine Selbstverständlichkeit wird, mit dem SKO zu kooperieren.“ Leitzinger sähe es als eine „enorme Aufwertung für die ganze Gegend“, und „es würde auch das Wohngebiet in der Neckarvorstadt attraktiver machen.“

Workshop bedeutet den Kindern viel

Musiklehrerin Katharina Blum hat selbst Ideen bekommen. Sie erklärt, dass das Projekt den Kindern ganz viel bedeute, weil es etwas sei, was sie im normalen Schulalltag im Musikunterricht nicht machen könne. „Die Materialien, das Werkzeug und auch gleich ein ganzes Team inklusive Geigerin und Schlagzeuger, das ist toll! Das macht total Eindruck bei den Kindern. Man hat das gleich gemerkt am Anfang, als die Geige ausgepackt wurde. Davon nehmen die heute sicher ganz viel mit“, sagt sie. Auch das Handwerkliche sei schön. Sie freut sich, wie ein paar Mädels fleißig am Sägen waren und richtig Spaß hatten.

Schüler sind begeistert

Die Drittklässlerin Lulya war begeistert, wie aus dem goldenen Topf, einem Sektkühler „jetzt coole Klänge rauskommen“. Jeder Topf klinge anders. Elina hat eine goldene Viola hergestellt: „Das hat Spaß gemacht.“ Und zum Geigenspiel von Delia Ramos sagt sie: „Ich hab noch nie eine Geige in echt gehört. Das hat sich toll angehört. Ich will jetzt auch Geige spielen.“ Auch Alisa fand es „echt cool“. David hat eine goldene Viola gebaut, was er noch nie gemacht hat. Und: „Das ist für mich so aufregend, dass ich neue Leute heute kennengelernt habe, das war cool.“

Am Samstag, 18. Mai, gibt es von 13 bis 19 Uhr ein „Fest am Neckar“ des SKO auf dem Rilling-Areal und dem Theaterschiff. Der Eintritt ist frei. Nur für die Aufführung „Peter und der Wolf“ braucht es eine Reservierung (philharmoniker@stuttgart.de). Infos unter www.stuttgarter-kammerorchester.com/event-detail/fest-am-neckar-open-air.