Der ZDF-Journalist Marcus Niehaves aus Marbach (Kreis Ludwigsburg) ist am Tag der Pressefreiheit zu Gast im Beruflichen Schulzentrum in Bietigheim gewesen.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Für Marcus Niehaves ist dieser Tag der Pressefreiheit ein Heimspiel – fast jedenfalls, sagt er. Der Mann vom Zweiten Deutschen Fernsehen ist auf Stippvisite im Beruflichen Schulzentrum in Bietigheim, wo der Moderator des ZDF-Magazins Wiso auf rund 100 Schülerinnen und Schülern trifft. Der Schwabe Niehaves hat in der Nachbarstadt Marbach Abitur gemacht, er war freier Mitarbeiter der „Marbacher Zeitung“ – das ist allerdings schon mehr als eine paar Jahre her.

 

Niehaves hat in Hohenheim Kommunikationswissenschaften studiert

Niehaves, Jahrgang 1974, kennt den Journalisten-Job von der Pike auf. Er hat an der Universität Hohenheim Kommunikationswissenschaften studiert und war von 2001 bis 2011 Reporter im ZDF-Landesstudio Baden-Württemberg. An diesem Tag in Bietigheim schwäbelt er indes überhaupt nicht. Niehaves wird in den nächsten zwei Stunden von einem Beruf erzählen, der aus seiner Sicht Perspektive hat. Er könne junge Menschen nur motivieren, diesen tollen Job zu ergreifen.

Am Tag der Pressefreiheit dreht sich im Schulzentrum fast alles um das Thema Fake News. Die wichtigste Frage, die sich Medienkonsumenten immer und immer wieder stellen sollten, so der Mann vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen: Welche Quelle wird in der Nachricht genannt? Nur eine? Verdächtig! Welche Belege werden für eine These angeführt? Keine? Mehr als verdächtig! Als Beispiel dient ein Kurzvideo aus dem Internet, in dem eine Frau behauptet, die EU wolle das Halten von Haustieren wie Katzen und Hunden verbieten. Nach einem Faktencheck – kurze Recherche im Internet – ist die Nachricht schnell widerlegt. Ergebnis: Landwirtschaftsminister Cem Özdemir hatte lediglich angeregt, über das Verbot des Haltens von exotischen Tieren wie beispielsweise Schlangen nachzudenken.

Niehaves Appell an die Schüler: Ja, nutzt Social Media, etwa das Videoportal TikTok, das mache er übriges auch sehr gerne. Aber bitte prüft bei allen Beiträgen die Quellen! Und nutzt gerne auch die Angebote der etablierten Medien, etwa von ZDF, ARD und den Zeitungen. Im Unterschied zu den Leuten, die massenhaft Fake News produzieren und im Netz verbreiten, korrigierten diese „großen Anbieter“ ihre Fehler, die ihnen mitunter unbeabsichtigt mal unterliefen. Ganz grundsätzlich müsse ein Kommentare in den Medien die Meinung des Autors wiedergeben. „In Nachrichten aber haben Meinungen nichts verloren.“ Gut recherchierte Meldungen, mit pro und contra, seien „unser Überlebensprinzip und unsere Lebensversicherung“. Quasi das Kapital der alten Medien, ganz egal ob im analogen Fernsehen, in der gedruckten Zeitung oder im Internet.

Der Journalist setzt auf Bildung

Auf die Frage aus dem Plenum, ob es denn sinnvoll wäre, Fake News zu verbieten, antwortet der Mann aus Mainz: Er sei skeptisch. Welche Instanz, fragt Niehaves zurück, solle denn entscheiden was korrekt ist und was nicht? Es gebe immer auch Grenzfälle. Was also tun? Der ZDF-Moderator antwortet blitzschnell: „Ich setze auf Sie“, auf die Schulen, die Lehrer und die Schüler. Gefragt sei „Bildung, Bildung, Bildung.“