Arbeiten im Freien Wie tapfere Stuttgarter der Kälte trotzen
Der Winter hält sich hartnäckig. Glück für alle, die im Warmen bleiben dürfen. Wir haben Stuttgarter getroffen, die bei frostigen Temperaturen draußen arbeiten.
7 Bilder
Foto StZ_Online
1 / 7
Der 20-jährige Paolo Dani steht auch bei frostigen Temperaturen auf dem Schlossplatz. Als Straßenkünstler zeigt er im silbernen Kostüm sein zweites Ich. "Kalt ist es schon, aber es geht", beteuert er, "zwei Paar Socken, zwei Paar Handschuhe, einen dicken Strickpulli und eine lange Unterhose habe ich allerdings schon an." Und wie ist es mit einem warmen Kaffee in der Pause? "Nein, das ist nicht gut - Bewegung allgemein tut mir nicht gut. Pause mache ich etwa alle zwei Stunden. Ich gehe lediglich ein wenig auf und ab, damit die Füße nicht vollkommen kalt werden." Das muss reichen für einen kalten Wintertag.
Foto StZ_Online
2 / 7
Seit 20 Jahren arbeitet Nada Stojaković im Brezelkörble auf der Königsstraße. Kalt sei es eigentlich nicht. "Ich habe ein elektronisches Heizkissen auf dem Boden als Bodenheizung, einen Heizkörper und einen Heizstrahler. Und natürlich mehrere Schichten Kleidung übereinander", erzählt sie und lacht dabei. Skiunterwäsche und Skisocken, zwei langärmelige T-Shirts und zwei Fleecejacken. Hinter ihr hängen noch ein dicker Strickpulli und eine Winterjacke. An besonders kalten Tagen zieht sie noch Handschuhe an und setzt eine Mütze auf. In der Pause holt sie sich einen heißen Kaffee, kehrt aber gleich ins Brezelkörble zurück. "Selbst wenn man mir eine Arbeit drinnen im Warmen anbieten würde - ich würde nein sagen. Für nichts auf der Welt. Mit den Kunden zu reden und die Leute zu beobachten ist viel schöner", beteuert sie lachend.
Foto StZ_Online
3 / 7
Jens Juricas verbessert in Stuttgart die Leitungen im Auftrag der Telekom. Dafür ist der Einsatz draußen nötig. Vermummt hat er sich mit Mütze, Schal und dicken Handschuhen. Zwei Lagen an Kleidung insgesamt. Und eine dicke Jacke. Das muss schon sein. "Die Schuhe sind ungefüttert. Das reicht eigentlich schon. Manche Kollegen tragen auch Gummistiefel", erklärt er. Zum Aufwärmen dient in der Pause der Lieferwagen. "Da trinken wir dann heißen Tee und Kaffee. Das wärmt von innen", erzählt er mit einem breiten Grinsen. Die Kälte scheint ihm nicht im Geringsten was anhaben zu können.
Foto StZ_Online
4 / 7
Den Markt am Marienplatz gibt es erst seit Oktober letzten Jahres. Seitdem steht Wilma Schwaderer für den Hühnerhof Fritz Neumair von 9 bis 17 Uhr dort und verkauft Fleisch, Eier und Nudeln. "Das berühmte Zwiebelprinzip kommt zum Einsatz", sagt sie. Funktionsunterwäsche, die den Körper warm hält, gefütterte Schneeschuhe und eine wärmende Einlegesohle. "Wichtig ist dabei vor allem die Qualität. Wenn die stimmt, hält die Kleidung den Körper warm", sagt sie, "ich glaube, insgesamt habe ich sieben Lagen übereinander an: Leggins, Shirts, Rollkragen, zwei Fließjacken und eine Weste. Und auch einen Mantel, falls ich den noch brauche." Warmen Tee aus der Thermoskanne gibt es auch, und ein Heizofen steht in der Ecke. Zusätzlich schützen die Planen rund um den Stand. Da kann der Winter kommen, wenn er will.
Foto StZ_Online
5 / 7
Peter Bröckel verkauft auf der Königsstraße die Straßenzeitung "trott-war". Am Rotebühlplatz steht er und begegnet der Kälte mit einem herzhaften Lachen. "Klar habe ich viel an: drei Paar Socken, eine lange Unterhose, eine Jogginghose und Jeans, zwei Pullover, zwei Jacken und natürlich Schal, Mütze und Kapuze", berichtet er. Da er aber von 10 Uhr bis meist 17 Uhr dasteht, wird es zwischendurch doch mal frisch. "Dann hole ich mir eben schnell einen Kaffee - und weiter gehts. Allerdings sind es im Moment schon sechs bis acht Tassen am Tag", gesteht er. Seit fünf Jahren verkauft er, seit einem halben Jahr in Stuttgart. "Das geht schon irgendwie", sagt er und lacht.
Foto StZ_Online
6 / 7
Vom Crêpe-Stand am Anfang der Königsstraße weht nicht nur immer ein köstlicher Duft, er strahlt in diesen Tagen auch eine wollige Wärme aus. Und Britt Hölscher ist gar nicht so vermummt, wie man es erwarten könnte. "Es geht eigentlich mit der Kälte. Hier drinnen steht noch ein Heizofen und die Crêpe-Platten spenden genug Wärme. Da reicht ein dicker Pulli allemal", winkt sie ab. "Und drei Stunden sind auf diese Weise gut auszuhalten." Dann verrät sie den Clou des Crêpe-Standes: "Die Ritzen zwischen den Scheiben haben wir mit Tesafilm zugeklebt, so kommt keine kalte Luft rein. Es ist unglaublich, aber es hält tatsächlich." Ein kleiner Trick mit großer Wirkung.
Foto StZ Online
7 / 7
Auch Rolf Wilker zieht sich richtig warm an. Er ist Radler bei dem Kurierdienst "Die Radler". Trotz Kälte schwingt er sich jeden Morgen aufs Rad. "Von acht Uhr bis etwa halb sechs arbeite ich - manchmal auch nur bis um halb eins", berichtet er. "Gegen die Kälte helfen viele Lagen Kleidung übereinander am besten." Also: zwei Thermoshirts, zwei Pullis, eine dicke Jacke, zwei Paar Hosen und zwei Paar Handschuhe. Dann verrät er einen originellen Trick: "Zwischen zwei Paar Socken ziehe ich noch eine Platiktüte über die Füße. Verrückt - aber es hilft gegen den Wind." Den 23. Winter erlebt er inzwischen - da kann ihn wohl nichts so schnell einschüchtern. "Die Kälte ist gar nicht so schlimm. Dagegen kann man sich ja schützen. Viel schlimmer sind 3 Grad plus und Regen, denn da wird alles nass." Sagt es, grinst und schwingt sich auf sein Rad. So kann man der Kälte dann doch noch was Positives abgewinnen.