Arbeiten an Weihnachten Diese Arbeit kennt keinen Feiertag
Für manche der totale Horror, für andere kein Problem: Arbeiten an Weihnachten. Ein Polizist, ein Krankenpfleger, eine Pfarrerin und Landwirt erzählen, wie sie die Feiertage verbringen – im Job.
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Die Hemminger Pfarrerin Barbara Eisenhardt hat Heiligabend Dienst – das gehört zu Ihrem Job dazu.
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Die Pfarrerin „Ein Gottesdienst an Heiligabend ist überhaupt kein Problem.“ Barbara Eisenhardt ist evangelische Pfarrerin in Hemmingen , zusammen mit ihrer Kollegin Silke Heckmann. Jede von ihnen hat an Heiligabend einmal Dienst: Eisenhardt übernimmt den Familiengottesdienst mit Krippenspiel („da machen auch meine beiden Kinder mit“), Heckmann die Christvesper. Und der Jugendreferent Matthias Bauder gestaltet die Christnachtfeier um 22.30 Uhr. „Es ist eine besondere Arbeit, auch eine besonders schöne“, sagt Barbara Eisenhardt. „Wenn ein Kollege allein alle Gottesdienste halten muss, kann das belastend werden. Wenn dann noch die Familie nicht dabei ist, wird man einsam als Pfarrer.“
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Die Hoteldirektorin„Arbeiten an Weihnachten ist Dienst am Kunden, das ist selbstverständlich.“ Antje Warthmann ist Direktorin des Hotels Abacco in Münchingen. Das Hotel samt Restaurant hat über Weihnachten geöffnet – damit müssen Menschen für die Gäste da sein: an der Rezeption, in der Küche, im Service, im Zimmerdienst. Pro Schicht brauche sie etwa zehn Mitarbeiter, erzählt die Managerin. Sie selbst habe zwar frei, sei aber jeden Tag im Betrieb anzutreffen. „Entweder man ist mit Herzblut dabei oder nicht – dann ist man in diesem Beruf definitiv falsch“, meint die 47-Jährige. Sie selbst sei an Heiligabend am Vormittag im Haus. Danach besuche sie ihre Mutter, „und da treffe ich dann andere Familienmitglieder“. Am 25. und 26. werde sie „eine bis zwei Stunden pro Tag reinschauen“. Und der Rezeptionist werde mit Sicherheit so freundlich sein wie sonst. Weihnachten im Hotel ist normal.
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Der Landwirt„An Weihnachten und an Sonntagen ist es ein bisschen anders als sonst.“ Martin Hönes ist Landwirt in Münchingen seit 41 Jahren. Seine Tage haben denselben Rhythmus: Morgens um halb sieben in den Stall, die Kühe und Kälber versorgen, danach frühstücken, dann die Arbeit auf dem Hof und den Feldern. Und abends wieder in den Stall. An Weihnachten ist weniger Schaffen angesagt. „Morgens und abends Stall, dazwischen ist Ruhe“, meint Hönes. In die Kirche gehe die Familie am ersten Feiertag, „an Heiligabend reicht es uns nicht.“ Mit der Ruhe im Stall ist es in diesem Jahr nicht weit her: Einige Kühe sind trächtig, an den Weihnachtstagen ist theoretisch je ein Kalb angesagt. Eine von Hönes’ Kühen hat die Angelegenheit schon vorgezogen. Da sind die Weihnachtsbesuche der Menschen bei der Verwandtschaft präziser geplant. Genauso wie das Essen: der Hase wuchs auf dem Hof auf.
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Die Alltagsbegleiter„Einen halben Tag verbringe ich mit meiner eigenen Familie, den anderen halben mit meiner nächsten Familie – die ist hier.“ Veronica Perrotti ist Alltagsbegleiterin in der ersten Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz in Gerlingen. Ihr 30-jähriger Kollege Diego Vetter arbeitet nebenan, in der Wohngemeinschaft „Junge Pflege“ im Annemarie-Griesinger-Haus – auch an Heiligabend und an den Weihnachtstagen. Die 47-jährige und ihr Kollege sind seit September in den WGs tätig, die neue Lebensmodelle für Menschen abseits der Pflegeheime bieten. Alles wird, soweit es geht, mit den Bewohnern gemacht, auch das Essen. An Heiligabend gibt es Kartoffelsalat mit Würstchen. Angehörige haben sich angesagt, es wird zusammen gesungen, einige gehen gemeinsam in die Kirche. Wie in der Familie eben.
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Der Streifenpolizist„Ich wünsche mir ruhige Weihnachten.“ Klaus Singer ist Polizeihauptkommissar in Ditzingen. Da die Dienstpläne Anfang des Jahres bereits erstellt wurden, weiß er schon seit Januar, dass er am 25. und 26. Dezember arbeiten muss. „Dafür habe ich an Silvester frei“, sagt der 59-Jährige. Er feiere dann eben auf der Wache mit seinen Kollegen Weihnachten. „Diese Jahr gibt es Iberico Schwein mit Spätzle und Gemüse“, sagt er. Einen Tannenbaum haben die Beamten auch. „Es gab schon Weihnachten, da wurden wir zu keinem einzigen Einsatz gerufen“, sagt Singer, der schon seit über 30 Jahren im Dienst ist. „Das wünsche ich mir und den Menschen in diesem Jahr auch.“ Wenn er doch ausrücken müsse, seien es oft Weihnachtsbaumbrände oder Familienstreitigkeiten. „Ich denke, an Weihnachten kann man das Ansehen der Polizei verbessern. Während viele Menschen feiern, arbeiten die Kollegen.“ Ein ungeschriebenes Gesetz sei es jedoch, dass die Kollegen, die kleine Kinder hätten, an Weihnachten frei haben. „Mein Sohn ist erwachsen, der feiert mit seiner Freundin.“
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Der Krankenpfleger„Weihnachten fällt in diesem Jahr aus“. Thoralph Kersten ist Krankenpfleger und Stationsleiter in der Klinik Schillerhöhe in Gerlingen. Seine Frau fährt mit seinem 15 Monate alten Sohn zu den Schwiegereltern. Denn Kersten arbeitet an Heiligabend und an beiden Weihnachtfeiertagen. „Ich bin nicht so der Weihnachtsmensch. Daher macht es mir nichts aus, an den Feiertagen zu arbeiten.“ Außerdem seien die meisten Patienten während der Feiertage besser gelaunt. „Viele bekommen Besuch von ihren Familien. Das hebt die Stimmung.“ Eine kleine Familienfeier wird es allerdings auch bei Kersten geben. Nach den Feiertagen, wenn auch der Krankenpfleger frei hat. An Silvester kommt seine Schwester mit ihrer Tochter. „Da feiern wir dann zusammen im kleinen Kreis.“
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Die Sozialarbeiterin„Mir macht es Spaß, an Weihnachten zu arbeiten.“ Katharina Frech ist als Sozialarbeiterin in einer Resozialisierungseinrichtung auf der Karlshöhe in Ludwigsburg. Die 31-Jährige betreut Menschen mit sozialen Schwierigkeiten, darunter Obdachlose, Verschuldete und Suchtkranke. „Für diese Menschen ist die Weihnachtszeit besonders schwer“, sagt Frech. „Da helfe ich gerne und lenke sie ab.“ Frech ist vom 23. bis zum 28. Dezember jeden Tag im Einsatz. „Meine Kollegen übernehmen dafür den Blockdienst bis zum 6. Januar.“ In der Zeit hat die Sozialarbeiterin dann frei. An Heiligabend gibt es ein Festessen sowie kleine Geschenke für die Betreuten. „Mit meiner Familie feiere ich dann dazwischen auch ein bisschen. Ich bin ja nicht rund um die Uhr auf der Karlshöhe im Einsatz.“