Besser leben? Schlaue Tipps im Praxistest
Stoßlüften, es langsam angehen lassen und natürlich fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag – in der Wissens-Rubrik gibt die StZ immer wieder wissenschaftlich fundierte und gut gemeinte Ratschläge. Heute unterziehen wir die Tipps einmal einem Realitätscheck.
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Es streiten sich: das gute und das schlechte Gewissen.
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Weniger gesättigte Fettsäuren – Teufel: Ich habe leckere Blätterteigstückle mit Sahne zum Kaffee gekauft, Fleischwurst, Salami, Käse und echte gute Butter fürs Brötchen sowie Chips und Flips für den Fernsehabend.Engel: Na, Deine Liste ist vorbildlich – dafür, wie man es nicht machen sollte. Bloß Dinge drauf, die fast nur gesättigte Fettsäuren enthalten. Ist halt bei den meisten tierischen Produkten so, auch bei Schweine- und Rindfleisch. Fett mit gesättigten Fettsäuren macht aber dick und ist furchtbar ungesund. Ich würde eher einen Nusskuchen backen, bei dem ich die Butter durch ein pflanzliches Öl ersetzen kann. Aufs Brötchen gibt es dann einen Aufstrich aus Avocados oder eine Artischocken-Paste mit Olivenöl und vielleicht ein bisschen Lachs. Zum Fernsehen kann man auch Nüsse knabbern, die sind genauso lecker wie Chips.Teufel: Ha, ich weiß was: Dann mach ich mir halt statt der Brötchen abends einfach Pommes, die werden ja in Pflanzenfett frittiert!Engel: Reingefallen! Dazu wird meist entweder Kokosfett benutzt – das einzige Pflanzenfett, das über 90 Prozent gesättigte Fettsäuren enthält. Oder es wird mit teilweise gehärteten Pflanzenölen frittiert. Die enthalten aber trans-Fettsäuren – und die sind noch ungesünder als gesättigte Fettsäuren.Fazit: relativ leicht umzusetzen, hart für Fleischliebhaber
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Nur noch sichere Passwörter – Teufel: Also adieu Schnucki01 und VfB1912, hallo Sonderzeichen und ewiglange Buchstaben-Zahlen-Kombi? Und das alles für Facebook, Twitter, Online-Shopping, Bankaccount, Handyrechnung etc. pp.? Ist mir viel zu aufwendig. Engel: Dr. Google weiß da Rat: einfach Sätze aus Büchern oder Liedern verwenden und jeweils die ersten Buchstaben der Wörter kombinieren. Dann noch eine Zahl dranhängen. Fertig. Hab’s getestet. Quelle: der kleine Hobbit. Aus „In einer Höhle in der Erde, da lebte ein Hobbit“ wird „IeHidE,dleH“. Sieht schon mal cool aus. Jetzt noch die Zahl: der Hochzeitstag rückwärts. Teufel: So ein Hennendreck! Wie soll ich mir denn merken, welchen Satz ich für welches Passwort verwendet hab – vor allem, wenn ich nichts aufschreiben darf? Außerdem tippt man sich einen Wolf. Also: zurück zu VfB1912 als Standardpasswort und einer Word-Liste mit den übrigen Varianten. Ist idiotensicher und einfach!Engel: Ja, genau, nicht nur für Dich, sondern auch für alle, die gerne Geld von Deinem Konto abheben oder Deinen Facebook-Account kapern wollen…Fazit: Merksystem funktioniert, viele verschiedene Passwörter bleiben aber eine Herausforderung
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Immer schön eincremen – Teufel: Kommt nicht in Frage, immer dieses klebrige Gematsche jeden Tag auf der Haut. Bäh!Engel: Quatsch, es gibt doch viele Sorten, die ganz schnell einziehen. Und wenn Du Dich jeden Tag damit einschmierst, kannst Du nicht nur Hautkrebs verhindern, sondern bleibst auch länger frisch – die Haut altert nämlich langsamer.Teufel: Nichts da, ich will doch nicht so weiß bleiben wie ein Grottenolm! Außerdem ist mir das zu teuer. Da geh ich für das Geld doch lieber ein Viertele schlotzen…Engel: Normale Feuchtigkeitscreme ist auch nicht viel billiger, es reicht ja schon ein Lichtschutzfaktor von 15 oder so. Richtig teuer sind nur die Blocker mit den hohen Lichtschutzfaktoren. Teufel: Trotzdem werd’ ich einen Teufel tun! Ich hab nämlich noch einen: Was ist denn mit dem Vitamin D? Davon bildet sich doch der überwiegende Anteil durch UV-Licht in der Haut! Und das verhindern die Sonnencremes. Klar, ich könnte dann Pillen schlucken oder 20 Eier pro Tag oder ein Kilo Champignons essen – will ich aber nicht. Also: bleib mir mit Deinem Dauerschutz vom Leib. Sonnencreme ist etwas für Urlaub und große Wanderungen!Fazit: selbst Wissenschaftler sich uneins
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Stoßlüften – Teufel: Ja sicher! Dämlicher Tipp. Im Winter das Fenster ganz aufreißen? Kommt nicht infrage, da geht ja die ganze schöne Wärme flöten und ich muss teuer wieder neu heizen!Engel: Genau falsch herum gedacht. Wenn Du das Fenster nur kurz ganz aufmachst, tauschen sich Raum- und Außenluft ganz schnell aus – Sauerstoff rein, Kohlendioxid und Feuchtigkeit raus. Du verlierst dabei aber nur die Wärme, die in der verbrauchten Luft drin ist. Lässt Du das Fenster aber den ganzen Tag gekippt, kühlen mit der Zeit auch Wände, Möbel und so weiter aus. Da muss man dann viel mehr nachheizen.Teufel: Aber das ist so unpraktisch… man muss den ganzen Kruscht von der Fensterbank räumen und außerdem daneben sitzen bleiben…Engel: Es lohnt sich aber. Da reichen ja ein paar Minuten – probier das mal aus: Stell Dich an die gegenüberliegende Wand, lass jemand das Fenster aufmachen und guck, wann die Kälte bei Dir ankommt. Wirst sehen, das geht ratzfatz. Ach, übrigens: Stoßlüften schont auch die Fassade. Hast Du schon mal diese schwarzen Verfärbungen auf dem Putz über einem Fenster gesehen? Die kommen, wenn man zum Beispiel im Bad die Luke auf Kipp lässt. Dann geht nämlich ständig Feuchtigkeit aus dem Raum raus und schlägt sich auf der Wand nieder. Da muss dann der Gipser ran – und das wird wirklich teuer.Fazit: einfacher geht‘s nicht
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Täglich fünf Portionen Obst und Gemüse – Teufel: Ich ess doch nicht den Tieren das Futter weg… Fleisch ist mein Gemüse! Und überhaupt: Wie soll denn das gehen, bitteschön? Ich geh doch gleich morgens früh zur Arbeit! Engel: Eigentlich ist das viel einfacher, als man denkt. Faustregel ist: eine Portion ist so viel, wie in beide Hände passt. Also eine Paprika, ein Apfel, zwei Handvoll Spinat und so weiter. Nimm doch einfach eine Paprikaschote und einen Apfel mit in die Arbeit und zusätzlich ein Stück Gurke und eine Tomate. Das kannst Du als Snack zwischendurch essen.Teufel: Ich brauch aber meinen Leberkäsweck in der Pause! Und kein Grünfutter!Engel: Na, dann legst Du eben Tomaten- und Gurkenscheiben auf den Lkw drauf – schon ist eine Portion abgehakt. Tomaten-Mozzarella-Sandwiches zählen übrigens auch, ebenso wie Tiefkühlgemüse und Gemüse aus der Dose.Teufel: Ich weiß immer noch nicht, wozu das gut sein soll…Engel: Wo soll man da anfangen? Also, man wird nicht so fett, man kriegt seltener Bluthochdruck, Herzprobleme, Schlaganfälle, Diabetes, hat ein besseres Immunsystem und ein geringeres Krebsrisiko. Reicht das? Ach ja, die Haut sieht nicht mehr so faltig aus. Und übrigens: Wenn Dir das Schnippeln und Kauen zu viel ist, gibt es auch eine Schnabeltassenvariante. Man kann leicht eine Portion durch einen Smoothie ersetzen – vorausgesetzt, der enthält keinen zusätzlichen Zucker.Fazit: eigentlich einfach, erfordert aber Disziplin
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Einfach mal abschalten – Teufel: Jetzt hakt’s aber. Smartphone aus? Keine E-Mails, keine SMS??? Kommt ja überhaupt nicht infrage!Engel: Hat doch der Online-Chef von der Stuttgarter Zeitung auch getestet, sogar fünf Tage lang. Und festgestellt: Man hat mehr Zeit für bestimmte Dinge und manches, was sich furchtbar dringend anhört, erledigt sich auch von selbst (oder, noch besser, wird von anderen erledigt).Teufel: Ist definitiv nichts für mich. Ich schaff erst, meine Termine nicht ständig zu vergessen, seitdem ich mein Smartphone hab. Gleiches gilt für sämtliche Telefonnummern und Adressen. Hatte ich sonst nie dabei. Und SMS tippe ich auch erst jetzt mit einer einigermaßen tragbaren Geschwindigkeit, hab ich vorher einfach gelassen, weil zu mühsam. Für mich die beste Erfindung seit der Zentralheizung.Engel: Aber man muss ja nicht ständig auf dem Ding rumtippen und andere mit wahnsinnig „witzigen“ Videos quälen…Teufel: Man muss nicht, aber man kann (und hier könnte man beispielsweise einen augenzwinkernden Smiley einfügen, wenn man auf dem Smartphone tippen würde).Engel: Aber die ständige Erreichbarkeit wird doch zur Sucht!Teufel: Das kann passieren – aber nur, wenn man es zulässt. Wie bei allen Süchten. Ich lass mich jedenfalls nicht vom Smartphone von einem Spaziergang oder einem Treffen mit Freunden abhalten, im Gegenteil: das Gerät macht es viel einfacher, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein – oder die anderen wenigstens zu informieren, wenn man es nicht rechtzeitig schafft.Fazit: keine Chance