Bücher-Tipps Die zehn wichtigsten Bücher des Frühlings
Aus der unüberschaubaren Fülle der Neuerscheinungen haben wir die zehn wichtigsten Bücher der Saison ausgewählt. Welche das sind, erfahren Sie in unserer Bildergalerie.
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Was lesen? In unserer Bildergalerie finden Sie Antworten.
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Noch bevor in Frankreich die Gelbwesten das Menetekel der Revolte auf die Straße gezeichnet haben, nimmt Michel Houellebecqs „Serotonin“ den Protest in seinen spezifischen Formen vorweg. Die Hauptfigur ist vom Leben so gebeutelt wie nur je eine der traurigen Ausgeburten dieses Autors, ein misanthropischer Kotzbrocken, mit starker Familienähnlichkeit zu jenen anderen um ihre Erektion besorgten larmoyanten Weltschmerzexzentrikern des Houellebecq’schen Roman-Kosmos. Woher aber nur die unwiderstehliche Lust und das geheime Vergnügen, mit dem man trotz bizarrer Zumutungen seiner bei allem Pessimismus bisweilen umwerfend komischen Lebensbeichte folgt?
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Die Titelgeschichte von Kristen Roupenians Erzählband „Cat Person“ war in den USA ein viraler Hit und machte die Autorin schlagartig berühmt. Sie traf offensichtlich ins Herz der MeToo-Zeit: Die zwanzigjährige Margot, hin- und hergerissen zwischen Scham und Wut, Unsicherheit und Übermut, heiligem Ernst und görenhaftem Kichern, erzählt von einem One-Night-Stand, auf den sie gern verzichtet hätte. Roupenian ist keine Jane Austen, aber sie kann sehr sarkastisch und präzise über missglückte Online-Dates, unpassende Tinder-Matches und andere Wisch-und-Weg-Affären schreiben.
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Die Schlacht bei Königgrätz ist der Anfang vom Ende. Jaroslav Rudis’ Roman „Winterbergs letzte Reise“ führt quer durch das Herz der europäischen Geschichte. Der 99-jährige Wenzel Winterberg, bewaffnet mit einem Baedeker von 1913, und sein Altenpfleger fahren im Zug durch das Gebiet der ehemaligen königlich-kaiserlichen Donaumonarchie. Und je weiter man in die Vergangenheit des mitteleuropäischen Eisenbahn-, Schlachten- und Bestattungswesen zurückreist, desto näher kommt man der eigenen Gegenwart.
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Geschichten über Konflikte und feine Distinktionen im grünen Aufsteiger- und Selbstverwirklichungsmilieu gleiten leicht in fade Satiren und larmoyante Klagen ab. Nicht bei Anke Stelling. Ihr mit dem Leipziger Buchpreis geehrten Roman „Schäfchen im Trockenen“ handelt von einer Großfamilie im Berliner Aufsteigermilieu. In einer unprätentiösen, aber präzisen Sprache, mit lebendigen Dialogen, plastischen Szenen und geschickt platzierten Rückblenden erzählt die Autorin über Herkunft, Alltag und Träume einer überforderten Mutter zwischen Beruf und Kindererziehung.
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Paris in Zeiten der Weltwirtschaftskrise und des aufkommenden Faschismus. Die Erbin eines großen Bankhauses muss das angeschlagene Unternehmen durch schweres Wasser steuern. Intrigen, Rache, großes Drama: Pierre Lemaitre greift in „Die Farben des Feuers“ auf historische Fakten zurück und entfaltet ein süffig erzähltes Sozialepos, das die Epoche anschaulich und spannungsvoll vergegenwärtigt.
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Der in Bosnien geborene, in Heidelberg zum Schriftsteller gewordene und in Hamburg lebende Sasa Stanisic reiht kleine Prosastücke, Erinnerungsfetzen, Notizen, essayistische Miniaturen locker aneinander. „Herkunft“ ist eine Geschichte der Vertreibung aus dem Paradies der Kindheit und der Wiedergeburt des jugoslawischen Vielvölkerstaats in einer Heidelberger Aral-Tankstelle. Gegen nationalistische Herkunfts- und Identitätsphantasmen orientiert sich Stanisic am Fantasy-Fach. „Choose your own adventure“. Welchen Verlauf die Geschichte nimmt, entscheidet der Leser.
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Dieses Buch ist ein Alptraum. John Lanchester blickt voraus in eine Zukunft, in der die Küsten Großbritanniens von einem hohen Schutzwall umgeben sind. Zum Erwachen aus einem Albtraum gehört die Erleichterung. Hier ist das anders. Legt man „Die Mauer“ aus der Hand, um sich der Gegenwart zuzuwenden, hat man den Eindruck, die Geschichte geht jetzt erst richtig los.
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Die Erzählerin fühlt den schicksalhaften Kinderwunsch nicht, hört nicht das Signal, den Ruf. Die Selbstverständlichkeit, mit der plötzlich alle ihre Freundinnen zuerst einen dicken Bauch und dann einen Kinderwagen vor sich herschieben – und damit von einem auf den anderen Tag wie in einem fremden Universum leben – ist ihr fremd. Sheila Hetis provokantes und wichtiges Buch „Mutterschaft“ beschreibt den schwelenden Konflikt zwischen Müttern und Nicht-Müttern und gibt denen eine Stimme, die sich bewusst gegen Kinder entscheiden.
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Julian Barnes führt ein ungleiches Liebespaar aus den privilegierten Höhen der Londoner Upperclass hinab in die Hölle des Alkoholismus. Wo alles zerfällt, bleibt nur, daran zu erinnern, dass es sich bei den noch so kläglichen Resten um die Bestandteile der „Einzigen Geschichte“ handelt, aus denen ein Leben besteht. In Zwiesprache mit dem Leser setzt der Erzähler sie zu einem meisterhaften Roman zusammen. Je tiefer sich darin die schmerzhaften Risse und Bruchstellen abzeichnen, desto klarer schimmert die Flamme einer großen Passion hindurch.
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Im Mittelpunkt von T.C. Boyles neuem Roman steht ein Kreis junger experimenteller Harvard-Psychologen. Sie untersuchen, ob man in den Weiten Bewusstsein nicht all das finden kann, was man in der Wirklichkeit vergeblich sucht, Gemeinschaft, Erfüllung, Gott – die große Erleuchtung. „Licht“ erzählt die Geburt der Hippie-Bewegung aus dem Geist von LSD: eine Chronik berauschender Ereignisse, zugleich die Studie eines großen Experiments und ein in kräftigen Farben leuchtender Bildungsroman über zusehends verwirrte Gottsucher, die von ihrer sakramentalen Speisung einfach nicht genug kriegen können.