Bundesliga vor dem Finale Die legendärsten Titelentscheidungen
Bayern oder Dortmund? Einer kann nur Meister werden, die besseren Karten besitzen die Münchner. Doch die Vergangenheit hat gezeigt: Alles kann passieren.
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Thomas Müller (links) oder Marco Reus? Einer der beiden ist am Samstag deutscher Meister.
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Saison 1965/66: Die Sechziger! Die erste wirklich knappe Entscheidung am letzten Bundesliga-Spieltag: Erst eine Woche zuvor hat 1860 München durch einen Sieg beim frischgebackenen Europapokalsieger Borussia Dortmund die Tabellenspitze zurückerobert. Ein Punkt fehlt zum Titel – den holen die Löwen mit einem 1:1 gegen den Hamburger SV. Es bleibt bis heute ihr letzter Titel. Dortmund wird Zweiter. Der Torwart Petar Radenkovic (rechts im Foto) faustet gegen den Hamburger Manfred Pohlschmidt im Bild den Ball weg.
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Saison 1970/71: Achtmal hat der FC Bayern am letzten Spieltag die Meisterschaft für sich entschieden – am 5. Juni verspielt er zum einzigen Mal die Schale im großen Finale. Jupp Heynckes (im Foto mit dem weißen Trikot im Spiel gegen Düsseldorf) sichert Borussia Mönchengladbach mit zwei Toren ein 4:1 bei Eintracht Frankfurt – parallel verliert der punktgleiche Spitzenreiter aus München beim MSV Duisburg. Gladbach verteidigt damit als erste Mannschaft den Meistertitel erfolgreich. Düsseldorfs Abwehrspieler Egon Köhnen (unten) trennt Mönchengladbachs Stürmer Jupp Heynckes vom Ball.
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Saison 1977/78: Das Preisschießen. Kann Gladbach 11 Tore schießen? Es kann. Es hört gar nicht mehr auf. „Am Ende hat der Schiedsrichter die Bälle aus dem Tor geholt. Wir konnten nicht mehr, wir hatten da Bleigewichte an den Füßen,“ erinnert sich BVB-Libero Lothar Huber. Doch sieben Tore aufzuholen, reicht den Gladbachern nicht: Zehn hätten es sein müssen, mit 12:0 besiegen sie die Borussia. Köln rettet sich durch ein 5:0 im Hamburger Volksparkstadion gegen den FC St. Pauli, der nicht am Millerntor spielte, über die Ziellinie. DFB-Ermittlungen gegen die Dortmunder verlaufen im Sande, der damalige BVB-Coach Otto Rehhagel wird zur „Otto Torhagel“ und von den Schwarz-Gelben einen Tag nach der Pleite in Düsseldorf entlassen. Die Kölner werden derweil begeistert von ihren Fans in der Innenstadt empfangen. Die Spieler Heinz Flohe (im Foto links) und Hannes Löhr präsentieren Kölns Trophäen – den Pokal und die Meisterschale.
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Saison 1985/86: Kutzop und der Pfosten. Ein Name wird zum Synonym für das Versagen unter enormem Druck: Michael Kutzop (rauft sich im Foto die Haare). Am 33. Spieltag hat er den Titel für Werder Bremen auf dem Fuß, schießt den unberechtigten (!) Elfmeter gegen die Bayern aber in der 89. Minute an den rechten Pfosten. „Ich musste damals meine Telefonnummer wechseln“, erzählt er Jahrzehnte später - immer wieder kamen Scherzanrufe von Bayern-Fans rein. Zum Drama wird der einzige Elfmeter, den Kutzop in seiner Karriere verschießt, mit Verzögerung: Denn am letzten Spieltag ziehen die Bayern noch an Werder vorbei.
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Saison 1991/1992: Der Meistermacher Alfons Berg. Ralf Weber ist nur mit vereinten Kräften aufzuhalten. Drei, vier Betreuer stellen sich dem Mittelfeldspieler von Eintracht Frankfurt in den Weg, der augenscheinlich nur eines im Sinn hat: Alfons Berg per Faust mitzuteilen, was er von dessen Entscheidung hält. Es hätte Elfmeter geben müssen für die Eintracht in Rostock, Weber war in der 76. Minute beim Stand von 1:1 glasklar gefoult worden. Schiedsrichter Alfons Berg pfeift nicht. Frankfurt verliert. Meister wird der VfB Stuttgart. Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder und Trainer Christoph Daum (im Foto links) freuen sich über die Schale.
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Saison 1994/95: Vergifteter Abschied. Ausgerechnet die Bayern. Da haben sie dem Rivalen Werder Bremen für die Saison 1995/96 schon Trainer Rehhagel und Spielmacher Andreas Herzog abgeworben – und am letzten Spieltag vermasseln sie ihnen noch die Meisterschaft. Die Münchner bezwingen Werder 3:1, Borussia Dortmund staubt mit einem 2:0 gegen den Hamburger SV ab. In der Stadt feiern 50 000 Fans ohne Karte, die Mannschaft genießt gelb-schwarze Nudeln – Dortmund ist Meister und Andreas Möller (Foto) ist zu Tränen gerührt. Übrigens: Das mit den Bayern und Rehhagel hält dann auch nicht lange, schon am 27. April 1996 ist „König Otto“ Geschichte. An seiner Stelle übernimmt interimsweise Franz Beckenbauer.
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Saison 1999/2000: Bayer patzt. „Meine Nerven sind blank“, sagt Bayer-Manager Reiner Calmund zur Halbzeit, im Hintergrund spielt fröhlich eine Blaskapelle. Zu diesem Zeitpunkt liegt Bayer Leverkusen durch ein Eigentor des untröstlichen Michael Ballack bereits zurück. Markus Oberleitner besiegelt dann das Aus. In Unterhaching hält Trainer Christoph Daum seinen weinenden Sohn im Arm. Die Bayern sind nach ihrem 3:1-Heimsieg gegen Bremen Meister und ihr Fans jubeln, als im Olympiastadion das Ergebnis aus Unterhaching auf der Anzeigetafel erscheint (Foto). Niemand ahnt übrigens, dass Daum wenige Monate später mit seiner Kokain-Affäre den Fußball erschüttern wird.
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Saison 2000/2001: Vier Minuten im Mai. Es war das unübertroffene Drama der Bundesliga-Geschichte. Unvergessen, wie sich im Schalker Stadion herumspricht, der Meisterfluch sei endlich gebrochen, wie alle fast im Schockzustand jubeln, Huub Stevens, Rudi Assauer, Zehntausende. Die Stadionregie löst das geplante Feuerwerk aus. Doch dann: In Hamburg wird noch gespielt! Die Bayern treffen in der 94. Minute durch Patrik Andersson (im Foto) per indirektem Freistoß, die Videowand im Parkstadion überträgt den Stich ins Schalker Herz live. Assauer ruft den weinenden Fans zu: „Ihr könnt stolz auf diese Mannschaft sein.“ Und die Bayern drehen im Jubel richtig durch.