Campino über England, Fußball und Jürgen Klopp „Ich habe großen Respekt vor der Queen“
Baked Beans oder Porridge? Beatles oder Stones? Ballett oder VfB? Fragen an Campino, Sänger der Toten Hosen. Er ist Fan des FC Liverpool, Freund von Jürgen Klopp, mag die Queen und hat die britische Staatsbürgerschaft angenommen. Ein Treffen in Stuttgart.
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Foto © Daniel Hofer
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Jetzt auch Bestseller-Autor: Campino hat Grund zur Freude. Er ist mit seinem Buch „Hope Street“ auf Platz 1 der Sachbuch-Bestseller-Liste eingestiegen. Eigentlich ist er . . .
Foto Carla Meurer
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... Sänger der Toten Hosen. Hier bei ihrem Konzert 2019 in der Tonhalle in Düsseldorf. Eine ausgiebige Tour zu „Alles ohne Strom“ 2020 sollte folgen. Zwei Abende in der Schleyerhalle. Die wurden natürlich abgesagt.
Foto Enno Kapitza
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Über Konzerte in Corona-Zeiten sagt Campino: „Ein Tote-Hosen-Konzert ist der gelebte Gegenentwurf zu Corona-Zeiten. Wir wollen da keinen Kompromiss machen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei uns Menschen aus einer Hausgemeinschaft in einem markierten Kreis stehen um da ein Konzert zur Kenntnis zu nehmen. Uns gibt es nur als Erlebnis, wo man sich berühren, feiern, trinken, schwitzen darf. Wir wollen auf die Zähne beißen und warten, bis die Zeit kommt, in der das wieder klappt.“
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Ungefähr als 10-jähriger flammte seine Liebe zum FC Liverpool auf. „Meine Mutter hatte den ‚Observer‘, in dem ich die Tabellen und Spielberichte gelesen habe. Sonntags gab es die Sportreportage, in der 30 Sekunden englische Liga gezeigt wurde. Dem fieberte ich entgegen. Vielleicht war es eine Sehnsucht nach diesem England, in dem ich nur in den Ferien sein konnte.“
Foto Ralf Zeigermann CC BY-SA 3.0
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Campino über die Punkszene in Düsseldorf: „Wir hatten in Düsseldorf das große Glück, mit dem Ratinger Hof einen besonderen Treffpunkt zu haben. Die Künstler Jörg Immendorf, Blinky Palermo und Immi Knoebel waren da. Aber auch die jungen Musiker von Mittagspause, S.Y.P.H und Male. Das war unser gemeinsames Zuhause. Dort war alles möglich, erst spielte Der Plan, dann kam eine Kids-Punkband wie ZK. Alle wurden mit Respekt bedacht. In den ersten Jahren gab es diese Abgrenzung noch nicht.“ Er erinnert sich an das Datum 9. November 1978, als Wire aus London im Ratinger Hof gespielt haben. Campino: „Das war ein Schlüsselmoment im Hof, ein unschuldiger Beginn.“
Foto Richard (ar/gee Gleim)
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Hier ein Bild aus den Anfangsjahren in Düsseldorf. Mehr als 450 Lieder hat die Band bis dato geschrieben. Heute scheint Campino gelassen: „Uns ist es egal, was andere über uns sagen. Wenn man jünger ist, versucht man seine Unsicherheit mit seiner großen Schnauze zu kaschieren. Man misst sich über den Applaus der anderen. Das lässt zum Glück nach.“
Foto dpa
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„Teilen ist bei uns ein großes Ding. Wir sind da wie eine Klostergruppe aufgestellt“, sagt Campino. Alles wird durch die vier Gründungsbandmitglieder geteilt, Schlagzeuger Vom, der seit 1999 Wölli ersetzt, hat eine besondere Rolle und kann mit seinen anderen Projekten auf Tour gehen. Düsseldorf ist Heimat von Freud und Leid. Auf dem Südfriedhof hat sich die Band ein Familiengrab gesichert. Jochen Hülder, sowie der ehemalige Hosen-Schlagzeuger Wölli sind hier beerdigt worden.
Foto Lichtgut/Julian Rettig
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Elf Mal haben Die Toten Hosen in der Stuttgarter Schleyer-Halle gespielt, wie zuletzt im Dezember 2017. Campino: „Über die Jahre entwickelt man da eine emotionale Verbindung. Sie ist nicht die schönste Halle, aber ein Garant für eine gute Party.“
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1993 spielen Die Toten Hosen als Vorgruppe von U2 auf dem Cannstatter Wasen.
Foto Lichtgut-Oliver Willikonsky
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2018 als Headliner in Cannstatt.
Foto dpa
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Die Toten Hosen unterstützen seit vielen Jahren ihren Heimatverein Fortuna Düsseldorf. „Meine ersten Erfahrungen mit Fortuna waren nicht gut, weil wir Punks von den Fußballfans null gelitten waren. Der Ratinger Hof war oft der Blitzableiter, wenn sie was zum Prügeln brauchten. Deutscher Fußball war mir regelrecht verhasst, auch mit F95 hatte ich keinen Vertrag.“ Irgendwann änderte sich das Verhältnis, als ihm Fans „Eisgekühlter Bommerlunder“ entgegen schmetterten. Breiti, Gitarrist der Band, war schon als Kind Fan der Düsseldorfer Mannschaft. „Je niedriger die Liga, desto stärker wurde unsere Bindung zu denen“, so Campino. „Seit wir ihnen mal in einer Notsituation mit einer finanziellen Spritze geholfen haben, ist das Verhältnis ganz eng. Seit vielen Jahren ist das auch ‚meine Fortuna‘. Aber das andere ist der FC Liverpool. Da bin ich der kleine Junge und springe hoch, wenn die ein Tor schießen.“
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Düsseldorf ist Heimat der Toten Hosen. Die Band macht auch immer mal wieder beim Rosenmontagszug mit. Campino, Sohn einer Engländerin und eines Deutschen, hat 2019 die britische Staatsbürgerschaft angenommen: „Ich definiere mich lieber als Europäer denn als Deutscher oder als Brite. Als meine Großmutter starb, war ich sehr traurig, weil ich in England keine direkte Anlaufstelle mehr hatte. Jetzt habe ich mehr das Gefühl, dort auch Zuhause zu sein. So wie hier.“