Coronavirus in Stuttgart Urlaub in der alten Heimat ist für viele tabu
In Stuttgart lebende Migranten scheuen sich, den Sommer in der Heimat zu verbringen. Indes steigt die Zahl der infizierten Reiserückkehrer in Stuttgart deutlich an.
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Foto DUMONT Bildar/Hans Madej
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Traumhafte Kulisse: ein Badestrand an der kroatischen Adriaküste
Foto Lichtgut/Leif Piechowski
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Florin Zaheu (52 Jahre), Gebäudetechniker aus Stuttgart: Endgültig begraben habe ich meine Hoffnungen auf den Heimaturlaub, als die Fallzahlen in Rumänien förmlich explodiert sind. Um eine Reise nach Bukarest werde ich wohl trotzdem nicht herumkommen: Meine hochbetagte Mutter lebt dort seit Monaten auf sich allein gestellt. Nun wollen wir sie endlich zu uns nach Deutschland holen. Meinen Flug habe ich dreimal verschieben müssen, Ende September unternehme ich den nächsten Versuch. Die neuen Einreisebestimmungen wären für mich deshalb fatal. Ich habe hier in Deutschland einen systemrelevanten Job, die fünftägige Quarantäne könnte ich mir gar nicht leisten
Foto Lichtgut/Leif Piechowski
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Sergio Carvajal (45 Jahre), Ingenieur aus Tiefenbronn: Ich war gerade bei meinem Vater in Madrid, als mich die Nachricht des Robert-Koch-Instituts erreichte: Plötzlich befand ich mich mitten in einem Risikogebiet. Am Ende war alles nur halb so schlimm: Einen wirklichen Unterschied zwischen der Situation hier in Stuttgart und der Lage in Spanien konnte ich trotz dieser Warnung nicht feststellen. Auch mit dem Rückflug und meinem Coronatest lief alles glatt, innerhalb weniger Tage hatte ich das Ergebnis und konnte die Quarantäne verlassen. Wäre Spanien vor meiner Abreise zum Risikogebiet erklärt worden, hätte ich es mir allerdings ganz genau überlegt, ob ich in die Heimat reise.
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Valmir Gashi (28 Jahre), Freier Fotograf aus Stuttgart: Die Zeit in meiner Heimat, dem Kosovo, ist jedes Jahr traumhaft: Wir feiern dort Hochzeiten und Verlobungen, treffen auf andere Kosovoalbaner und können viel Zeit mit der Familie verbringen. Das alles fehlt mir jetzt. Einige meiner Freunde sind trotz der Pandemie, trotz der Einstufung als Risikogebiete nach Albanien oder in den Kosovo gereist. Ich selbst hätte das verantwortungslos gefunden, deshalb bin ich schweren Herzens hiergeblieben. Meine Hoffnung ist, dass sich die Lage wieder beruhigt. Dann kann ich in den Weihnachtsferien vielleicht doch noch in die Heimat fahren und meine Cousins und Cousinen besuchen.
Foto Sie erreichen mich in einem Vorort von Istanbul, wo mein Mann und ich seit Jahren unseren Heimaturlaub verbringen. Dass wir das trotz Corona so beibehalten, war für uns klar. Viele unserer Freunde sind trotzdem erschrocken, als wir ihnen von unseren Plänen erzählten. Aber wir haben uns das ja genau überlegt und fühlen uns hier einfach wohl! Das scheint auch anderen türkischstämmigen Deutschen so zu gehen: Hier sieht man einige deutsche Kennzeichen, auch wenn es im Vergleich zum Vorjahr deutlich weniger sind. Und noch etwas fehlt: Unser Sohn ist mit seinen Kindern in diesem Jahr nicht mitgereist.
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Mürvet Öznur (62 Jahre), Rentnerin aus Stuttgart: