Demonstrationen für die Einheit Spanien zwischen Herz und Hirn
Hundertausende demonstrieren für die Einheit Spaniens – doch die emotional aufgeladene Atmosphäre kann nur Premier Rajoy befrieden, kommentiert Christian Gottschalk.
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Machtvolle Kundgebung für die Einheit Spaniens: Katalanen in Barcelona.
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Das spanische Verfassungsgericht hat ein Referendum über die Unabhängigkeit Kataloniens für unzulässig erklärt. Der katalonische Präsident Carles Puidgemont (4. v.l.) bereitet am 28. September dennoch mit Mitarbeitern die Abstimmung vor. Er will das Referendum auf alle Fälle durchführen – trotz des Veto.
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5,3 Millionen Katalanen sind am 1. Oktober dazu aufgerufen, über die Zukunft der Region abzustimmen. Soll Katalonien ein Teil Spaniens bleiben oder unabhängig werden? An Ende votieren zwar 90 Prozent der Teilnehmer für die Unabhängigkeit. Allerdings liegt die Wahlbeteiligung bei nur 42 Prozent.
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Der spanische Regierungschef Mariano Rajoy verurteilt das umstrittene Referendum am 1. Oktober scharf. Es habe kein Referendum, sondern eine Inszenierung gegeben, kritisiert er.
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Nach Ansicht der Zentralregierung in Madrid ist das Referendum verfassungswidrig. Einheiten der spanischen Nationalpolizei versuchen deshalb, die Menschen daran zu hindern, ihre Stimme abzugeben – hier vor einer zum Wahllokal umfunktionierten Schule abgeben zu wollen.
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Die Polizei geht nicht gerade zimperlich vor. Sie setzt Schlagstöcke ein und feuert Gummigeschosse ab. Es gibt etwa 900 Verletzte.
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Einige Katalanen setzen auf Charme statt Schlagstöcke: Sie reichen einem Polizisten Blumen, damit er sie durchlässt.
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Der massive Polizeieinsatz sorgt auch in Deutschland für Protest. In Berlin etwa kommt es zu Solidaritätsbekundungen für Katalonien.
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Der katalonische Regionalpräsident Carles Puigedemont fordert alle staatlichen Polizeikräfte auf, sich aus Katalonien zurückzuziehen.
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Nach der Eskalation der Gewalt beim umstrittenen Referendum kommt es zu einem Generalstreik. Die Geschäfte bleiben zu.
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Der Generalstreik legt auch die katalonische Metro lahm.
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700 000 Menschen demonstrieren in Barcelona gegen das harte Vorgehen der Polizei. Auch viele – rot gekleidete – Feuerwehrleute der katalonischen Hauptstadt schließen sich den Demonstranten an.
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Ein kleines Mädchen hängt Blumen an das Gitter einer Schule in Barcelona, die während des Referendums von Polizisten mit Gewalt blockiert worden war.
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Am 3. Oktober meldete sich auch König Felipe VI. zu Wort. Er schafft es nicht, das Land zu versöhnen. Den katalonischen Behörden wirft der Monarch „unverantwortliches Verhalten“ vor. Zum harten Vorgehen der Polizei schweigt der König. Der katalonische Regierungschef zeigt sich indes unbeeindruckt von Felipes Kritik. Die Erklärung der Unabhängigkeit sei nurmehr eine Frage von Tagen, sagt Puidgemont hinterher. Er fordert die EU auf, eine Mittlerrolle zu übernehmen.
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Die Bundeskanzlerin Angela Merkel strebe im katalonischen Konflikt „keine Vermittlungsmission an“, erklärt Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin. Mit Kommentaren hält er sich zurück. „Es ist überhaupt nicht meine Aufgabe, hier Polizeieinsätze in Spanien zu bewerten“, sagt Seibert. „Alle notwendigen Diskussionen werden in Spanien geführt.“