Der persönliche Jahresrückblick Unsere Sportstars 2020
Jedes Jahr werden die deutschen Sportlerinnen und Sportler des Jahres gekürt. Auch unsere Redaktion hat auf das Sportjahr 2020 zurückgeblickt und Sportlerinnen und Sportler gefunden, die dieses Jahr auf spezielle Weise geprägt haben – wie in unserer Bildergalerie zu erfahren ist.
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Foto dpa/Marius Becker
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Joshua Kimmich und Leon Goretzka können gut kicken, auf dem Platz und außerhalb. „We kick Corona“, so haben die Nationalspieler des FC Bayern ihre Spendenaktion im März genannt – und kickten, das Virus, klar, zwar nicht weg. Aber, um im Bild zu bleiben: Ein paar Probleme schossen sie beiseite. Auch, weil Kimmich und Goretzka einen Startbetrag von einer Million Euro lockermachten. Die Gelder gehen an soziale Einrichtungen. Inzwischen sind mehr als fünf Millionen Euro zusammengekommen, mehr als 4000 Spender trugen dazu bei. Die Stiftung Haus Lindenhof aus Schwäbisch Gmünd, die Heime betreibt, in denen Demenzkranke betreut werden, gehört zu den jüngsten Profiteuren. Zwei Hollywoodschaukeln konnten angeschafft werden, sie haben nachweislich positive Effekte auf die Erkrankten. Wir sagen da in Richtung der Herren Kimmich und Goretzka nur eins: Chapeau – und weiter so!
Foto Günter E. Bergmann
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Der Mark Bühler, hat ein Kollege jüngst erzählt, ist vor seinen Kämpfen wie in Trance, nicht mehr ansprechbar. In jener Nacht Anfang Oktober aber registrierte der Ringer der SG Weilimdorf dagegen ganz genau, was sich in seiner Umgebung abspielte. In der Marbacher Altstadt brannte ein Haus – und dem Sportler war schnell klar, dass Menschenleben in Gefahr sind. Während seine Freunde die Feuerwehr alarmierten, handelte der 29-Jährige, ging mit einem Kumpel in das Haus und weckte die schlafenden Menschen. Nun ist sein Handeln zwar nicht das, was die Feuerwehr empfiehlt, da sich der Ringer selbst in Gefahr gebracht hat. Aber Mark Bühler sagt: „Beim Ringen lernt man Mut und Selbstvertrauen.“ Beides machte ihn nun zum Lebensretter. „Es war klar, dass wir sofort handeln mussten, das ist alles intuitiv abgelaufen.“ Und für alle Beteiligten am Ende gut ausgegangen.
Foto dpa/Sarah Stier
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Tennis ist ein wunderbar anzuschauender Sport. Ob Waldau, Weißenhof oder Wimbledon, über das Gerhard Polt so treffend sagt: „It’s a must!“Nur offenbart sich im Tennis ein weithin unerklärbares Aufmerksamkeitsdelta zwischen den einzigen beiden Wettbewerben, die der Sport zu bieten hat. Während das Einzel die Königsdisziplin darstellt, hat das Doppel meist nur Vorkampf-Charakter. Die Zweier-Paarungen sind ein Fall fürs absolute Fachpublikum. Außer ein Local Heroe wie Laura Siegemund stürmt ins Finale der US Open, das sie an der Seite von Vera Zvonareva auch noch sensationell gewinnt. Dann wird selbstverständlich mitgefiebert – und gejubelt. Genauso beim deutschen Männer-Duo Kevin Krawietz und Andreas Mies, das seinen French-Open-Erfolg aus dem Vorjahr 2020 wiederholen konnte. Chapeau, die Damen und Herren – und danke für diese doppelte Freude am Doppel.
Foto AFP/ Stephen Gosling
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Die großen Themen in den USA im Jahr 2020 sind schnell benannt: Corona, Rassismus und Trump – was ja irgendwie miteinander zusammenhängt. Mittendrin: die deutsche Basketballerin Satou Sabally. In New York geboren, in Berlin aufgewachsen, spielt die 22-Jährige seit Februar in der WNBA, dem weiblichen Pendant zur NBA, in der deutschesten aller US-Städte: Dallas, der Wahlheimat der großen deutschen Basketball-Ikone Dirk Nowitzki. Während das „German Wunderkind“ außerhalb des Courts durch seine bescheidene Art auffiel, scheut Sabally nicht einmal Streit mit dem Noch-US-Präsidenten. Dem Trump’schen Credo „Halt’s Maul und spiele“ stellte sie gemeinsam mit Superstars wie LeBron James die Kampagne „Mehr als ein Athlet“ entgegen und spricht heikle Themen in Live-Interviews an. Ihr Ziel? „Die Gesellschaft verändern.“ Auf dem Court will sie nach ihrer kürzlich überstandenen Corona-Infektion Nowitzki nacheifern – wir wünschen für beide Pläne alles Gute!
Foto dpa/Kamran Jebreili
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28 Sekunden saß Formel-1-Pilot Romain Grosjean in einem lichterloh brennenden Auto – dann kletterte er aus dem lodernden Cockpit und tauchte geisterhaft aus den Flammen auf. Nahezu unverletzt überlebte der Franzose einen der spektakulärsten Unfälle des Motorsports; den Überlebenswillen, den er mobilisierte, schöpfte Romain Grosjean aus der Familie. „Ich dachte: Ich muss raus“, erzählte der 34-Jährige, „am meisten Angst hatte ich um meine Familie, um die Kinder, die größte Quelle meiner Energie. Also kletterte ich raus.“ Von seiner Tochter Camille, die bald drei wird, bekam der Papa ein selbst gemaltes Bild „für die verletzten Hände“. Simon, fünf Jahre alt, ist überzeugt, dass sein Vater „magische Kräfte besitzt und er von einem Liebesschild beschützt wurde“. Sohn Sacha (7) hat sich alles erklären lassen. „Er ist da schon rational“, meinte der Rennfahrer. Weihnachten, das Fest der Liebe, wird bei Familie Grosjean ein ganz besonderes.
Foto imago/Curtis Compton
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Man muss es gesehen haben, um es zu glauben. Vielleicht muss man auch selbst schon mal einen Golfschläger geschwungen haben, um die Magie dieses Moments zu erfassen. 10. November 2020, National Golf Club in Augusta. Das 16. Loch, ein Par 3. Im Grunde kein Problem, wenn da nicht dieser verflucht kleine Ball und dieser verdammt groß erscheinende Teich zwischen Abschlag und Grün wären. Reine Kopfsache. Da schießt jedem Amateur unwillkürlich in den Kopf, was Profis zur Strategie bei Hindernissen raten: Meiden. Für Jon Rahm gilt das natürlich nicht. Der Spanier macht aus dem Ganzen während der Proberunde zum Masters ein Kinderspiel. Er hat sich an seinem 26. Geburtstag wohl daran erinnert, wie er als Junge flache Steine über den See flitschen ließ. Rahm hat dann den Golfball dreimal über das Wasser springen lassen, auf dem Grün rollte die Kugel im Bogen in Richtung Fahne – und landete im Loch.
Foto Baumann
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Vielleicht sind die Menschen in Corona-Zeiten sensibler für beispielhafte Zeichen vernünftiger Entscheidungen. Vielleicht zeigt es aber auch die Sehnsucht im so harten und durchkalkulierten Fußballgeschäft nach sportlichem Fair Play. Nach Gesten, wie man sie von klein auf beim Kicken auf dem Bolzplatz lernt, aber dann doch auf seinem weiteren Weg wieder vergisst. Wie auch immer: Ramon Gehrmann hat am 17. Oktober dieses Jahres für ein riesiges Medienecho gesorgt. Weil der Trainer des Fußball-Oberligisten Stuttgarter Kickers seiner Mannschaft ein Eigentor befohlen hat. Im Sinne der Gerechtigkeit. Da sein Team den Ball nach einem Einwurf nicht zum Gegner zurückgespielt, sondern ein Tor erzielt hat. Und zwar nicht beim Stand von 4:0, sondern als die Partie gegen den FC Nöttingen Spitz auf Knopf stand. So viel Sportsgeist verdient höchsten Respekt – für uns ist dieses Eigentor daher der Volltreffer des Jahres 2020.