Die schlimmsten Erdbeben In der Erdbeben-Falle
In Scharen zieht es Menschen ausgerechnet in jene Mega-Citys, die ständig von schweren Erdbeben bedroht sind. Die Risiken werden meist verdrängt und die Gefahren kleingeredet.
13 Bilder
Foto dpa
1 / 13
Rettungskräfte gehen am 25. August 2016 in der italienischen Stadt Amatrice an Trümmern vorbei.
Foto dpa
2 / 13
Amatrice (Italien): Am 24. August 2016 verwüstete eine Erdbeben die Region um die mittelitalienische Stadt Amatrice.
Foto dpa
3 / 13
L’Aquila (Italien): Helfer stehen am 7. Juli 2009 in dem stark zerstörten Dorf Onna nahe der italienischen Stadt L’ Aquila nach dem schweren Erdbeben.
Foto dpa
4 / 13
Mexiko-City (Mexiko): Das mittelamerikanische Land gehört zu den geologisch aktivsten Regionen. Allein 2002 bebte die Erde 1688-mal, davon viermal mit einer Stärke von 6,0. Unter dem vulkanischen Zentrum des Landes mit der Metropolregion Mexiko-Stadt, wo fast 20 Millionen Menschen leben, bewegen sich mehrere tektonische Platten. Regelmäßig wird die mittelamerikanische Mega-City von Beben geringer bis mittlerer Intensität erschüttert. Das letzte große Beben (Stärke 8,1) ereignete sich am 19. September 1985 – mehr als 9500 Menschen starben.
Foto dpa
5 / 13
Peking (China): Mehr als 18 Millionen Menschen leben in Chinas Hauptstadt Peking. Die Region im Nordosten des Landes ist starken tektonischen Spannungen ausgesetzt. Ursache ist die Verschiebung der indischen Kontinentalplatte nach Norden in die eurasische Kontinentalplatte. Die tektonischen Kollisionen führen in China und Indien immer wieder zu Erdstößen. Am 28. Juli 1976 ereignete sich in Tangshan, 140 Kilometer östlich von Peking, das folgenschwerste Beben des 20. Jahrhunderts. Den Erdstößen mit Magnitude 8,2 fielen laut offiziellen Angaben mehr als 242 000 Menschen zum Opfer. Inoffizielle Schätzungen gehen von bis zu 800 000 Toten aus. Die Schäden waren auch in Peking und anderen Städten immens.
Foto AFP
6 / 13
Schanghai (China): 2008 brachten die Erschütterungen durch ein weiteres schweres Beben (Stärke 7,8) nahe der Elf-Millionen-Metropole Chengdu in Peking (1500 Kilometer entfernt) und Schanghai (2100 Kilometer entfernt, rund 18,5Millionen Einwohner) Wolkenkratzer und Gebäude zum Schwanken.
Foto dpa
7 / 13
Tokio (Japan): Die größte Stadt der Welt sitzt auf einem Pulverfass. Mit rund 38 Millionen Einwohnern ist Tokio ein Hochrisikogebiet, das sich seit Jahrzehnten auf ein Super-Beben wie zuletzt 1923 vorbereitet. Damals wurde die Stadt geradezu pulverisiert, mehr als 140 000 Menschen starben. Das Gebiet um Tokio ist aufgrund seiner extremen Erdbebengefährdung denkbar ungeeignet für die Ansiedlung einer Mega-City. 300 Kilometer südöstlich treffen drei tektonische Platten aufeinander.Was passiert, wenn sie kollidieren, hat sich beim jüngsten Beben im Nordosten Japans mit Magnitude 9,0 gezeigt. Sollte der schlimmste Fall eintreten, ein Beben der Stärke 8 oder 9 mit dem Epizentrum unterhalb Tokios, ist mit Zehntausenden Opfern und einem wirtschaftlichen Schaden im hohen dreistelligen Milliarden-Euro-Bereich zu rechnen.
Foto Archiv
8 / 13
Los Angeles (USA): Rund 37 Millionen Menschen leben in Kalifornien, davon 18 Millionen im Ballungsraum Los Angeles. Unter der Mega-City verlaufen mehrere tektonische Verwerfungen, darunter die San-Andreas-Spalte, die sich über 1100 Kilometer Länge von Mexiko bis nach San Francisco erstreckt und das Land spaltet. 1906 wurde San Francisco durch ein Beben der Stärke 7,9 zerstört. Mit 99-prozentiger Sicherheit werde sich in den nächsten 30 Jahren ein Beben der Stärke 7,5 und mehr mit Epizentrum Kalifornien ereignen, prophezeien Experten. Die US-Regierung rechnet mit bis zu 15 000 Toten, 50 000 Schwerverletzten und einem Schaden von mehr als 200 Milliarden Dollar. Die letzten Super-Beben – Japan (11. März), Neuseeland (22. Februar), Chile (27. Februar 2010) – ereigneten sich im Bereich des Pazifischen Feuerrings, einem Vulkangürtel, der den Pazifik umringt. An drei Seiten bebte es bereits – Los Angeles liegt an der vierten Seite. Bezüglich der Erdbebengefährdung ist Los Angeles einer der gefährlichsten Orte der Welt. 7,4 Millionen Menschen leben im 80-Kilometer-Radius.
Foto AP
9 / 13
Istanbul (Türkei): In den nächsten Jahren wird die 14-Millionen-Metropole am Bosporus von einem verheerenden Erdbeben heimgesucht. Darin sind sich die Geowissenschaftler einig. Istanbul liegt entlang der Nordanatolischen Verwerfung, einer tektonischen Grenze, an der zwei Erdplatten kollidieren. Seit 1939 im osttürkischen Erzurum bei einem Beben 40 000 Menschen starben, rücken die Erdstöße gen Westen vor. 1999 starben im 100 Kilometer entfernten Izmit fast 20 000 Menschen. Die Experten gehen von einem Beben der Stärke 7 und mehr aus. Das Epizentrum könnte im Marmarameer 20 Kilometer südlich Istanbuls liegen. Die Mega-City ist denkbar schlecht auf eine solche Katastrophe vorbereitet. Nur wenige Gebäude sind für den Ernstfall gerüstet. Laut Studien könnten bis zu 60 000 Menschen sterben.
Foto AP
10 / 13
Jakarta (Indonesien): Die indonesische Insel Java, auf der sich Jakarta mit 19 Millionen Einwohnern befindet, ist Teil des Pazifischen Feuerrings. Dieser Vulkangürtel umschließt den Pazifik. Auf Java gibt es 38 erloschene oder aktive Vulkane. Aufgrund der Geologie kommt es oft zu Erdbeben. Die letzten schweren Erdstöße forderten am 27. Mai 2006 in Zentral-Java rund 5800 Todesopfer. Seitdem ist es jedes Jahr zu schweren Beben gekommen. Doch trotz der akuten Bedrohung durch Vulkane und Beben ist vor allem Java extrem dicht besiedelt. Eine noch größere Gefahr geht von Tsunamis aus. Durch das Seebeben im Indischen Ozean vor der Nordwestküste Sumatras am 26. Dezember 2004 – mit Magnitude 9,1 das drittstärkste je gemessene Beben – bildete sich eine Flutwelle, die ganze Küstengebiete im Indischen Ozean verwüstete und bei der allein in Indonesien mehr als 170 000 Menschen starben.
Foto EPA
11 / 13
Neu-Dehli/Mumbai (Indien): Am 26. Januar 2001 bebte in der nordwestindischen Provinz Gujarat die Erde (Stärke 7,9). Das schwerste Erdbeben in der Region seit 50 Jahren forderte bis zu 30 000 Todesopfer. Das Epizentrum lag 110 Kilometer nordöstlich der Stadt Jamnagar, wo die größte Raffinerie der Welt steht, und rund 1000 Kilometer von der Mega-City Mumbai (rund 22 Millionen Einwohner) entfernt. Das frühere Bombay ist wie die Hauptstadt Neu-Delhi (rund 19 Millionen Einwohner) stark erdbebengefährdet. Grund hierfür sind die geologischen Strukturen des Subkontinents. Der Norden Indiens liegt inmitten einer Kollisionszone zwischen der indischen und eurasischen Kontinentalplatte. In dieser Zone, die sich im Bogen entlang des Himalaja erstreckt, drückt die indische Platte nordwärts gegen die eurasische. In den letzten 20 Jahren gab es in Indien 1993 weitere Beben (Stärke 6,2) im Südwesten mit rund 30 000 Todesopfern und 2005 in Kaschmir (Stärke 7,6) mit fast 87 000 Toten.
Foto dpa
12 / 13
Magnitude: Der Begriff Magnitude ist ein Maß für die Stärke von Beben. Die in den 1930er Jahren zur Quantifizierung kalifornischer Erdbeben vom Seismologen Charles Francis Richter entwickelte Richterskala ist die bekannteste Messskala; sie kann aber nur Beben bis Stärke 6,5 messen. Deshalb haben Wissenschaftler andere Skalen entwickelt, mit denen Werte möglich sind, die weit oberhalb der Magnitude 6,5 der Richterskala liegen.
Foto dpa
13 / 13
New York (USA): New York ist der Inbegriff der Mega-City. Bisher galt die Weltstadt am Hudson-River als erdbebensicher. Doch eine Analyse der seismischen Aktivitäten im Großraum NewYork sorgte 2008 für Unruhe: Die Gefahr eines katastrophalen Erdbebens in dem mit rund 19 Millionen Einwohnern größten Ballungszentrum der USA ist größer als bislang angenommen. Erdbebenforscher warnen vor dem Zusammenspiel vieler kleiner geologischer Bruchlinien. Statistisch gesehen ist ein Beben der Stärke 7 in der Region alle 3400 Jahre zu erwarten. Jedoch geben die Forscher zu bedenken, dass niemand wissen könne, wann das letzte Beben dieser Größenordnung das Gebiet um New York erschüttert hat. Wegen der dichten Besiedlung und der unzähligen Wolkenkratzer wäre mit zahlreichen Toten und einem enormen wirtschaftlichen Schaden zu rechnen.