Einzelhändler im Kreis Böblingen Weihnachtsgeschäft: Verhalten optimistisch
Mehr Umsatz, mehr Läden: Der Einzelhandel im Kreis ist gut aufgestellt. Mit dem Weihnachtsgeschäft sind die Ladenbesitzer zufrieden. In einigen Punkten sind sie eben besser als das Internet.
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Wanderte als erstes ins Internet ab: der Buchhandlung. Aber bei Colibri in Schönaich haben Renate Schmid und Karin Marmulla-Knoblauch ein Gegenrezept.
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Monika Herrmann (Im Bild rechts) findet das Internet gar nicht schlecht. „Dort informieren sich die Kunden und kommen dann zu uns“, sagt die 53-Jährige, die mit ihrem Mann Helmut in dritter Generation ein Haushaltswarengeschäft in Böblingen führt. Statt Abwanderung ins Internet hat sie das Gegenteil beobachtet, auch zunehmend junge Leute würden wieder in ihre Geschäft kommen. Denn dort könnten sie die Waren anschauen, in die Hand nehmen und würden dazu noch beraten. Für ihre Kundschaft zähle nicht nur der Preis, sagt sie: „Qualität macht Freude“, lautet der Slogan der Messerschmiede. „Der persönliche Kontakt schafft Vertrauen“, findet Helmut Herrmann. Er ist überzeugt, dass langfristig der Trend zum institutionellen Handel zurückgeht. Mit dem Weihnachtsgeschäft ist das Ehepaar Herrmann schon sehr zufrieden.
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„Wir können uns nicht beklagen“, sagt Stefanie Ringwald über das Weihnachtsgeschäft. Auf mehr als 500 Quadratmeter bietet die Inhaberin der Spielekiste in Gäufelden rund 25 000 Artikel an. „Hier geht selten jemand ohne einen Einkauf hinaus“, sagt die 43-Jährige, die das Geschäft seit zwölf Jahren betreibt. Auf vier Beine hat sie es gestellt, um Schwankungen abzufedern. Neben Spielsachen, die längst und meist billiger in Drogerie- oder Supermärkten zu haben sind, gibt es in der Spielkiste auch Bastel- und Schreibwaren sowie Bücher. Freundlich bedienen und gut beraten, ist ihr Motto. Für die Zukunft sieht sie allerdings ein Problem: „Die jüngere Generation bekommen wir nicht mehr hierher“, sagt Stefanie Ringwald, sogar ihr Sohn bestelle im Internet.
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In der Buchhandlung Colibri nimmt das Weihnachtsgeschäft rapide an Fahrt auf, je näher das Datum rückt. „Dieses Jahr läuft es gut“, sagt Renate Schmid. Der Reisebericht „Mit 50 Euro um die Welt“ ist einer der Bestseller. Neue Belletristik-Titel wie „Der Zopf“ oder „Alle außer mir“ wären auch gefragt. Vor 19 Jahren hat die 54-Jährige mit Karin Marmulla-Knoblauch und Petra Wolf das Geschäft in Schönaich eröffnet. „Der Buchhandel ist der Markt, der als erstes ins Internet abgewandelt ist“, sagt sie. Ohne einen Webshop geht deshalb auch bei Colibri nichts, die Buchhandlung hat sich dafür einem Händlerring angeschlossen. Die Empfehlungen der Buchhändlerinnen sind es aber, die die Kunden am meisten schätzen. Und sie haben ihr Sortiment erweitert – um Wein. kat
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Robert Klotz setzt offensichtlich auf den stationären Handel: Im Frühjahr feierte er die Wiedereröffnung das komplett renovierten Sportgeschäfts in der Sindelfinger Innenstadt, das sein Vater 1963 gegründet hat. Zufrieden ist die Zustandsbeschreibung, die auch der 44-Jährige wählt. Das Weihnachtsgeschäft spürt er zwar kaum noch. „Ich verstehe, dass es bequemer ist, im Internet zu bestellen“, sagt er. Dafür verkaufen sich momentan individuell angepasste Skistiefel hervorragend. Gute Beratung und geschulte Mitarbeiter, die Spaß haben am Arbeiten im Team, sind seine Erfolgsformel. Sein alteingesessenes Geschäft wird Robert Klotz allerdings bald um einen Online-Shop erweitern: „Das ist wichtig, um wachsen zu können und Verluste abzufangen“, ist er sicher.
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Plattenspieler und Lautsprecher sind dieses Jahr die beliebtesten Weihnachtsgeschenke bei Werner Richter (im Bild hinten). „Wir stellen ein gewisses Umdenken fest“, sagt der Holzgerlinger Einzelhändler, der seit 23 Jahren ein Geschäft für Unterhaltungselektronik betreibt. Statt auf Wegwerfartikel setzten die Kunden wieder auf langfristige Investitionsgüter. Ganz gezielt würden sie bei ihm einkaufen, er punktet mit freundlichem, fachkundigem Personal und einer Werkstatt. Acht Plattenspieler befinden sich gerade in der Reparatur. Weggefallen sind die einfachen Mitnahmeartikel für den schnellen Umsatz, aber auch die umliegenden Fachhändler. „Das Geschäft läuft jedes Jahr anders“, sagt er, „es bleibt spannend.“ Sein Sohn Philipp (im Bild vorne) sieht darin genug Zukunft, dass er als Teilhaber eingestiegen ist.