Stuttgart testet ethnologische Museen Wie soll das neue Linden-Museum aussehen?
Politiker von Stadt und Land haben sich in ethnologischen Museen Anregungen geholt, wie ein neues Linden-Museum in Stuttgart ausschauen könnte. Das Fazit: Wenn man sich einen Neubau leistet, sollte man nicht am falschen Ende sparen.
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Foto KMMA-MRAC/Jo Van de Vyver
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So hat man Afrikaner in der Kolonialzeit gesehen. Um dieses falsche Bild nicht zu reproduzieren, werden die Skulpturen im Afrika-Museum im belgischen Tervuren in einen Nebenraum verbannt, der sich mit der Arroganz Europas befasst.
Foto Rheinisches Bildarchiv Köln/Wolfgang F. Meyer
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Funktional In den Neunzigerjahren gab es in Köln gleich zwei Jahrhunderthochwasser – im Nachhinein ein Glück. Denn die Depots des Kölner Rautenstrauch-Joest-Museums wurden überflutet – und die Stadt musste handeln. So wurde 2010 ein 82 Millionen Euro teurer Neubau eröffnet, der außen ein wenig an ein Einkaufscenter erinnert. 40 000 Besucherinnen und Besucher kommen pro Jahr, die meisten aus der Region.
Foto Atelier Brückner
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Vergleich der Kulturen Das Stuttgarter Atelier Brückner hat einen abwechslungsreich inszenierter Parcours für die Objekte der Kölner ethnologischen Sammlung entwickelt, in dem häufig Bögen in die Gegenwart geschlagen werden. Zum Auftakt des Rundgangs zeigen Vertreter verschiedener Kulturen in einer Videoinstallation, wie sie sich begrüßen.
Foto Rautenstrauch-Joest-Museum
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Rassismus aufdecken Die Sammlungsgeschichte wird im Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum ebenso reflektiert wie das postkoloniale Denken. In einer Box kann man sich an interaktiven Stationen über den Rassismus im Kinderlied „Zehn kleine Negerlein“ oder in Kannibalenwitzen informieren.
Foto Atelier Brückner
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Themen statt Regionen An einem Videotisch kann man im Rautenstrauch-Joest-Museum verfolgen, welche Wege nötig sind zur Herstellung eines T-Shirts. Bemerkenswert an der Ausstellung des Kölner Museums ist, dass nicht wie üblich Regionen vorgestellt werden, sondern Themen verhandelt.
Foto David Plas
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Geste der Macht Belgien ging in der Kolonialzeit besonderes brutal vor. Unter König Leopold II. wurde der Kongo gnadenlos ausgebeutet, und bei den sogenannten Kongogräueln kamen acht bis zehn Millionen Kongolesen ums Leben. Das 1910 eröffnete Königliche Museum für Zentral-Afrika in Tervuren wurde in den vergangenen Jahr neu eingerichtet. Die Ausstellung versucht, das alte, koloniale, eurozentristische Weltbild zu überwinden und ein positives Bild von Afrika zu zeichnen.
Foto KMMA-MRAC
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Kolonialer Geist Das Gebäude des Afrika-Museums Tervuren atmet noch immer den alten, kolonialen Geist. Goldene Skulpturen zeigen Weiße, die Kongolesen zivilisieren und christianisieren. Derzeit ist ein Künstler dabei, Fahnen vor die Nischen zu hängen, um die Botschaft der Skulpturen zu konterkarieren.
Foto KMMA-MRAC/Jo Van de Vyver
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Falsches Bild von Afrika So hat man Afrikaner in der Kolonialzeit gesehen: als Wilde oder Dienende. Um dieses von rassistischen Ressentiments gezeichnete und nicht der Wahrheit entsprechende Bild nicht zu reproduzieren, wurden die Skulpturen im Afrika-Museum im belgischen Tervuren in einen Nebenraum verbannt, der sich mit der Arroganz Europas befasst.
Foto DDC, Musée du quai Branly, Roland Halbe
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Sinnlich Das Pariser Musée du Quai Branly – Jacques Chirac, entworfen von Jean Nouvel, wurde 2006 eröffnet – und kam zunächst fast ohne Texttafeln aus. Der französischen Museumstradition folgend, setzten die Ausstellungsmacher allein auf die sinnliche Kraft der Objekte. Inzwischen wurde der sich organisch durchs Haus schlängelnde Rundgang zwar mit Erklärungen aufgerüstet, aber noch immer ist die Wirkung der Ausstellungsstücke zentral.
Foto Musée du quai Branly - Jacques Chirac, Cyril Zannettacci
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Inszenierung Im Pariser Musée du Quai Branly werden die Ausstellungsstücke imposant in Szene gesetzt, denn es geht hier weniger um ihre Funktion als um ihre Ästhetik. Damit will man signalisieren, dass es sich um Kunstwerke handelt, die den gleichen Rang wie europäische Kunst besitzen. Ein neuer, radikaler Gedanke.
Foto Musée du quai Branly - Jacques Chirac, Cyril Zannettacci
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Grüne Fassade Als der Architekturwettbewerb für das Pariser Musée du Quai Branly ausgeschrieben wurde, stand das Ausstellungskonzept des ethnologische Museums bereits fest und war für die Architekten verbindlich. Bemerkenswert an der Lösung des Architekten Jean Nouvel sind die begrünte Fassade und ein Park, durch den die Besucher das Museum erreichen – mitten in der Innenstadt.