Fettnäpfchen in Ludwigsburg Zehn Sätze, die ein Ludwigsburger nie sagen würde
Sie sind gerade erst hierher gezogen? Oder arbeiten nur in Teilzeit hier? Hauptsache, Sie blamieren sich im Gespräch mit den Einheimischen nicht. Dafür haben wir ein paar Tipps gesammelt.
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Foto Schloss Ludwigsburg
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„Das sind aber schöne Renaissance-Schlösser hier!“ Nein, nein, nein! Ludwigsburg ist eine BAROCK-Stadt. Die ganze Stadt ist nach einem wohltuend geometrischen Muster auf dem Reissbrett geplant worden und alle drei Schlösser sind im barocken Stil gebaut. Also kein melancholisches Nacheifern antiker Baukunst, sondern absolutistischer Prunk und Protz. Die Ludwigsburger klotzen eben gerne.
Foto factum (Archiv)
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„Ich bin ein Ludwigsbürger.“ Verwenden Sie niemals dieses Wortungetüm. Die Stadt hat einen Haufen Geld bezahlt, damit ein paar Agentur-Hirnakrobaten sich pfiffige Sprüche ausdenken, um das Image der Stadt zu polieren. Herausgekommen ist dieser Begriff. Da kann man die Ludwigsburger auch gleich „Lombaburger“ nennen, wie es die Stuttgarter manchmal abschätzig tun.
Foto Andreas Weise/factum
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„Entschuldigung, wo ist denn hier die Scala?“ Nein, wir sind hier nicht in Mailand und DAS Scala in Ludwigsburg ist auch kein Opernhaus. Ursprünglich war es ein Tanzsaal, später ein Kino und auch mal ein Porno-Kino (auch irgendwie barock, oder?). Heute gibts im Scala Kino, Theater und Konzerte.
Foto dpa
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„Kürbisausstellung? Was für ein Quatsch?“ Großer Fehler: die allherbstliche Kürbisausstellung im Blühenden Barock ist eines der Aushängeschilder der Stadt. Eine Kolumnistin des Magazins der Süddeutschen Zeitung wagte es vor ein paar Jahren, die Ausstellung süffisant als Ausweis der Provinzialität Ludwigsburgs herzunehmen. Prompt folgte eine Kolumnenreplik unsererseits. So etwas darf Ludwigsburg nicht auf sich sitzen lassen! Und all jene Spötter unter den Ludwigsburgern, die der alljährlichen Großgemüsefleischbeschau nichts abgewinnen können: Seien Sie froh, dass es keine Durian-Ausstellung ist. Diese auch als Stinkefrucht bekannte Pflanze riecht nämlich weniger angenehm.
Foto factum (Archiv)
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„Das Runde muss ins Eckige, oder?“ Gottesbeweis, Stringtheorie, Mülltrennung in Ludwigsburg. Dies dürften die drei großen ungeklärten Fragen der Menschheit sein. Als wahrscheinlich einziger Landkreis der Erde lässt Ludwigsburg seine Bewohner in „Flach“ (Papier, Folien, Tüten, Styropor) und „Rund“ (Glas, Dosen, Verpackungen) trennen. Das ist aus Entsorger-Perspektive ein Albtraum, mag aber für den Verbraucher komfortabel sein. Aber für nicht jeden ist das System trennscharf und einsichtig. Deswegen ist es ein vorzügliches Smalltalk-Thema. Übers Wetter reden kann jeder – in Ludwigsburg spricht man über Müll!
Foto factum (Archiv)
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„Wo kann ich mein Auto bei Euch abstellen?“ Eigentlich eine gute Frage – bei der ein durchschnittlicher Ludwigsburger aber unter Umständen einen Tobsuchtsanfall bekommt. Keine Überraschung: Auch in Ludwigsburg ist der Mangel an Parkplätzen ein Reizthema. Sie sollten heute auch nicht mehr versuchen, es den Porsche-Freunden auf diesem Bild gleichzutun. Früher war der Marktplatz wirklich mal ein Parkplatz, heute dürfen hier nur noch Marktbeschicker oder schicke Oldtimer im Rahmen einer Messe stehen.
Foto factum (Archiv)
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„Wo ist denn hier der Wohlfühlbahnhof?“ Ja, die Stadtverwaltung hat den Bahnhof einst zum „Wohlfühlbahnhof“ ernannt. Das erinnert ein wenig an den englischen Spruch „Fake it till you make it“, was in etwa bedeutet, dass man irgendwann selber an die Lüge glaubt, wenn man sie nur lange genug verkörpert. Jedenfalls hat das am Ludwigsburger Bahnhof nicht funktioniert. Erst neulich machte der Spielwarenhändler Toys R Us seine Filiale dort dicht. Auch das Geschäft des Elektronikriesen Saturn, der davor dort war, lief nicht gut. Was allerdings gut dort läuft sind offenbar Drogenschäfte: Polizeimeldungen von dort erwischten Dealern sind nicht selten.
Foto factum/Weise
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„Gleich kommt die S-Bahn!“ Es ist ein Umstand, der jeden halbwegs auf Pünktlichkeit getrimmten Deutschen zur Weißglut bringen kann: Per Lautsprecher wird angesagt, dass jetzt die S-Bahn nach Stuttgart einfährt. Es tut sich aber minutenlang nichts. Dabei sind die Bahnen meist gar nicht unpünktlich, die Ansage kommt einfach zu früh. Es fühlt sich dann aber so an, als hätte die Bahn Verspätung. Was natürlich leider auch oft vorkommt. Aber alles halb so wild, sagt sich der Ludwigsburger: An den Bahnhof geht man ja nur, wenn man Ludwigburg verlässt – und welcher vernünftige Ludwigsburger macht das schon?
Foto Lichtgut/Max Kovalenko
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„Wo fährt denn hier die Stadtbahn ab?" In der Tat haben die Politiker es nun geregelt: Stadtbahn und Schnellbus – kommt beides. Irgendwann. Hoffentlich bald. Dem Kompromiss voraus gingen aber jahrelange zermürbende Diskussionen zwischen der Stadt Ludwigsburg und dem Landkreis – oder genauer zwischen OB Werner Spec und Landrat Rainer Haas. Da diese Diskussion die Zukunft der Stadt entscheidend prägen wird, hatte wohl auch jeder Ludwigsburger eine Meinung dazu. Immerhin: Ein derart großes Reizthema wie Stuttgart21 in der Landeshauptstadt ist es nicht – jedenfalls noch nicht.
Foto factum/Weise
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„Das Wetter beim Marktplatzfest ist immer so gut!“ Obwohl es mitten im Hochsommer ist, gehört Regen traditionell zum Marktplatzfest dazu. Meist sind es kleinere, kurze Schauer, aber im Jahr 2016 gab es sogar einen veritablen, kurzen Wolkenbruch. „Bei gutem Wetter feiern kann jeder“, denken sich die Ludwigsburger dann und machen einfach weiter.