Fragen und Antworten zum Siegel Neues Fleischlabel für mehr Transparenz
Während der Internationalen Grünen Woche stellt Agrarminister Christian Schmidt (CSU) ein neues Fleischlabel vor. Was unterscheidet dieses von anderen Siegeln und woran erkennt man gutes Fleisch eigentlich?
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Foto Slow Food Deutschland e.V.
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Auch die nordhessische Ahle Wurscht trägt ein Siegel. In unserer Bilderstrecke sehen Sie die bereits bestehenden Siegel.
Foto Deutscher Tierschutzbund / HO
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Für mehr Tierschutz: Einer oder zwei Sterne? Das blau-weiße Label des Tierschutzbundes kennzeichnet Hühner- und Schweinefleisch von Betrieben, die bessere Haltungsbedingungen und eine sanftere Schlachtung garantieren. So müssen etwa Mastschweine ein Drittel mehr Platz haben, als es das Gesetz vorsieht. 2013 hat der Tierschutzbund mit der Zertifizierung begonnen. Ein Stern steht für die Erfüllung der Mindeststandards (die ebenfalls über den gesetzlichen Vorschriften liegen), zwei Sterne kennzeichnen Fleisch, das in etwa mit Bio- und Neuland-Produkten vergleichbar ist. Der Preis liegt zwischen konventionell erzeugtem und Biofleisch.
Foto dpa
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Biosiegel: Der Mindeststandard für Bioprodukte ist in der EU-Öko-Verordnung geregelt. Das gilt auch für Fleisch- und Wurstwaren mit dem EU-Biosiegel. Bei der Biotierhaltung haben die Tiere in den Ställen mehr Platz, dazu haben sie öfter Auslauf. Präventive Antiobiotika-Gaben sowie gentechnische Veränderungen beim Futter sind verboten. Zwar wird auch EU-Biofleisch inzwischen zum Teil in Massenbetrieben erzeugt, dennoch liegen die Standards hier weit über den gesetzlichen Vorgaben. Der Marktanteil von Biofleisch liegt (inklusive der Waren der Bio-Anbauverbände) allerdings bei gerade einmal rund zwei Prozent. Seit 2012 ist das europäische Biosiegel für alle Bioprodukte verpflichtend. Aufgrund seines höheren Bekanntheitsgrads versehen einige Hersteller ihre Ware aber zusätzlich mit dem sechseckigen deutschen Biosiegel.
Foto DLG
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DLG: Beim Siegel der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft steht das Endprodukt im Vordergrund: Es bewertet das Aussehen, die Konsistenz, den Geschmack und den Geruch von Fleisch- und Wurstwaren sowie anderen Lebensmitteln. Eine DLG-Prämierung in Gold erhalten Produkte, die alle Testkriterien fehlerfrei erfüllen. Über die Produktionsbedingungen – die Anforderungen an die Tierhaltung also – sagt das Siegel nichts aus.
Foto q-s.de
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QS: Das Gütesiegel QS ist im Prinzip nichts weiter als eine Garantie für die Einhaltung gesetzlicher Mindeststandards; die Anforderungen gehen kaum darüber hinaus. So lässt die Qualität und Sicherheit GmbH alle Schweinemastbetriebe auf Salmonellen überwachen – der Gesetzgeber sieht das erst bei Betrieben mit 200 Tieren vor. Das Prüfsiegel wird von Vertretern der Ernährungswirtschaft wie dem Deutschen Bauernverband verliehen. Die Verbraucherorganisation Foodwatch nennt es „verbrauchertäuschend“. Rund 80 000 der 200 000 tierhaltenden Betriebe in Deutschland arbeiten mit dem QS-Prüfsystem.
Foto demeter
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Bio-Anbauverbände: Die wohl bekanntesten Bio-Anbauverbände in Deutschland heißen Bioland, Naturland und Demeter. Ihre Tierhaltungskriterien sind unterschiedlich streng. Eines haben sie aber gemeinsam: Sie gehen sogar über die Anforderungen des EU-Biosiegels hinaus. Die Tiere haben noch mehr Platz und Auslauf, sie erhalten vor allem Biofutter, haben kürzere Transportwege. Aufgrund der strikten Auflagen spricht man daher auch von „Premium-Bio“. Die Produkte sind bei Direktvermarktern, in Bioläden, Hofläden, Bio-Supermärkten und teilweise auch in konventionellen Supermärkten erhältlich. Die Produkte sind meist deutlich teurer als konventionell erzeugte Wurst- und Fleischwaren.
Foto Bioland
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Bio-Anbauverband Bioland
Foto Naturland
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Bio-Anbauverband Naturland
Foto Neuland
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Neuland: Der Neuland-Verein für tiergerechte und umweltschonende Nutztierhaltung wurde 1988 gegründet. Im Mittelpunkt steht die artgerechte Tierhaltung – ökologische Aspekte spielen höchstens eine untergeordnete Rolle. Zugleich gehen die Neuland-Vorschriften zum Teil noch über die der EU-Öko-Verordnung hinaus. So ist etwa die Anbindehaltung generell verboten, und nur heimische Futtermittel sind erlaubt. Wurst und Fleisch sind etwa 20 bis 30 Prozent teurer als konventionelle Produkte, jedoch günstiger als Bioerzeugnisse. Neuland steht unter der Kontrolle des Deutschen Tierschutzbunds. Wegen seiner strengen Anforderungen an die Tierhaltung darf sich das Programm mit der Genehmigung der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) als „besonders artgerecht“ bezeichnen und bewerben.
Foto dpa
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Initiative Tierwohl: Bei der Initiative Tierwohl zahlen Supermarktketten wie Aldi, Edeka, Kaufland, Kaiser’s, Lidl oder Rewe pro verkauftem Kilo Fleisch vier Cent an einen Fonds. Der unterstützt Bauern, die das Wohl ihrer Tiere über die gesetzlichen Vorgaben hinaus fördern. Die Erzeugnisse tragen allerdings kein Siegel – daher ist es derzeit nicht möglich, sie zu erkennen. Die Initiative will ab 2018 die Anforderungen hochschrauben, einen Gesundheitsindex einführen und die Zahlung auf 6,25 Cent erhöhen. Ob das Budget reicht, ist fraglich. Es gibt eine Warteliste von Erzeugern, die mitmachen wollen. Beim Geflügel sind 30 Prozent des Bestandes dabei, bei den Schweinen fast elf Prozent.